Gates: Das Internet ist noch ganz am Anfang

Nach Ansicht von Bill Gates befindet sich das Internet - verglichen mit der Entwicklung in der Autoindustrie - auf dem Stand des T-Modells.

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Nach Ansicht von Bill Gates befindet sich das Internet - verglichen mit der Entwicklung in der Autoindustrie - auf dem Stand des T-Modells. Und das, obwohl im Jahre 2001 schätzungsweise mehr als 400 Millionen Menschen weltweit in einem Internet mit 4 Milliarden Seiten surfen und mehr als eine halbe Milliarde US-Dollar für Waren und Dienstleistungen ausgeben werden. Diese Ansicht äußerte der Microsoft-Gründer in einer Kolumne der britischen Witschaftszeitung The Economist. Immerhin gebe es auch Hoffnung: So sei es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis interaktive Dienste die Oberhand gewinnen würden.

Dies wird nach Gates' Meinung aber auch dringend Zeit. So sei das Internet heute vergleichbar mit dem alten Mainframe-Modell, bei dem der Browser die Rolle des dummen Terminals übernommen habe. Alle Informationen seien zentral gespeichert und würden individuellen Nutzern einzeln übermittelt. Das Resultat: Der Versuch, Daten von verschiedenen Websites in Zusammenhang zu bringen, ende gewöhnlich damit, dass man sie auf einem Notizblock niederschreibe. Damit sei man weit von der Version eines interkreativen Raumes von Tim Berners-Lee entfernt, dessen Pionierarbeit zur Erschaffung des Webs geführt habe.

Um das Internet in ein Medium zu verwandeln, das mehr als nur statische Informationen liefert, müssten im Zukunft unter anderem intelligente Endgeräte und Web-basierte Dienste reibungslos zusammenarbeiten. Heute wisse der User immer, ob er seine Daten von der Festplatte oder aus dem Internet bekommt. In Zukunft werde der Nutzer dies nicht mehr wissen – und sich auch dafür auch nicht mehr interessieren.

In Gates' schöner neuen Welt werden Geschäfts- wie persönliche Daten sicher im Internet gespeichert, automatisch synchronisiert und sind überall verfügbar. Dadurch werde jeder die völlige Kontrolle darüber haben, wie, wann und welche Informationen er geliefert bekommt. Allerdings müsse hierbei auch der Schutz der Privatsphäre gewahrt werden. Das Internet werde somit das "ultimative Business-Tool" für den User, das die Produktivität seiner Firma erhöht – und ein großer Schritt in Richtung "reibungsloser Kapitalismus".

Als Instrument komme laut Gates hierfür vor allem die Universalsprache XML in Frage, von der er auf der Comdex bereits behauptet hatte, dass sie stark genug sei, Java abzulösen. "Wie ein Notensystem die Orchestrierung von Instrumenten ermögliche, werden XML und verbesserte Software die Orchestrierung von Online- und Offline-Daten und -Diensten ermöglichen", prophezeite Gates. Dank dieser Sprache könnten Daten organisiert, programmiert, bearbeitet und mit anderen Seiten, Applikationen und Geräten ausgetauscht werden. Künfige werde es daher Alles-in-Einem-Lösungen geben, die Mehrzahl der Mitteilungen den User zudem nicht mehr in geschriebener Form erreichen. Natürlich sieht Gates auch Microsofts .NET-Initiative hier als entscheidenden Teil des "Großen Ganzen". (nij)