NASA-Teleskop Kepler: Spekulation über Alien-Strukturen um mysteriösen Stern

In den Daten des Weltraumteleskops Kepler haben Astronomen "bizarre" Helligkeitsschwankungen eines fernen Sterns gefunden. Ihre natürliche Erklärung setzt auf einen großen Zufall. Nun wollen sie nach Hinweisen auf eine außerirdische Zivilisation suchen.

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Stern

Trümmerstücke könnten die Beobachtungen erklären

(Bild: T. Pyle, JPL-Caltech, NASA)

Lesezeit: 3 Min.

Astronomen rätseln über merkwürdige Helligkeitsschwankungen des Sterns KIC 8462852 und wollen nun auch prüfen, ob es dort Hinweise auf Megastrukturen einer außerirdischen Zivilisation gibt. Wie The Atlantic berichtet, ist der Stern einer der mehr als 150.000, die jahrelang vom Weltraumteleskop Kepler beobachtet wurden, um systematisch nach Exoplaneten zu forschen. In den gesammelten Daten hätten mehrere Teilnehmer des Projekts Planet Hunter den Stern KIC 8462852 als "interessant" und "bizarr" markiert, woraufhin er genauer untersucht wurde. Die Wissenschaftler fanden äußerst ungewöhnliche Helligkeitsschwankungen.

Wie des Astronomie-Blog Bad Astronomy erläutert, ist KIC 8462852 etwa 1500 Lichtjahre entfernt und massiver, heißer sowie größer als unsere Sonne. Von der Erde aus sei er mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Das Weltraumteleskop Kepler habe jedoch sehr ungewöhnliche Helligkeitsschwankungen bei ihm beobachtet. So falle die Helligkeit des Sterns in nicht-periodischen Abständen immens ab, teilweise um 15 oder sogar 22 Prozent. Weil Exoplaneten höchstens für einen Abfall von rund einem Prozent verantwortlich sind, falle einer als Erklärung aus. Außerdem seien die Schwankungen so unregelmäßig, das auch ein anderer, kleiner Stern ausgeschlossen werden könne.

Die mysteriösen Schwankungen

(Bild: Boyajian et al.)

Die blockierte Lichtmenge legt dem Atlantic zufolge nahe, dass eine große Menge an Material den Stern in großer Nähe umkreist. Das wäre zu erwarten, wenn der Stern jung wäre und von einer proto-planetaren Scheibe umkreist wird. Doch KIC 8462852 sei dafür bei weitem zu alt. Seine Gravitation hätte daraus längst andere Himmelskörper geformt, etwa Exoplaneten. Außerdem würde der Staub dieser Scheibe durch den Stern erhitzt und im Infrarotbereich strahlen. Solche zusätzliche Infrarotstrahlung sei aber nicht beobachtet worden.

In einem wissenschaftlichen Papier hat Tabetha Boyajian, die sich um Planet Hunters kümmert, Erklärungsversuche für die mysteriösen Beobachtungen gesammelt. Dabei haben die Autoren intensiv daran gearbeitet, Fehler im Teleskop oder bei der Nachbearbeitung als Ursache der Messergebnisse auszuschließen. Als wahrscheinlichste Erklärung schlagen sie eine Störung des Systems vor, ausgelöst durch einen Stern, der ihm sehr nahe gekommen ist. Der könnte das System aufgewühlt und eine große Zahl von Himmelskörpern in die Nähe des Sterns geschleudert haben. Auch dann wäre der Mangel an zusätzlicher Infrarotstrahlung auffällig, das Szenario aber nicht von vornherein ausgeschlossen. Tatsächlich gebe es einen Stern, der von KIC 8462852 gerade einmal 1000 Astronomische Einheiten entfernt ist.

In ihrem Papier habe sie nur natürliche Erklärungsversuche vorgestellt, erklärte Boyajian dem Atlantic. Inzwischen würde sie aber auch "andere Szenarien" prüfen. Eines will der Astronom Jason Wright demnach bald vorstellen, er ist Professor an der Penn State University. Er meint, die ungewöhnlichen Helligkeitsschwankungen würden zu einem Schwarm von Megastrukturen passen, die etwa als immense Sonnenkollektoren die ferne Sonne umkreisen. "Außerirdische sollten immer die letzte Hypothese sein, die man ausprobiert, aber das hier sieht aus wie etwas, das man von einer außerirdischen Zivilisation erwarten würde", sagte er dem Atlantic. Gemeinsam mit Boyajian arbeite er daran, bald Radioantennen auf den Stern ausrichten zu können. Im Januar 2016 könnte man dann Hinweise auf technische Aktivität suchen. Derweil werde auch Forschung nach Hinweisen auf die immer noch wahrscheinlichere natürliche Erklärung angestoßen. (mho)