Integriert und Kombiniert: Mainboards für FC-PGA-Prozessoren

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Intels Pentium-III-‘Coppermine’-Prozessoren sind in zwei Gehäuseausführungen lieferbar: Das Single Edge Connector Case (SECC-2) für Slot-1-Mainboards ist kaum vom bisherigen Pentium-III-Gehäuse unterscheidbar. Das Flip-Chip-Pin-Grid-Array-Gehäuse (FC-PGA) ähnelt dagegen dem PPGA-Gehäuse der aktuellen Celeron-CPUs für den Sockel 370. Es gibt allerdings einige wichtige Unterschiede zwischen Celeron und FC-PGA-Coppermine, sodass die meisten bisherigen Sockel-370-Mainboards nicht mit den neuen Prozessoren zurechtkommen: So braucht der Coppermine eine sehr niedrige Betriebsspannung von etwa 1,65 Volt und benutzt an einigen Pins eine CMOS-Spannung von nun 1,5 statt vorher 2,5 Volt. Zusätzlich hat sich die Funktion einiger Anschlusspins geändert.

Der FC-PGA-Coppermine bietet jedoch einige Vorteile im Vergleich zur SECC-2-Ausführung: Außer einem etwas günstigeren Preis ist die Bauform wesentlich kompakter, wodurch der Prozessor in kleinere Gehäuse passt. Das ist besonders wichtig, wenn man die CPU auf einer FlexATX-Platine mit nur noch 23 x 19 cm2 unterbringen möchte.

Fast alle Mainboard-Hersteller stellen auf der CeBIT Platinen für FC-PGA-Prozessoren vor. Auf der Suche nach der passenden Hauptplatine wird man am ehesten in Halle 13 fündig, wo fast alle Mainboard-Firmen zu finden sind. Besonders auf dem großen taiwanischen Gemeinschaftsstand nahe dem Durchgang zu Halle 12 (A58, B70, B74, C74, D73, D83, F07) tummeln sich zahlreiche, in Deutschland zum Teil unbekannte Platinenhersteller.

Mit dem Flip-Chip-Coppermine arbeiten prinzipiell alle Slot-1-Chipsätze zusammen, doch nicht mit jedem ist eine Front-Side-Bustaktfrequenz von 133 MHz möglich. Diese Option bieten nur die Intel-Chipsätze i810E, i820 und i840, der SiS620 und 630 sowie die VIA-Chipsätze Apollo Pro133 (Northbridge VT82C693A) und Apollo Pro133A (VT82C694X). Der neueste ALi-Chipsatz Aladdin Pro 4 wird ebenfalls 133 MHz FSB-Takt ermöglichen, doch ist er noch zu neu, um auf der CeBIT ernsthaft eine Rolle zu spielen.

Alle genannten Chipsätze unterstützen prinzipiell Ultra/ATA-66-Festplatten, die mit dem entsprechenden 80-poligen Kabel angeschlossen werden. Ansonsten ist die Ausstattung der Chipsätze recht unterschiedlich: Intels i810E, SiS620 und SiS630 besitzen beispielsweise integrierte Grafikbeschleuniger, weshalb die damit ausgestatteten Mainboards ohne AGP-Steckplatz daherkommen. Außer dem Apollo Pro133 bieten alle anderen genannten Chipsätze den schnellen AGP-4X-Modus für moderne Grafikkarten.

Zahlreiche neue Mainboards bieten integrierte Soundfunktionen; dabei muss aber nicht unbedingt ein ‘echter’ Soundchip auf der Platine sitzen. Spezielle Wandlerchips nach der Audio-Codec-97-Spezifikation (AC97) können kostengünstig Soundfunktionen auf das Board bringen, weil nach dieser Spezifikation die CPU den Löwenanteil der Sounddatenverarbeitung übernimmt. Das funktioniert auch recht ordentlich, wenn für das gewünschte Betriebssystem Treiber vorhanden sind: nur dann lassen sich angeschlossenen Lautsprechern Töne entlocken.

Die Mehrzahl der neuen FC-PGA-Mainboards kommt mit Intels 810E-Chipsatz daher. Dieser Chipsatz kann zwar mit CPUs für 133 MHz FSB-Takt umgehen, unterstützt aber ausschließlich PC100-Speicher und bietet keinen AGP-Steckplatz. Der integrierte Grafikchip ist für Büroanwendungen völlig ausreichend. Auf dieses Einsatzgebiet zielen auch die meisten Hersteller, indem sie die Platinen mit Netzwerkanschluss oder einer Panel-Link-Buchse für digitale Monitore ausstatten, wie etwa Asus (H 13/B52) beim CUWE-RM im microATX-Format.

