Notebook-Basar
Die Ausstattungsliste vieler Notebook-Angebote liest sich beeindruckend: Die Prozessoren laufen mit mehr als einem Gigahertz, Speicher und Festplatte bieten viel Platz, auch gehören ein 14-Zoll-Display und meist ein DVD-Laufwerk dazu. Während viele dieser Geräte mit hellen Displays und langen Akkulaufzeiten glänzen, bergen einzelne eher unliebsame Überraschungen. Wer beim Einstieg in die Einsteigerklasse ein paar Details betrachtet, findet jedoch schnell einen Kompromiss, um den Herbst unbeschwert mit seinem mobilen Büro im Garten zu verbringen.
Während überall im Computerbereich die Preise fallen, scheint die Einstiegsklasse der Notebooks eher teurer geworden zu sein: Gab es vor einem Jahr etliche Notebooks unter 2500 Mark, so kostet nun das Gros der Geräte 1300 Euro (2543 Mark) und mehr. Zum Teil sind dafür wohl die derzeit recht hohen Display-Preise verantwortlich, doch anscheinend nutzen einige Händler und Hersteller aus, dass durch die Euro-Umstellung zwischen 1000 und 1499, vielleicht sogar 1999 Euro kein psychologischer Preispunkt mehr existiert, den es unbedingt zu treffen gilt. Anstatt an allen Ecken und Enden zu sparen, scheinen die Hersteller lieber auf eine angemessene Ausstattung zu setzen, und die Händler erhöhen ihre Margen ein wenig - was ja nichts Schlechtes ist.
Als psychologisch wichtige Grenze gelten die 999 Euro, doch sie ist schwer einzuhalten und bietet fast 50 Mark weniger Spielraum als die letztes Jahr aktuelle 1999-Marks-Grenze. Ab-gesehen von Auslaufmodellen oder zeitlich begrenzten Angeboten bleiben jetzt nur zwei Geräte unseres Testfelds im dreistelligen Bereich, beide werden zudem ohne Windows ausgeliefert: Vobis bietet seit einigen Monaten das Highscreen XI 14-C1200 mit PC-DOS 7.0 für 999 und Elitegroup einige Konfigurationen des DeskNote A900 ab 900 Euro an.
Danach kommt erstmal nichts, erst ab 1300 bis 1500 Euro geht es weiter: Acer Travelmate 220, Fujitsu-Siemens Amilo D-6100, Hewlett-Packard XE4100, Samsung A10 und das Toshiba Satellite 1100 finden sich dort. Verzichtet man auf Windows, passt auch das Asus L2400D in den Preisrahmen. Das Dell Inspiron beginnt je nach aktueller Sonderaktion bei 1350 Euro. Sony bietet die FX700-Serie ab 1700 Euro an, etwas schlechter ausgestattete Restposten der FX-Serie sind aber deutlich günstiger zu bekommen.
Zu spät für diesen Test erreichte uns Acers neue Aspire-Serie, das Compaq Evo N115, ein Gericom Webshox sowie Geräte von Lion und Wortmann. Diese Notebooks werden wir voraussichtlich in einer der nächsten Ausgaben vorstellen.
Gute Kompromisse
Somit nehmen zehn Geräte am Test teil, die uns jedoch nicht alle in der billigsten Ausstattungsvariante erreichten. In der Tabelle (s. S. 136 in c't 17/02) haben wir daher sowohl den Preis für die Testkonfiguration angegeben als auch den Preis für die Konfiguration, die unseren Anforderungen (Prozessor mit etwa 1,1 GHz, 20-GByte-Festplatte, 128 MByte Hauptspeicher, DVD-Laufwerk, Windows XP, 14-Zoll-Display) am nächsten kommt.
Das auffälligste Merkmal zeigt das Elitegroup DeskNote: Es hat keinen Akku. Laut Elitegroup nutzen über 80 Prozent der Anwender ihre Notebooks sowieso ausschließlich als Desktop-PC-Replacement, also als dauernd am Stromnetz hängenden Ersatz für den Schreibtisch-PC. Als Konsequenz spart Elitegroup den Akku ein und füllt den gewonnenen Platz mit größerer, aber billigerer Desktop-Technik; beispielsweise nimmt der sonst bei Desktop-Mainboards verwendete DIMM-Speichersockel ungefähr doppelt so viel Platz ein wie der bei Notebooks übliche SO-DIMM-Sockel. Elitegroup vermarktet die Geräte folgerichtig nicht als Notebook, sondern als Desktop-PCs in einem Platz sparenden Gehäuse. Stolze 600 000 DeskNotes will Elitegroup dieses Jahr verkaufen.
