CES: Dolby präsentiert neues Audio-System Pro Logic II

13 Jahre nach der EinfĂĽhrung von Dolby Surround Pro Logic enthĂĽllten die Dolby Laboratories auf der Consumer Electronics Show eine neue Version des Audio-Systems.

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Dass sich Dolby nach dem großen Erfolg des digitalen Surroundsystems Dolby Digital, das bis zu sechs diskrete (völlig voneinander getrennte) Audiokanäle bietet, nochmals der Matrix-Technologie zuwendet, dürfte einige zunächst überraschen. Schließlich wird sich wohl niemand, der einmal Dolby Digital gehört hat, wirklich nach dem alten Format sehnen. Die Gründe dafür sind jedoch tatsächlich einleuchtend: Bis heute gibt es immer noch jede Menge Quellen, die keinen diskreten Digital-Surround-Sound bieten, allen voran das (analoge) Fernsehen oder CDs. Das alte Pro-Logic-System hat einige Einschränkungen, wie einen monoauralen Surroundkanal (auch wenn dieser über zwei Lautsprecher wiedergegeben wird) und eine eingeschränkte Bandbreite des Surroundkanals von gerade einmal 7 kHz.

Mit Dolby Pro Logic II erhält der Anwender nun zwei Surroundkanäle, über die verschiedene Audioinformationen laufen können, dazu gesellt sich ein eigener Bass-Kanal. Und nicht nur die Bandbreite der Surroundkanäle ist nun nicht mehr eingeschränkt, auch gewöhnliche Stereoaufnahmen sollen nun von einer Pro-Logic-Emulation – allerdings nur mit einem monoauralem Surroundkanal – profitieren. Ein Erfolg scheint daher gewiss, zumal alle großen Unternehmen der Audioelektronik-Industrie auf den Zug aufspringen wollen. Am Dolby-Stand verrichtete ein THX-lizenzierter Kenwood-Receiver Modell VR-5080 seinen Dienst. Warum Dolby derart lange gebraucht hatte, bis Pro Logic II endlich in Angriff genommen wurde, konnte aber auch keiner der Dolby-Mannen beantworten.

Im Vorfeld dieser offiziellen Präsentation wurde häufig spekuliert, dass Pro Logic II so nah an Dolby Digital 5.1 heranreicht, dass beide Systeme miteinander konkurrieren werden. Dies ist jedoch falsch, zumal Dolby nach Aussagen des Firmensprechers James Joseph Arnold nicht von der Möglichkeit Gebrauch machen wird, eigene Pro-Logic-II-Aufnahmen zu fördern. Es gehe lediglich darum, analoge Aufnahmen besser klingen zu lassen. Auf Nachfrage von heise online gestand Arnold ein, dass es allerdings auch keine Möglichkeit für das System gebe, "echte" Daten für den linken und rechten Surroundkanal zu ermitteln – was nicht da ist, kann schließlich auch nicht wieder herausgeholt werden. Tatsächlich geht es eher darum, unterschiedliche Signale für beide Rearspeaker zu schaffen, die den räumlichen Eindruck erhöhen. "Es geht nicht um rechts oder links hinten, man könnte praktisch überall Lautsprecher aufstellen", so Arnolds etwas eigenwilliges Resümee.

Beim Hörtest spielte Pro Logic II durchaus eindrucksvoll auf – vor allem als Faith Hill mit "The Way I love You" ihre Gefühle aus ganzer Kehle zum Ausdruck brachte, schmolz auch der heise-online-Abgesandte willenlos dahin. Die sehr viel bessere räumliche Abbildung war zwar gegenüber der Vergleichsaufnahme deutlich wahrzunehmen, allerdings handelte es sich dabei um eine reine Stereowiedergabe. Einen Test mit dem alten Pro Logic bot Dolby nicht, zudem waren nur Musikbeispiele zu hören. Da der Hörraum schließlich schon an sich recht starke Diffussionen erzeugte (deutlich zu hören bei der Einleitung durch einen Dolby-Mitarbeiter), wird sich die Qualität des neuen Formats bei neutralen Tests beweisen müssen. (nij/c't) / (jk)