Neues aus Pylonesien

Das Scheitern der A-Klasse war sicher einer der dramatischsten und damit medienwirksamsten Elchtest-Fehlschläge. Das jüngste Elchtest-Opfer ist wieder einmal ein Mercedes. Genauer einem Mercedes-Benz C 350e Plugin-Hybrid. Was ist geschehen?

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Der Mercedes C 350e Plugin-Hybrid im Elchtest
Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Sebastian Bauer
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München, 30. Oktober 2015 – Kennen Sie eigentlich Teknikens Värld? Nein? Macht nichts. Den Elchtest kennen Sie aber, richtig? Klar, denn hierzulande ist der Name dieses Fahrtestmanövers eben dieser schwedischen Zeitschrift Teknikens Värld spätestens seit dem Umkippen des damaligen schwäbischen Hoffnungsträgers, der Mercedes-Benz A-Klasse im Jahr 1997, jedem ein Begriff. Das Scheitern der A-Klasse war sicher einer der dramatischsten und damit medienwirksamsten Elchtest-Fehlschläge. Gescheitert sind andere Fahrzeuge seither immer wieder. Umgekippt sind seither zwar nur ganz wenige Fahrzeuge, bei denen ebenfalls auf ESP verzichtet wurde, der Land Rover Defender und der Citroën Nemo. Bis zum Umfallen muss es aber gar nicht kommen, damit das Testergebnis negativ ausfällt. Wie beim jüngsten Scheitern, wieder einmal mit einem Mercedes. Genauer einem Mercedes-Benz C 350e Plugin-Hybrid.

Was ist passiert? Die hybridisierte C-Klasse fährt in die Pylonengasse ein, beginnt das Ausweichmanöver, verliert schon jetzt an der Hinterachse Seitenführung und keilt schließlich beim Rücklenken in die ursprüngliche Fahrspur völlig aus. Das Bild wiederholt sich so bei jedem Testdurchlauf mit jeweils reduzierter Geschwindigkeit, bis die C-Klasse schließlich mit mageren 64 km/h den Test besteht und beim Ausweichmanöver innerhalb der vorgesehenen Spur bleibt. Ein Video hierzu haben die Schweden ebenfalls hochgeladen. Ein Blick auf die Ergebnisliste der Teknikens Värld zeigt: Die minimal 40 Kilogramm schwerere Hybridlimousine Lexus GS 450h schaffte bei diesem Manöver 72 km/h, der Mitsubishi Outlander Plug-in Hybrid mit deutlich höherem Schwerpunkt immerhin noch 67 km/h.

Neues aus Pylonesien (8 Bilder)

Teknikens Värld ist die schwedische Autozeitschrift mit dem Markenzeichen "Elchtest".
(Bild: Teknikens Värld (alle))

Soweit, so schlecht. Doch was soll der Test eigentlich prüfen? In erster Linie geht es darum, ein schnelles Ausweichmanöver zu simulieren, hier eben in Form eines skandinavischen Szenarios: Ein Auto ist mit üblichem Landstraßentempo unterwegs, also etwa 70 km/h. Ein Hindernis, in unserem Falle ein Elch, tritt auf die Straße, der Fahrer muss schnell und plötzlich ausweichen, denn Zeit zum Bremsen bleibt keine. Das Ausweichmanöver führt das Fahrzeug auf die Gegenfahrbahn und muss folglich auch so schnell wie möglich auf die richtige Fahrbahn zurück.

Das genaue Testprozedere ist dabei recht eng abgesteckt: mit je Testdurchgang steigender Geschwindigkeit wird in die Pylonengasse eingefahren, üblicherweise sind das zwischen 70 und 80 km/h. Die Breite der Gassen beträgt drei Meter. Sobald der Fahrer in diese Gasse einfährt, geht lupft er das Gas, das Auto befindet sich im Schubbetrieb. Nach einer Distanz von 13,5 Metern muss das Fahrzeug in die Gasse der Gegenfahrbahn dirigiert werden, welche um vier Meter versetzt ist. In Fahrtrichtung ist also ein Meter “Luft” zwischen den beiden Gassen. Die Gegenfahrbahn ist nun wieder 11 Meter lang, bevor auf die nächsten 13,5 Metern wieder der Wechsel in die reguläre Fahrspur zu erfolgen hat.