Der Kostendruck im Billigsegment zwingt auch die anderen Mitspieler zu Sparmaßnahmen. So stammt das Vobis C1200 aus dem Produktkatalog eines der großen taiwanischen ODMs und ist vermutlich mit leichten Änderungen auch bei anderen Anbietern zu finden (siehe Kasten ‘Geschichten von 1001 Notebook-Herstellern’). Zumindest vom gleichen OEM stammen wohl das Fujitsu-Siemens Amilo D-6100 und das Toshiba Satellite 1100, zu sehr ähneln sich die Gehäuse; ihre Akkus haben sogar die gleiche Bauform. Auch wenn die Akkus aufgrund unterschiedlicher Spannungen nicht austauschbar sind, stammen beide Geräte offensichtlich nicht komplett aus den Entwicklungsabteilungen von Fujitsu-Siemens und Toshiba.
Toshiba spart zusätzlich beim Akku: Der Ni-MH-Akku speichert trotz recht hohem Gewicht lediglich 43 Wattstunden und leidet deutlich stärker als die Lithium-Ionen-Akkus unter dem Memory-Effekt beim unvollständigen Laden und Entladen.
Sony hat das Grundgerüst der FX-Baureihe seit etwa einem Jahr kaum verändert und stattet es nur mit aktuellen Prozessoren und Laufwerken aus. Andere Hersteller lassen die von den besseren Baureihen gewohnten Merkmale weg. Beispielsweise nutzt Dell austauschbare Akkus bei den mittleren und großen Inspiron- und Latitude-Serien, doch in das Einstiegsmodell passen diese Akkus nicht.
Immateriell
Elitegroup, Vobis und (auf Wunsch) Asus liefern ihre Geräte ohne Windows aus, den anderen liegt die Home-Edition von Windows XP bei. Acer, Asus, Dell und HP bieten gegen einen Aufpreis von rund 100 Euro die Professional-Version an. Wer Linux auf einem der Notebooks installieren möchte, sollte auf jeden Fall den nächsten Artikel ab Seite 138 in c't 17/02 lesen: Alle Kandidaten mussten zeigen, wie sie mit einer aktuellen Linux-Distribution umgehen.
Bis auf ein paar Tools wie Virenscanner oder DVD-Decoder legen Acer, Asus, Elitegroup und HP ihren Notebooks keine Software bei. Dell, Fujitsu-Siemens, Samsung und Toshiba bieten mit Microsoft Works eine recht umfassende Office-Grundausstattung. Bei Vobis gibts für 150 Euro Aufpreis Windows XP Home und die Lotus SmartSuite. Das FX702 ist wie bei Sony üblich mit einer umfangreichen Sammlung von Audio- und Videobearbeitungssoftware einschließlich der Lite-Version von Adobe Photoshop ausgestattet.
Zusätzlich zur zweijährigen Gewährleistung durch den Händler bieten einige Hersteller Garantien an: Dell und Samsung holen das Notebook bei Defekten im ersten Jahr sogar europaweit beim Kunden ab, Vobis deutschlandweit. Asus erweitert die Garantie auf drei Jahre, wobei sie im ersten Jahr weltweit gilt. Auch Acer und Toshiba erlauben bei Garantiefällen die Nutzung aller Filialen weltweit, Sony die der europäischen. Gegen Aufpreis bieten Dell, Fujitsu-Siemens, HP, Samsung, Sony und Toshiba umfangreiche Serviceverträge wie eine 5-Jahres-Garantie, weltweite Abholung oder Teilkaskoversicherungen an. Die welt- oder europaweite Gültigkeit beschränken alle Hersteller dabei auf die Länder, in denen sie Niederlassungen unterhalten.
Anbau
Wer ein internes CD-RW/ DVD-Kombilaufwerk haben möchte, findet im Toshiba Satellite 1100 ein Schnäppchen: Zum Preis von 1450 Euro bietet es einen Brenner mit Pufferleerlaufschutz. Erträgliche 100 Euro Aufpreis kostet das Kombilaufwerk bei Acer, schmerzhaftere 200 bei Sony. Asus und HP liefern für 250 Euro Aufpreis nicht nur das Kombilaufwerk, sondern auch mehr Hauptspeicher und schnellere Prozessoren. Dell verlangt 232 Euro für ein Laufwerk ohne und 261 Euro für ein schnelles mit Pufferleerlaufschutz. Elitegroup, Fujitsu-Siemens und Vobis bieten kein Kombilaufwerk für die getesteten Modelle an.
