Protopiper: 3D-Objekte skizzieren wie aus der Pistole geschossen

Eine Maschine, die Klebeband längs rollt und daraus endlose Röhren klebt, ist nicht ganz trivial zu konstruieren. Der Prototyp vom Hasso-Plattner-Institut dient noch dazu einem praktischen Zweck: Probewohnen im Handumdrehen.

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Protopiper

(Bild: HPI)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter König

Nicht alle Menschen haben die Gabe, sich Dinge dreidimensional und in der richtigen Größe vorzustellen, zum Beispiel, wenn sie in Gedanken eine Wohnung einrichten. Ihnen könnte jetzt der Protopiper helfen, entwickelt von einer Gruppe von Forscherinnen und Forschern am Human Computer Interaction Lab am Hasso-Plattner-Institut, Das Ding sieht aus wie eine Mischung aus Heißklebegewehr und Packbandabroller und hat auch funktional von beidem etwas: Aus handelsüblichem Kunststoffklebeband formt es Rollen, die auf Knopfdruck vorne aus dem Gerät herausgeschoben werden; ist die gewünschte Länge erreicht, schmelzen heiße Drähte das dünnwandige Kunststoffrohr ab. Zusammengesetzt werden die Teile dann von Hand.

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Ist ein Protopiper und genügend Klebeband im Haus, kann man in der neuen Küche schon vorab probewohnen.

(Bild: HPI)

Es hat einige Vorteile, dabei normales Klebeband zu verwenden: Man bekommt das Rohmaterial im normalen Handel und hat diverse Farben zur Auswahl. Man muss sich nicht mehr selbst darum kümmern, dass für die Röhren-Längsnähte und die stehengelassenen Laschen für die Eckverbindungen Klebstoff aufgetragen wird – der ist schon ab Rolle überall drauf. Und nicht zuletzt bietet gerolltes Klebeband ein sehr günstiges Verhältnis zwischen Gewicht und Eigensteifigkeit, weshalb auch längere, waagerecht angeordnete Röhren nicht sehr stark durchhängen.

Wie im Video zu sehen ist, kann man mit dem Protopiper nicht nur die Korpusse von Möbeln im Raum skizzieren, sondern auch deren Funktion: Durch Klebebandröhren angedeutete Möbeltüren lassen sich öffnen, sodass zum Beispiel der Platzbedarf solcher Drehtüren ausprobiert werden kann. Zwei Bilder auf der Webseite zum Projekt zeigen einen einfachen Regenschirm-Dummy, der sich ähnlich wie das Original zusammenklappen lässt.

Der Regenschirm aus gerolltem Klebeband lässt sich sogar schließen.

(Bild: HPI)

Die Gruppe wird ihr Projekt auf dem 28th ACM User Interface Software and Technology Symposium (UIST) in Charlotte (US-Bundesstaat North Carolina) vorstellen, das vom 8. bis 11. November stattfindet. Protopiper entstand unter Beteiligung von Johannes Frohnhofen, Stefanie Mueller und Patrick Baudisch – die drei steckten unter anderen schon hinter der Entwicklung von Brickify.it, dem Webdienst für flottes Prototyping aus Lego und 3D-gedruckten Teilen. Mueller und Baudisch waren außerdem am Projekt Scotty beteiligt, dem Prototypen eines Systems zum "Beamen" von Objekten.

(pek)