Weiterhin SpeedStep-Probleme mit Broadwell-Prozessoren

Ein neues Microcode-Update sollte das Problem mit plötzlich auftretenden Machine Check Exceptions beheben, aber viele OEMs zögern noch. Linuxer können sich aber selbst behelfen.

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Broadwell-Prozessor
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Andreas Stiller

Schon im Sommer beklagten sich viele User über Machine Check Exceptions (MCE) auf Broadwell-Prozessoren vor allem unter Linux. Ubuntu 14 schien am häufigsten betroffen zu sein, seltener Fedora 22. Auch unter Windows wurden hier und da systematische Abstürze (Blue Screen) gemeldet, etwa bei der Installation von Office 2016 oder bei manchen Steam-Spielen.

Die Probleme verschwanden zumeist, wenn man SpeedStep abschaltete. Zum Teil verstecken sich die Optionen dafür im UEFI-BIOS unter solchen Bezeichnungen wie "CPU OC Fixed Mode" (Asrock) oder Ähnlichem.

In den Specification Updates für die 5. Core-Familie (neuste Fassung vom September 2015) sind für Core-M und die Mobile/Desktop-Versionen diverse Bugs aufgelistet, die im Zusammenhang mit Deep-C-States das System crashen lassen können. Für die allerorts berichteten MCEs könnte aber eher Bug BDM101/BDD86 verantwortlich sein. Der führt unter bestimmen Timing-Bedingungen und mit einer bestimmten Folge von mit Locks versehenen Befehlen dazu, dass MCE ausgelöst wird. Das könnte auch die unterschiedliche Häufung in Betriebsystemen oder den Zusammenhang mit bestimmten Applikationen erklären.

Im September ist in der Liste zudem noch ein neuer Bug (BDD89) hinzugekommen, der bei den High-End-Prozessoren mit EDRAM eine MCE auslösen kann.

Alle genannten Bugs sollen sich laut Intel mit BIOS-Workarounds umgehen lassen. Intel hat neue Microcodes an die OEMs verschickt, allerdings (noch) nicht auf die Linux-Microcode-Site gelegt – die ist ziemlich veraltet vom Januar 2015; Broadwell-Prozessoren tauchen gar nicht auf.

Bislang hat das Update offenbar nur MSI eingebaut. Wie Nutzer berichten, schaltet das MSI-Update mit Microcode -Version 0x13 auch TSX ab. TSX wird in diesem Zusammenhang ohnehin auch häufiger erwähnt und über Fehler berichtet. Eine mit Hardware Lock Elision (HLE) übersetzte glibc führte jedenfalls auf einem Broadwell-System zu einem Segmentation-Fault, ohne HLE läuft sie.

Windows lädt von Zeit zu Zeit neue Microcodes über die regelmäßigen Updates. Die letzte Microsoft-Support-Meldung dazu stammt vom Juni 2015.

Pfiffige Linuxer haben nun den Microcode aus dem MSI-BIOS-Update für die Prozessoren 5700HQ und 5x75c extrahiert und Update-Tools zum Nachladen auf GitHub gelegt. Man muss aber jedes Mal beim Booten den neuen Microcode nachladen, was der Booloader machen kann. Wer also nicht abwarten will, bis Asus, Asrock und Co. in die Strümpfe kommen ... (as)