China Labor Watch: Erneut Vorwürfe gegen Apples Auftragsfertiger Pegatron

Bei der iPhone-Produktion herrschen nach Angabe der Arbeitsrechteorganisation weiterhin eklatante Missstände in einem Werk von Pegatron.

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Tim Cook

Apple-Chef Tim Cook zu Besuch beim Auftragsfertiger Foxconn auf einer früheren China-Reise.

(Bild: dpa, Bowen Liu/Apple)

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Von
  • Leo Becker
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Apples Auftragsfertiger Pegatron hat nach einem Bericht von China Labor Watch (CLW) die Arbeitsbedingungen nicht verbessert. In einem Werk in Shanghai, in dem das iPhone 6s produziert werde, komme es weiterhin zu verschiedenen Verstößen, führt die Arbeitsrechteorganisation an: Die dort Beschäftigten müssten an sechs Tagen in der Woche 12-Stunden-Schichten mit "sehr kurzen Essenspausen" leisten, Überstunden seien zudem zwingend vorgeschrieben.

Da die Arbeiter nur den Mindestlohn von 318 Dollar pro Monat erhalten, seien sie auf die Überstunden angewiesen, merkt die Arbeitsrechteorganisation an. Pegatron weigere sich außerdem, gesetzlich vorgeschriebene Sozialleistungen zu zahlen.

Der von CLW eingeschleuste Mitarbeiter habe in dem Werk, in dem bis zu 100.000 Arbeiter tätig sind, keine Sicherheitsausgänge entdecken können. Die Einführung in Schutzmaßnahmen hat angeblich nur acht Stunden statt der in China vorgeschrieben 24 Stunden in Anspruch genommen, auch würden die Arbeiter über die bei der Produktion verwendeten "toxischen Substanzen" nicht ausreichend aufgeklärt. Seine Arbeit habe er für 10,5 Stunden pro Tag im Stehen am Fließband erledigen müssen.

Zwar gebe es in der Pegatron-Fabrik im Vergleich zu einer Kontrolle im Jahr 2013 in einigen Bereichen wie der Einstellungspolitik und der Zahl der pro Monat geleisteten Überstunden leichte Verbesserungen zu beobachten, konstatiert China Labor Watch, in vielen anderen Bereichen seien aber keine Veränderungen zu erkennen. In bestimmten Punkten wie der für Essenspausen eingeräumten Zeitspanne und den Strafen für bestimmte Vergehen hätten sich die Zustände sogar verschlechtert. Für Vergehen wie das Kreuzen der Beine oder das Vergessen des Mitarbeiterausweises seien Strafzahlungen zu errichten, die sich von knapp 8 Dollar bis 47 Dollar erstrecken.

Die von Pegatron gestellten Schlafräumen sind dem Bericht zufolge mit bis zu 14 Personen pro Zimmer überbelegt, “verschimmelte Wände und Bettwanzen grassieren”, so CLW. Die Arbeitsrechteorganisation hat Apple zur Einführung verschiedener Maßnahmen aufgefordert, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, darunter eine über dem Mindestlohn liegende Bezahlung und das Sicherstellen von adäquaten Sicherheitsschulungen und Schutzmaßnahmen.

Nach einem ähnlichen Bericht Ende 2014 hatte Pegatron in Aussicht gestellt, Missstände in einem iPhone-Werk zu untersuchen, Apple zeigte sich damals "zutiefst aufgebracht" über die Unterstellung, das Unternehmen würde Versprechen gegenüber Arbeitern in der Lieferkette brechen. Zu dem nun veröffentlichten Report von China Labor Watch gibt es bislang keine Stellungnahme des Konzerns.

Der iPhone-Hersteller veröffentlicht alljährlich einen eigenen Bericht über die Arbeitsbedingungen und Probleme in der Lieferkette, die rund 1,5 Millionen Mitarbeiter umfasst. (lbe)