Meinung: Bitcoin hat ein Problem
BitPay wollte zum wichtigsten Dienstleister unter den Kryptowährungsfirmen werden. Doch daraus wird wohl nichts, das gehypte Start-up steckt in einer Krise. Das zeigt, dass Bitcoin kein guter Bezahlmechanismus ist, meint TR-Autor Tom Simonite.
- Tom Simonite
BitPay wollte zum wichtigsten Dienstleister unter den Kryptowährungsfirmen werden. Doch daraus wird wohl nichts, das gehypte Start-up steckt in einer Krise. Das zeigt, dass Bitcoin kein guter Bezahlmechanismus ist, meint TR-Autor Tom Simonite.
2014 warb das Bitcoin-Start-up BitPay 30 Millionen US-Dollar von Investoren ein und wurde damals schnell von der Presse zum "PayPal für Bitcoin" erklärt – auch, weil die junge Firma Microsoft erstmals dabei helfen sollte, Gelder in der digitalen Währung anzunehmen.
Doch ein Jahr später sieht es für das vielgehypte Start-up weniger gut aus. Im September gab BitPay bekannt, dass man sich von einer größeren Anzahl an Mitarbeitern trennen werde. Kurz zuvor hatte die Firma einräumen müssen, dass Bitcoins im Wert von 1,8 Millionen Dollar entwendet worden waren. Meiner Meinung ist Bitpay ein Paradebeispiel dafür, warum Bitcoin als Alternativwährung und Bezahllösung erstaunlich wenig taugt.
Problem Nummer eins: Es gibt nur wenige Menschen, die wirklich mit Bitcoin bezahlen wollen – und das dürfte sich auch nicht so schnell ändern. Das Geschäftsmodell von BitPay bestand daran, Händlern zu helfen, Bitcoin zu akzeptieren und sie häufig auch gleich in Dollar umzutauschen. Dafür gab es dann einen Prozentsatz als Gebühr an das Start-up. So erlaubt die Firma beispielsweise Microsoft, dem E-Commerce-Anbieter Newegg und vielen weiteren Online-Anbietern, die Kryptowährung zu akzeptieren.
Unglücklicherweise werden aber bislang die wenigsten Menschen (oder Firmen) in Bitcoin bezahlt – und es gibt wenig echte Gründe dafür, Bitcoins nur zum Bezahlen zu erwerben. Denn die Kryptowährung ist erstaunlich unbequem. Diejenigen, die die besten Gründe dafür haben, so zu bezahlen, sind Investoren, die vor mehreren Jahren in die digitale Währung eingestiegen sind und nun ihr Geld ausgeben wollen – nachdem sie vom Wertanstieg profitiert haben.
BitPay-Chef Stephen Pair räumte im Juni gegenüber "BusinessInsider" ein, dass er nach einem neuen Geschäftsmodell sucht. "Wir bekommen immer mehr Händler ins Boot – mittlerweile sind es über 60.000 – doch sie verkaufen immer an den gleichen Pool von Bitcoin-Early-Adoptern."
Gavin Andresen, der 2010 vom mysteriösen Erfinder von Bitcoin auserwählt wurde, weiter am Code für die Kryptowährung zu arbeiten, sagte mir kürzlich, dass sich das vermutlich nicht so bald ändern wird. "So lange nicht ein Teil des Gehalts regelmäßig in Bitcoin gezahlt wird, weiß ich nicht, wie es zum Mainstream werden soll."
Dass BitPay 5000 Bitcoins im Wert von 1,8 Millionen Dollar verloren hat, wurde aus Gerichtsakten bekannt – und dies zeigt ein weiteres Problem der Kryptowährung. Den Dieben war es gelungen, den Firmenchef zum Überweisen der Summe zu bewegen, in dem er per E-Mail den Finanzchef nachahmte.
Das spricht für schlechte Compliance-Mechanismen bei BitPay. Und es verlängerte die zunehmend länger werdende Liste an spektakulären Bitcoin-Diebstählen. Das wiederum legt nahe, dass sich das Design der Währung als konventionelles digitales Zahlungsmittel nicht sonderlich eignet.
Obwohl Bitcoins digital sind, arbeiten sie wie Bargeld – Transaktionen lassen sich nicht einfach rückgängig machen, wenn etwas daneben geht. Der Forscher Nicholas Weaver vom International Computer Science Institute hält das für den "fatalen Fehler" im Design der Kryptowährung. Konventionelle elektronische Transaktionen wie Kreditkartenzahlungen und Banküberweisungen lassen sich umkehren, wenn Betrug erkannt wird.
BitPay bereiten all diese Probleme große geschäftliche Kopfschmerzen – und vielen anderen Menschen und Firmen, die darauf gewettet haben, dass Bitcoin zu einem weitläufig verwendeten Zahlungsmittel wird, geht es ähnlich. Hinzu kommt, dass die Bitcoin-Community bald einige wichtige Entscheidungen zum Design der Kryptowährung treffen muss, um sie zukunftsfähig zu halten.
Eine E-Mail, die der BitPay-CEO an seine Mitarbeiter verschickte, sprach davon, dass die Firma Kosten reduzieren muss, um sich "besser der Wachstumsgeschwindigkeit der Bitcoin-Industrie anzupassen". Das könnte auch noch anderen Firmen bevorstehen. (bsc)