Im kleinen Rahmen kann der Anwender die Notebooks auch selbst aufrüsten: Der Hauptspeicher ist bei allen außer dem Samsung A10 einfach zugänglich. Die Geräte von Elitegroup und Vobis haben allerdings keinen freien Steckplatz, sodass man das vorhandene Modul nicht weiternutzen, sondern nur gegen ein größeres austauschen kann. Die Festplatte lässt sich bei allen Notebooks außer denen von Sony und Toshiba nach dem Lösen einiger Schrauben einfach wechseln.
Einen Wechselschacht für das optische Laufwerk bietet eigentlich nur Acer. Doch während die Erstausstattung recht wenig kostet, sind die einzeln angebotenen Laufwerke horrend teuer. Einige Händler bieten die in Notebooks verwendeten Slimline-Laufwerke einzeln an, sodass nahe liegt, den Einbau auch in nicht dafür vorgesehene Notebooks zu untersuchen. Mit etwas Geschick gelingt bei den Geräten von Dell, Elitegroup, Fujitsu-Siemens und Vobis tatsächlich der Austausch des vorhandenen gegen ein neues Laufwerk; auch in den Acer-Wechselrahmen lässt sich recht einfach ein neues Slimline-Laufwerk einbauen.
Mancher Wechsel scheitert jedoch, weil das Notebook-BIOS nicht mit allen Wunsch-Festplatten oder -Laufwerken zurechtkommt. Bei optischen Laufwerken kommt erschwerend hinzu, dass man die Schubladenblende vom alten ans neue Laufwerk montieren muss, wenn das neue Laufwerk zum Notebook-Design passen soll.
Verbunden
Alle Geräte sind mit einem 14-Zoll-Display ausgestattet. Das Dell Inspiron 2600 lässt sich mit einem 15-Zoll-Display ausrüsten, doch Displays mit höherer Auflösung als XGA sind für die Einsteiger-Notebooks nicht lieferbar. Ein Diskettenlaufwerk fehlt nur beim Elitegroup Desknote.
Zur Grundausstattung gehören bei allen Geräten ein Modem und zwei USB-Anschlüsse, bei Samsung und Toshiba sogar drei und bei Elitegroup vier. 10/100-MBit-Ethernet bieten außer Dell und Toshiba alle: Beim Dell Inspiron 2600 kostet LAN 58 Euro extra, beim Toshiba Satellite 1100 ist ein interner Netzwerk-Anschluss nicht lieferbar. Wer den hauptsächlichen Einsatzort seines Notebooks mit einer Docking-Station ausstatten möchte, muss zum Asus L2400 oder Sony FX702 greifen.
Einen Parallelport bieten alle Geräte, doch immer mehr Hersteller lassen die älteren Schnittstellen PS/2, RS-232 und Infrarot zumindest teilweise weg, ohne neue anzubieten: Mit FireWire warten Asus und Sony auf, doch Bluetooth, WLAN und USB 2.0 sucht man in der Einstiegsklasse vergeblich. Selbst das Nachrüsten per PC-Card gelingt nicht bei allen Geräten: Das Dell Inspiron und das Samsung A10 bieten nur einen Steckplatz. Dem Elitegroup DeskNote und dem Vobis 14-C1200 fehlt dieser Erweiterungsslot gar ganz - wer Speicherkarten vom MP3-Spieler oder der Digitalkamera ansprechen möchte, muss einen USB-Adapter kaufen.
Einen Kopfhörer können alle Notebooks ansteuern, auch einen Mikrofoneingang haben alle. Doch für digitalen Mehrkanal-Sound eignet sich nur das Elitegroup DeskNote, allen anderen fehlt ein SPDIF-Ausgang. Obwohl von vielen Herstellern als Multimedia-Maschine angepriesen und mit DVD-Laufwerken ausgerüstet, produzieren alle Geräte bis auf das DeskNote nur analogen Stereo-Sound. Das Asus L2400 und das Fujitsu-Siemens Amilo funktionieren auch ausgeschaltet als CD-Spieler: Tasten zum Öffnen des Laufwerks und zum Abspielen einer CD sind vorhanden. Weil dabei nur Laufwerk und Audio-System Strom bekommen, funktioniert das nur mit herkömmlichen Audio-CDs; zur MP3-Wiedergabe muss man die Notebooks weiterhin einschalten.