Ebenfalls mit integriertem Grafikchip sind die preisgünstigen SiS620- und SiS630-Mainboards ausgestattet, die fast alle Mainboard-Hersteller im Programm haben. Nach unseren Messungen liegt die Leistungsfähigkeit des Grafikbeschleunigers aber deutlich unter dem des i810-Chipsatzes. Bei 3D-Grafik, auch keine Paradedisziplin des i810, erreichte der SiS630 sogar nur knapp ein Drittel der Bildraten des Intel-Konkurrenten. Wenn es das BIOS unterstützt, kann man in SiS-Mainboards sogar noch PC66-Speicherbausteine mit CPUs für 100 MHz FSB-Takt weiterverwenden: Der Chipsatz kann FSB und Speicher um +/- 33 MHz unterschiedlich takten.

Dieselbe Flexibilität und zusätzlich Grafikbeschleunigung am anderen Ende der Leistungsskala erlauben Boards mit VIAs Apollo Pro133A-Chipsatz, der den AGP-4X-Modus bietet. Dieser Chipsatz kann mit vielen Speichervarianten umgehen, darunter Virtual-Channel-SDRAM (VC-SDRAM). Entsprechende FC-PGA-Platinen bieten die Hersteller AOpen (H 13/F51), Biostar (H 13/B32), DFI (H 13/F53), Gigabyte (H 13/F53), Jet Way (H 13/E61), Legend QDI (H 13/A17) und Luckytech (H 13/B70) an.

Wer auf PC133-Speicher verzichtet, kann ein Board mit Intel-820-Chipsatz kaufen: AOpen, Lucky Star (H 13/D83), MSI Microstar (H 13/F31) und Supermicro (H 9/A1) bieten Platinen mit FC-PGA-370 und zwei SDRAM-DIMM-Steckplätzen an. MSI stellt zusätzlich eine Ausführung für Rambus-Speichermodule vor.

Der i820 unterstützt jedoch keine CPUs für 66 MHz FSB-Takt mehr, Celeron-Besitzer müssen also mit anderen Chipsätzen vorlieb nehmen.

Hier bietet sich natürlich der bewährte BX an, mit dem DFI, Gigabyte, Legend QDI, Lucky Star und Tyan (H 9/C16) FC-PGA-Mainboards ausstatten. Dabei ist bei der Prozessorauswahl Vorsicht geboten: Der BX-Chipsatz kann den AGP-Steckplatz nur mit 66 MHz versorgen, wenn eine CPU für 100 oder für 66 MHz FSB-Takt im Board steckt. Bei 133 MHz FSB übertaktet der BX unweigerlich den AGP, was die meisten Grafikkarten früher oder später mit einem Absturz quittieren. Diese Tatsache verschleiern viele Mainboard-Hersteller und werben vollmundig für BX-Boards mit 133 MHz FSB-Takt.

Viel flexibler als der BX gibt sich der VIA-Konkurrent Apollo Pro133, der mit 66, 100 und 133 MHz FSB-Takt zurechtkommt und auch einen Taktunterschied zwischen FSB und Speicher erlaubt. Fast alle Hersteller haben Mainboards mit diesem Universalgenie im Programm.

Ein recht neuer Trend sind Mainboards, die sowohl einen Slot 1 als auch einen FC-PGA-370-Steckplatz bieten: Hier kann man sich frei im Prozessorangebot bedienen, ohne einen Adapter zur Hilfe zu nehmen. Außer PCChips (H 9/C72) und ECS Elitegroup (H 13/F24), die diese Technik schon länger anbieten, sind nun auch A-Trend, Biostar, DFI, Chaintech (H 13/F70), Luckytech, Lucky Star, Tyan und viele andere auf den Zug aufgesprungen.

Wer alte Slot-1-Platinen aufrüsten will, findet eine reiche Auswahl an Slot-1-FC-PGA-Adaptern: Abit, A-Trend, MSI, Iwill (H 13/C46), Soltek (H 13/F50) und Tekram (H 13/F62) offerieren entsprechende Produkte, die jedoch nicht alle die für ältere Boards erforderliche VCCMOS-Umsetzung anbieten. Weniger umfangreich ist die Auswahl an Adaptern, die die Implantation von FC-PGA-CPUs in älteren Sockel-370-Celeron-Mainboards erlauben: Nur die US-Firma PowerLeap hat ein solches Produkt angekündigt, ist aber nicht auf der CeBIT vertreten.

Wer sein altes Baby-AT-System aufrüsten will, kann bei Procomp (H 13/D01) und Lucky Star fündig werden, die passende Platinen im Angebot haben.

Zu guter Letzt muss man auch noch an den passenden Prozessorkühler denken: Die alten Kühler für Sockel-7-CPUs, die auf den Sockel-370-Celerons noch gute Dienste taten, sind passé. Der FC-PGA-Coppermine erfordert wegen der kleineren Chipfläche und niedrigeren Bauhöhe Kühlkörper mit veränderter Bauform und anderen Befestigungsclips. Hierzu kann man sich an den Ständen von Cooler Master (H 13/B70) und EKL (H 13/ E36) informieren. (ciw) (ciw)