NT-Wurm: Halb so schlimm?

Ein Tool im Internet belegt: Der Internet Explorer ist nicht so fest in Windows 98 integriert, wie Microsoft behauptet.

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Von
  • Norbert Luckhardt

Seit rund einem Jahr wehrt sich Microsoft vehement gegen Versuche der US-Justiz, die Kopplung von Windows und Internet Explorer zu unterbinden. Eine einstweilige VerfĂĽgung vom Dezember 1997 konterte der Softwarehersteller mit der Tatsachenbehauptung, der Web-Client sei kein Zusatzprodukt, sondern integraler Bestandteil des Betriebssystems. Entferne man ihn, arbeite Windows nicht mehr stabil oder boote erst gar nicht. Analysen im c't-Labor zeigten damals, daĂź sich Windows 95 (Version 95b) nach Auskommentieren von vier Zeilen im Windows Setup auch ohne Internet Explorer installieren lieĂź (c't 1/98, Seite 19).

Daß auch das Entkoppeln des Internet Explorer von Windows 98 nicht so abwegig ist, wie Microsoft bisher behauptet, hat Princeton-Professor Edward Felton im Kartellprozeß nachzuweisen versucht. Mit einer Software seiner Studenten sei es ihm gelungen, den Internet Explorer aus Windows 98 zu entfernen, ohne das Betriebssystem zu beschädigen.

Feltons Aussage ist durchaus glaubhaft: Im Internet existiert ein weiteres Tool namens 98lite (http://www.wam.umd.edu/~ssbrooks/98lite/) des australischen Programmierers Shane Brooks, mit dem man schon bei der Installation von Windows 98 verhindern kann, daß der Internet Explorer auf die Festplatte gelangt. Die nächste Version dieser Software soll den Internet Explorer auch aus einer bestehenden Installation entfernen können; derzeit existiert auf der Website eine ausführliche Anleitung, wie sich das von Hand bewerkstelligen läßt.

Windows 98 verwendet zum Betrachten des Inhalts von Laufwerken den Internet Explorer. 98lite ersetzt diesen durch den Explorer von Windows 95, den man nebst einigen anderen Dateien aus einer bestehenden 95er-Installation selbst beisteuern muß. Was bei diesen Klimmzügen herauskommt, ist ein um knapp 35 MByte schlankeres System, das aber trotzdem stabil läuft.

Der versprochene Geschwindigkeitsvorteil hielt sich aber bei unseren Versuchen in Grenzen: Unser P166-System mit 32 MByte Speicher - und speziell solchen Systemen könnte die Abmagerungskur zugute kommen - öffnete Laufwerksfenster subjektiv etwas schneller. Die Ergebnisse des BAPCo-Benchmarks ließen hingegen keine Beschleunigung von Anwendungen erkennen. (em/hos) (nl)