Was Fedora 23 Neues bringt

Fedora will das BIOS-Update erleichtern und macht Fortschritte beim Umstieg auf Wayland. Neu ist auch eine Cinnamon-Distribution und Unterstützung für OpenGL 4.1.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Bei Anfang November freigegebenen Fedora 23 haben die Entwickler einige Techniken eingebaut, damit Anwender die Firmware ihrer Hardware erheblich leichter oder sogar automatisch aktualisieren können – also beispielsweise das BIOS des Mainboards oder die Firmware von Geräten wie dem Farb-Kalibrierungs-Sensor ColorHUG. Bei unterstützter Hardware bietet das Software-Verwaltungsprogramm von Gnome die Firmware-Updates jetzt genauso zur Installation an wie von Fedora aktualisierte Software-Pakete. Zur Installation neuer Firmware greift die Software auf das Programm fwupdmgr zurück, mit dem man die Firmware-Updates auch direkt über die Kommandozeile beziehen und installieren kann.

Fedora 23 (17 Bilder)

Die quelloffenen Radeon-3D-Grafiktreiber des neuen Fedora unterstützen erstmals OpenGL 4.1; dadurch eignen sie sich nun auch für Spiele, die Tessellation erfordern.

Die aktualisierte Firmware bezieht diese Programme vom Linux Vendor Firmware Service (LVFS). Auf diesen eigens von den Fedora-Entwicklern eingerichteten Webdienst können auch Programmierer anderer Anwendungen und Distributionen zurückgreifen. Mitte Oktober waren beim LVFS allerdings lediglich 168 Firmware-Updates hinterlegt. Ohnehin unterstützt bislang nur wenig Hardware ein Firmware-Update mit Hilfe von Fwupdmgr. Das könnte sich mittelfristig allerdings ändern, denn eine der bislang unterstützten Techniken zum Firmware-Update ist eine UEFI-Funktion, die der Linux-Kernel seit Version 4.2 unterstützt. Es ist aber noch unklar, wie viele Hersteller diese erst vor wenigen Monaten mit UEFI 2.5 spezifizierte Update-Technik bei ihrer PC-Hardware implementieren werden.

Das Upgrade von Version 22 auf 23 gelingt nicht mit fedup, denn das Fedora-Projekt gibt das erst bei Fedora 18 eingeführte Upgrade-Werkzeug schon wieder auf. Seine Aufgabe übernimmt ein Plugin für den Standard-Paketmanager DNF, das seit einigen Wochen in Fedora 22 verfügbar ist. Zum Versions-Upgrade muss man einige Kommandos ausführen, die das Plugin installieren, den Download der neuen Version anstoßen und einen Neustart auslösen. Beim nächsten Start spielt dann das Init-System Systemd die Fedora-23-Pakete früh im Boot-Prozess ein. Letztlich installiert Fedora die beim Versions-Upgrade aktualisierten Pakete dadurch jetzt mit denselben Mechanismen, die das Software-Verwaltungstool von Gnome beim Einspielen der regulären Updates verwendet.

Die Fedora-23-Repositories enthalten den Linux-Desktop Gnome 3.18, der unter anderem Google-Drive-Unterstützung, Optimierungen für den Dateimanager sowie To-Do- und Kalender-Apps gebracht hat. Die "Workstation Edition", die eine der drei Hauptausführungen von Fedora ist, nutzt Gnome als Standard-Desktop. Dort kann Gnome die Bedienoberfläche auch mit Hilfe von Wayland ausgeben, das den X-Server zu beerben versucht. Anders als noch bei Fedora 22 erwies sich der Wayland-Support auch nach mehrtägigen Tests als halbwegs alltagstauglich – zumindest auf den beiden Haupt-Arbeitsplatzsystemen des Autors, der keine Zweischirmkonfiguration verwendet, mit der es laut einigen Testern noch gelegentlich haken soll.

Nicht auf aktuellen GTK+-3-Versionen aufbauende Anwendungen wie Firefox, Thunderbird oder LibreOffice laufen auch im Wayland-Betrieb von Gnome über Xwayland, das X-Server-Kompatibilität bereitstellt. Fedora-Entwickler arbeiten bereits an der Wayland-Unterstützung für Browser und Office-Umgebung.

Unter den Fedora-Varianten für Desktop-Systeme ist jetzt auch eine, die Cinnamon als Bedienoberfläche verwendet

Der "KDE Spin" setzt jetzt auf Version 5.4 von Plasma. Auch dessen Entwickler arbeiten an Wayland-Unterstützung, die aber weniger weit fortgeschritten ist; das bestätigte sich auf unserem Testsystem, wo der Desktop beim Start abstürzte.

Mit dem "Cinnamon Spin" gibt es von Fedora 23 erstmals auch eine Ausführung, die standardmäßig den im Linux-Mint-Umfeld entwickelten Cinnamon-Desktop einsetzt – derzeit in Version 2.6. Wie gewohnt gibt es auch wieder eine Fedora-Ausführung mit LXDE, Mate oder Xfce als Bedienoberfläche.