Die Lautsprecher der Testkandidaten klingen eher mau. Von dem bei Notebooks üblichen Manko der fehlenden Bässe abgesehen klingen die Geräte von Dell, Samsung und Sony ganz gut. Zur Musikwiedergabe weniger geeignet erweisen sich die Acer-, die Fujitsu-Siemens-, die HP-, die Toshiba- und die Vobis-Lautsprecher. Bei Acer, Fujitsu-Siemens, HP, Samsung klingen sogar die Kopfhörer-Ausgänge eher schlecht.
Besser gefielen die Tastaturen: Insbesondere die von Acer, Asus, Dell, HP und Sony bieten ein angenehmes, vielschreibertaugliches Schreibgefühl.
Geschichten von 1001 Notebook-Herstellern
‘Alles das gleiche’, könnte man beim Blick auf die Notebooks von Gericom, Vobis, Medion oder den im Kaufhof oder bei Karstadt stehenden IPC-Geräten sagen. Auch einige Geräte von Baycom, Lion, Lynx, Maxdata, Targa, Tulip und Xeron scheinen sich mehr als nur zu ähneln.
Diese Beobachtung ist in der Tat nicht ganz falsch, denn diese Firmen fertigen ihre Notebooks nicht selbst, sondern kaufen vorgefertigte Grundgerüste bei ODM genannten Herstellern ein (ODM = Original Design Manufacturer). Rund ein Dutzend ODMs existieren weltweit, die meisten davon sitzen in Taiwan: Arima, Clevo, Compal, Inventec, FIC, Mitac, Quanta oder der südkoreanische Produzent LG sind in Europa zumindest als Notebook-Marke nicht präsent. Sie bieten komplette Produktpaletten von Barebones an, die meist aus Gehäuse, Mainboard und Display bestehen. Ihre als Markenhersteller auftretenden Kunden bauen die fehlenden Komponenten (Prozessor, Speicher, Laufwerke) ein und kümmern sich um Vertrieb, Regionalisierung und Support.
Fertig-Notebooks
Beide Seiten profitieren von dem Geschäft: Der ODM spezialisiert sich auf die Technik und eine kostengünstige Produktion und muss sich nicht auf Einzelkunden einstellen, eine Marke entwickeln oder länderspezifische Marketingstrategien entwerfen. Seine Produktion lastet er besser aus, weil er Schwankungen in der Nachfrage einzelner Kunden leicht ausgleichen kann. Zudem siedelt er seine Fabriken dort an, wo er günstig produzieren kann - derzeit beispielsweise in China.
Der Barebone-Käufer hat im Gegenzug Zugriff auf eine umfangreiche Produktpalette, die er aus eigener Kraft kaum hätte entwickeln können. Er konzentriert sich ganz auf Service, Support, Vertrieb und die Schaffung eines Markennamens. Die Kosten für Lagerhaltung fallen sehr gering aus, da er die Barebones bedarfsorientiert bestellt. Die starken Preisschwankungen ausgesetzten Komponenten wie Prozessoren oder Speicher kauft er genau in den benötigten Mengen zu günstigen Spotmarkt-Preisen. Die Entwicklungsabteilung beschränkt sich auf Kompatibilitätstests oder die Einhaltung regionaler Bestimmungen (CE, TÜV).
Mit ihrer Produktpalette setzen sich die ‘Bareboner’ jedoch äußerlich nicht von den Mitbewerbern ab, weil alle bei den gleichen ODMs kaufen. Die Qualität zwischen scheinbar baugleichen Modellen unterscheidet sich jedoch oft deutlich, sodass Testergebnisse und Erfahrungen mit einem Gerät nur bedingt auf alle vom gleichen Barebone abstammenden Geräte übertragbar sind. Zum einen bieten viele ODMs mehrstufige Fertigungsqualitäten an oder variieren Komponenten wie das Display. Zum anderen beeinflusst die Wahl der zu ergänzenden Teile das Gerät: Schlechter Speicher führt zu Abstürzen; schnellere Prozessoren mindern die Akkulaufzeit und entwickeln mehr Hitze, die mit mehr Aufwand und Lärm abgeführt werden muss.
