Streit über den Umgangston unter Linux-Kernel-Entwicklern

Mit Sarah Sharp und Matthew Garrett haben sich zwei prominente Kernel-Hacker aus der Kernel-Entwicklung zurückgezogen. Beide beklagen den harschen Umgangston unter Kernel-Entwicklern.

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Pinguin
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Dr. Oliver Diedrich

Kernel-Chef Linus Torvalds ist bekannt dafür, dass er nicht nur in technischen Diskussionen gelegentlich sehr deutliche Worte findet. Entsprechend heftig können Debatten auf der Linux Kernel Mailing List (LKML), dem Ort für alle Diskussionen rund um die Kernel-Entwicklung, ausfallen. Dabei verwischen auch schon mal die Grenzen zwischen technischer und persönlicher Kritik. Als Konsequenz aus wiederholten Klagen haben die Kernel-Hacker Anfang des Jahres einen Code of Conflict mit Verhaltensregeln für die Zusammenarbeit bei der Kernel-Entwicklung eingeführt.

Viel verbessert hat das aber offenbar nicht: Mit Sarah Sharp und Matthew Garrett haben sich diese Woche zwei prominente Kernel-Hacker aus der Kernel-Entwicklung zurückgezogen. Sharp hatte den USB 3.0-Stack im Linux-Kernel entwickelt, war Kernel-Koordinator des FOSS Outreach Program for Women und Mitglied des Linux Foundation Technical Advisory Boards (TAB). Garrett arbeitete unter anderem an der Unterstützung von PC-Techniken wie UEFI Secure Boot, TPM und Power-Management. Er wurde von der FSF mit dem Award for the Advancement of Free Software ausgezeichnet und ist ebenfalls Mitglied des TAB.

Sowohl Sharp als auch Garrett beklagen den harschen Umgangston unter Kernel-Entwicklern und wollen sich im Zukunft in anderen Projekten engagieren, wo pfleglicher miteinander umgegangen wird. Sarah Sharp schreibt in ihrem Blog, in ihrer Konzentration auf technische Exzellenz seien die Kernel-Maintainer oft schroff, grob und brutal, und das sei kein Kommunikationsstil, der bei ihr funktioniere. Matthew Garrett nennt in seinem Blog vor allem Auseinandersetzungen mit Torvalds, die ihn dazu bewegen, nur noch dann auf der LKML aktiv zu werden, wenn er dafür bezahlt wird. Seine eigenen Entwicklungen will er zukünftig in einem eigenen Kernelzweig pflegen. (odi)