Webhosting: Server von Domainfactory und Host Europe ziehen größtenteils nach Frankreich

Der britische Webhosting-Konzern Host Europe Group verordnet seinen deutschen Tochterfirmen einen Umzug der Server nach Frankreich. Viele Kunden sind darüber entsetzt, weil sie befürchten, der praktische Datenschutz-Level könnte niedriger werden.

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"datadock" in Straßburg

"datadock" in Straßburg

(Bild: PlusServer GmbH)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Holger Bleich

Die Host Europe Group plant einen Umzug ihres Massen-Hostings von Deutschland nach Frankreich. Wie der Konzern am heutigen Mittwoch bekanntgab, wird das Hosting-Rechenzentrum "datadock" in Straßburg künftig diese Hosting-Kunden beherbergen. Das datadock wurde 2009 und 2010 vom deutschen Hoster Plusserver beziehungsweise dessen Konzernmutter Intergenia errichtet. Ende 2014 übernahm die Host Europe Group Intergenia und damit auch das ausschließlich mit "grünem" Strom betriebene datadock.

Ab Ende 2015 sollen im datadock Kapazitäten für alle bislang in Köln gehosteten Host-Europe-Kundenserver bereitstehen. Es gehe sowohl um die dedizierten Server als auch um die V-Server. Die Shared-Hosting-Produkte von Host Europe sollen im Rechenzentrum in Köln verbleiben. Domainfactory dagegen ziehe "voraussichtlich im zweiten Quartal 2016 mit sämtlichen Diensten ins datadock", teilte der Konzern mit.

Die Unternehmen haben bereits einen Teil Ihrer Kunden über den bevorstehenden Umzug informiert. Im unternehmenseigenen Kundenforum dominieren kritische Töne zu dem Standortwechsel, zumal Domainfactory explizit mit dem Slogan "Hosting made in Germany" geworben hat. Ein Kunde etwa fragt: "Vermutlich wird es für ausländische datadock-Kunden auch keine Ausnahme in der französischen Vorratsdatenspeicherung geben? Wie wird denn ausgeschlossen, dass der französische Geheimdienst nicht zum Beispiel in Paris den Glasfaserring anzapft?" Manche Kunden haben angekündigt, das Sonderkündigungsrecht in Anspruch nehmen zu wollen. Eine Mitarbeiterin von Domainfactory erklärte dazu: "Da sich an der Leistungserbringung nicht ändert, gilt das Sonderkündigungsrecht nicht."

Die Host Europe Group hält in ihrer Mitteilung den Bedenken entgegen: "Das datadock zählt zu den modernsten Rechenzentren Europas und glänzt dabei mit höchsten Umwelt- und Sicherheitsstandards. Für die Daten der Kunden gelten ohne jede Änderung weiterhin die deutschen Datenschutzbestimmungen", da das europäische Datenschutzrecht vom "Sitzlandprinzip" ausgehe und der Geschäftssitz von Host Europe und Domainfactory unverändert in Deutschland bleibe.

[Update 28.10.2015, 20:15 Uhr]

Auf Anfrage von heise online zur aufgekommenen Kundenkritik erklärte die Host Europe Group:

"Derzeit werden die Dienste von Host Europe im Rechenzentrum Köln und von Domainfactory im Rechenzentrum in München gehostet, Server-Standort ist aktuell also Deutschland. Wie heute frühzeitig bekannt gegeben, werden ein Teil der Dienste von Host Europe ab Ende des Jahres und die Dienste von Domainfactory im 2. Quartal 2016 im hochmodernen und umweltfreundlichen datadock in Straßburg gehostet werden. Im Zuge dessen gab es in der Kommunikation bereits Anpassungen und künftig wird selbstverständlich bei Domainfactory auf Aussagen, die sich auf den Hostingstandort Deutschland beziehen, komplett verzichtet und bei Host Europe transparent kommuniziert, dass es Rechenzentren in Köln und Straßburg gibt.

An den erbrachten Leistungen ändert sich nichts. Nach wie vor wird ein Hosting nach höchsten technologischen und Sicherheitsstandards sowie deutschen Datenschutzbestimmungen gewährleistet. Daher besteht kein formales Sonderkündigungsrecht. Kunden können sich gerne an ihre persönlichen Ansprechpartner wenden und wir werden individuelle Lösungen mit Kunden anstreben."


(hob)