Gem-Tech Awards: Frauen in der IT als Ausweg aus der Armut

Die UNO möchte die Geschlechterkluft in Informationstechnik und Telekommunikation überwinden. Das soll unter anderem die Armut verringern. In New York wurde drei Projekte und Vorkämpferinnen geehrt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 37 Kommentare lesen
3 schwarze Mädchen und eine schwarze Frau

In einigen Jahren sollten sie als Coderinnen, Start-up-Gründerinnen oder CTOs nicht mehr auffallen.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

"Ich möchte nicht, dass Mädchen weiterhin Männer dafür suchen, dass diese sie ernähren", sagte die pakistanische Ministerin für IT und Telekommunikation, Anusha Rehman Khan, Montagabend (Ortszeit) in New York City. Dort wurden in der Civic Hall zum zweiten Mal die Awards for Gender Equality and Mainstreaming in Technology (Gem-Tech Awards) vergeben. Damit werden Organisationen und Personen gefeiert, die durch Informations- und Kommunikationstechnik die Situation von Frauen verbessert haben.

Danielle Letayf von #Builtbygirls mit It-Nachwuchs Jennifer Wang, Zeinab Rashed und Caitlin Stanton.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Vergeben werden die Gem-Tech Awards von der International Fernmeldeunion (ITU), der ältesten UN-Organisation, gemeinsam mit UN Women, der jüngsten UN-Organisation. Sie hatten bewusst den Vorabend des WSIS+10-Gipfels als Termin gewählt. Die wichtigsten Sponsoren der Awards waren dieses Jahr die Mozilla-Stiftung, gefolgt von Microsoft und der Schweiz. "Wenn wir Armut bekämpfen wollen, […] müssen wir das Potenzial der Hälfte der Weltbevölkerung nutzen", sprach Philipp Metzger, Vorsteher der schweizerischen Regulierungsbehörde BAKOM, den gesamtwirtschaftlichen Effekt des Empowerment von Frauen an.

Ausgezeichnet wurden in drei Kategorien je eine Organisationen, und außerdem als "Global Achievers" drei Frauen. Die Technovation Challenge gewann den Gem-Tech Award für die Förderung von Frauen im Technologiesektor. Technovation ist ein seit 2010 in 64 Ländern ausgetragener Wettbewerb für Apps und Unternehmertum.

Bitilokho Ndiaye vertrat den senegalesischen Telekommunikationsminister.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Mädchen im Alter von von zehn bis 18 Jahren können sich drei Monate lang fortbilden, bevor sie sich beweisen: Programmieren, Problemlösung, Businessfertigkeiten und Teamwork stehen auf dem Lehrplan. Dazu kommen Tipps aus der Praxis von Mentoren. Über 5.000 Mädchen haben bereits an einer Technovation Challenge teilgenommen. 2018 möchte sich der Wettbewerb in alle Länder vorgearbeitet haben.

In der Kategorie "Gender Responsive ICT Governance, Policy and Access" überzeugte die Jury das senegalesische Telekommunikationsministerium. Es hat eine Geschlechterabteilung eingerichtet, das die Teilnahme von Frauen im privaten und im öffentlichen IKT- Bereich verstärken soll. Sie bindet bewusst auch Knaben und Männer in ihre Programme ein. Zu den Maßnahmen zählen Bildungsangebote, die Einbindung von Politikerinnen als Vorbilder, Wettbewerbe und die gezielte Berücksichtigung der Bedürfnisse und Interessen von Frauen bei elektronischen Angeboten der öffentlichen Hand.

Der Preis für den praktischen Einsatz von Technologie für das Empowerment von Frauen ging nach Thailand, und zwar an das Research Center of Communication and Development Knowledge Management (CCDKM). Das CCDKM hat in seinen zehn Jahren des Bestehens 100.000 marginalisierte Frauen und Mädchen im zweckorientierten Umgang mit Computern geschult. Sie können nun Gesundheitsdienste, Bildungsangebote und Finanzdienstleistungen nutzen.

In Telezentren können sie online gehen und sich über Videokonferenzen mit Frauen und Mädchen in anderen asiatischen Ländern austauschen. Außerdem propagiert das CCDKM die Nutzung von Facebook für den Vertrieb von in Heimarbeit hergestellten Waren. Die Erfolge des CCDKM haben andere ASEAN-Staaten dazu animiert, ähnliche Programme aufzulegen.

Eine der drei als Einzelperson ausgezeichneten Frauen war die pakistanische Ministerin Rehman Khan. Sie hat in ihrem Land eine Reihe von IT-Projekten für Frauen initiiert und bei anderen Projekten auf Quoten bestanden. Dazu gehören etwa Programmierkurse für besonders arme Mädchen oder in 500 Telezentren die Reservierung der Hälfte der Computer für Frauen. Wenn es keinen eigenen Bereich für Frauen gibt, würden so manche pakistanische Eltern ihren Töchtern gar nicht gestatten, hinzugehen.

Das diplomatische Parkett ist glatt: Die pakistanische Ministerin Anusha Rehman Khan erhält ihre Auszeichnung aus den Händen der Inderin Pakshmi (UN Women) und des Briten Malcom Johnson (ITU).

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Pamela Hamamoto, die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen in Genf, wurde für ihre Initiativen in der diplomatischen Szene Genfs geehrt. Dort hat auch die ITU ihren Sitz. Zu Hamamotos Projekten zählt "The Future She Deserves" ("Die Zukunft, die sie verdient hat"). Und Nancy Hafkin wurde für ihren jahrzehntelangen Einsatz für die Vernetzung Afrikas gewürdigt. Hafkin warnt auch davor, Technologie im Hinblick auf Geschlechterrollen als neutral zu betrachten.

Am Rande der Preisverleihung präsentierten sich in der New Yorker Civic Hall auch einige US-Initiativen. Drei davon möchten mehr weibliche Programmierer sowie mehr weibliche IT-Unternehmer hervorbringen: #Builtbygirls, Girls Who Code, sowie Black Girls Code. (ds)