Design-Transfer
Auch die renommierten Notebook-Hersteller können sich den Kostenvorteilen der ausgelagerten Produktion nicht entziehen. Sie geben eigene Designs, quasi die Baupläne, an die OEM genannten Hersteller ab (OEM = Original Equipment Manufacturer), behalten aber die Entwicklung und meist auch die Produktions- und Qualitätskontrolle in eigener Hand. Ihre OEMs nennen sie nur ungerne, doch ab und zu werden Einzelheiten bekannt (siehe Tabelle). Einige Hersteller geben die komplette Produktion ab, andere wie IBM fertigen einzelne Modellreihen weiterhin selbst. Auch die japanischen Marken mit traditionell eigener Fertigung wie Fujitsu, Nec, Sony und Toshiba lagern aus, in 2001 angeblich vergleichsweise wenige 2,5 Millionen Geräte, aber mit stark steigender Tendenz. Insgesamt haben die taiwanischen Firmen in 2001 etwa 13 bis 14 Millionen Notebooks produziert, mehr als 50 Prozent des Weltmarkts. Um den Platz eins streiten sich dabei Quanta und Compal, danach folgen Arima, Inventec und Wistron. Doch die Aufteilungen ändern sich schnell: Mitte 2002 soll ein Millionen Stückzahlen schwerer Kunde von Quanta zu Compal gewechselt haben. Anfang des Jahres wirbelte der Zusammenschluss von HP und Compaq den OEM-Markt auf, weil Aufträge von mehr als 4 Millionen Notebooks pro Jahr neu zu verhandeln waren.
Diese Kämpfe zeigen, dass das OEM-Geschäft für die Produzenten schwierig ist. Besser läuft es als ODM, weil der Hersteller gegenüber seinen vergleichsweise kleinen, nur regional operierenden Kunden eine bessere Stellung hat. Noch besser laufen die Geschäfte mit einer eigenen Marke (OBM = Original Brand Manufacturer), doch das Etablieren kostet immens viel Geld. Diesen Sprung wagt beispielsweise Asus und versucht, außer seinem ODM- und OEM-Geschäft auch als eigenständige Notebook-Marke bekannt zu werden. Acer hat Mitte 2001 seinen OEM/ODM-Bereich in das unabhängige Unternehmen Wistron ausgegliedert und konzentriert sich nun ganz auf OBM.
Preisig
Der Verzicht auf eine eigene Entwicklung oder Herstellung ergibt nicht zwangsläufig ein schlechtes Notebook. Entscheidend ist die Wahl eines passenden ODM/OEM und eine vernünftige Qualitätssicherung.
Der Consumer- und Einsteiger-Markt ist jedoch weniger von der Qualität als vielmehr von niedrigen Preisen und verkaufswirksamen Eigenschaften (beispielsweise ein möglichst hoher CPU-Takt, die so genannten ‘Bullet Points’) bestimmt. Zudem müssen die Hersteller meist eher logistische als qualitative Kriterien erfüllen, wenn sie in das Sortiment großer Handelsketten aufgenommen werden wollen.
Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen OEM und ODM: Auf der einen Seite erlangen große ‘Bareboner’ wie Gericom mit über 250 000 Notebooks in 2001 einen starken Einfluss auf die Preise und Designs der ODMs. Auf der anderen Seite müssen renommierte Markenhersteller fast zwangsläufig ihr OEM-Geschäft verwässern, wenn sie ihre Marktanteile halten wollen: Größen wie Dell, HP oder Toshiba gelingen ihre preiswerten Einsteigergeräte auch nur, indem sie ODM-Designs mit für ihre Verhältnisse wenigen Änderungen übernehmen. Durch die Auswahl verschiedener OEMs und ODMs riskieren die Hersteller wiederum Qualitätsschwankungen zwischen verschiedenen Modellreihen, was einem guten Image abträglich ist.
Letztlich kann dem Endkunden egal sein, von wem die Komponenten seines Notebooks stammen, denn er hat als Ansprechpartner seinen Markenhersteller, der für das Gesamtpaket aus Notebook und Service mit seinem Namen bürgt - und mit seiner Garantie.
| OEM-Beziehungen bei Notebooks | |
| Markenhersteller | ODM/OEM-Hersteller |
| Apple | AlphaTop, Quanta |
| Compaq | Arima, Compal, Inventec, LG, Quanta |
| Dell | Compal, Quanta, Samsung, Wistron |
| Fujitsu-Siemens | Wistron, Compal, Quanta |
| Hitachi | Wistron, Clevo |
| HP | Compal, Quanta |
| IBM | Wistron, LG |
| NEC | Arima, FIC, Quanta |
| Toshiba | Compal, Inventec |
| Sony | Asus, Quanta |
(jow)