PC-System-Check

Läuft der neue Rechner wirklich optimal rund? Das lässt sich mit einfachen Mitteln überprüfen. Ein wenig mehr Geschick und Know-how sind nötig, um Hardware-Probleme zu lösen.

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Inhaltsverzeichnis

Ganz gleich, ob man einen neuen PC von der Stange gekauft, sich seinen Traumrechner selbst zusammengeschraubt oder einen alt gedienten Recken mit neuen Komponenten aufpoliert hat: Immer steht die Frage im Raum, ob das gute Stück auch das leistet, was man erwartet. Bevor Sie langwierige Software-Installationen und die Einstellung der zahllosen Konfigurationsdetails von der Farbtiefe der Grafikkarte bis zur Einrichtung des Internet-Zugangs absolvieren, sollten Sie die Computer-Hardware auf Herz und Nieren prüfen.

Das gilt vor allem nach dem Kauf eines Komplettsystems. Sind überhaupt alle der beworbenen Markenkomponenten eingebaut? Tönt der Rundum-Klang auch von hinten? Läuft die Festplatte wirklich im Ultra-ATA/133-Modus? Röhrt der Rechner unter Volllast nicht viel zu laut? Vor allem, ob das System stabil und schnell läuft, lässt sich zuverlässig nur unmittelbar nach dem Kauf klären, wenn noch nicht zig neu aufgespielte Anwendungen oder Konfigurationstricks an der Systemstabilität nagen.

Auch wenn Sie einige der möglicherweise teuer bezahlten Funktionen erst Monate später zu nutzen gedenken, ist es klug, diese so schnell wie möglich zu prüfen. Denn Stolperfallen gibts genug: Die Video-Wiedergabe per TV-Out harmoniert nicht mit dem Fernseher, die SCSI-Adapterkarte des eigentlich noch ausreichenden Scanner-Methusalems läuft nicht im OEM-Mainboard.

Erst recht, wenn man sein System oder Komponenten im Versandhandel erworben hat, lohnt sich die schnelle Prüfung, weil sich auf diesem Wege gekaufte Waren innerhalb von 14 Tagen stressfrei und ohne Angabe von Gründen zurückgeben lassen. Doch auch die Reklamation im Laden fällt leichter, solange der PC noch nahe am Auslieferungszustand liegt - andernfalls könnte der Händler versucht sein, den schwarzen Peter bei anderen Programmen und Komponenten los zu werden.

Mit einfachen Bordmitteln und wenigen Programmen aus dem Internet lässt sich ein Windows-XP-PC recht umfassend auf Funktion, Stabilität und Geschwindigkeit prüfen. Wenn die Do-it-yourself-Umrüstung gescheitert ist, helfen Hinweise zur Fehlersuche und -behebung weiter.

Ab Seite 110 geht es um den reibungslosen Umzug vom alten Windows-PC auf den neuen. Der Artikel ab Seite 112 erklärt, wie man Windows so geschickt einrichtet, dass Hardware-Havarien ihren Schrecken verlieren und auch risikoreiche Software-Experimente keine nachteiligen Spuren hinterlassen. Auf Seite 118 folgen Tipps zur Einrichtung und Problemlösung von PC-Netzwerken per Draht und Funk.

Die PISA-Studie sagt es deutlich: Lesen ist der Schlüssel zum Verständnis. Und Lesen ist auch die erste Pflicht vor allen Arbeiten am PC. Erst wenn Sie zumindest die Installationsanweisung verstanden haben, sollten Sie mit der Arbeit beginnen. Spätestens, wenn Unklarheiten oder Probleme auftreten, ist die Lektüre sämtlicher vom Hersteller mitgelieferten Anweisungen angesagt. Ein deutschsprachiges Handbuch gehört hierzulande eigentlich zur Pflichtausstattung - wenn es fehlt, kann das schon ein Reklamationsgrund sein. Allerdings kommen viele Dokumente heute in digitaler Form, entweder auf CD-ROM oder auf der Festplatte abgespeichert.

Sofern man selbst Veränderungen an der Hardware vornimmt und erst recht, wenn Fehler auftreten, sollte man die gedruckten Manuals um eigene Notizen ergänzen. Arbeitet der nagelneue Rechner nicht wie erwartet, schreiben Sie alle festgestellten Gerätemacken penibel samt Datum und Uhrzeit auf. Damit stärken Sie ihre Position bei Reklamationen und erleichtern sich selbst die Fehlersuche.

Ist alles glatt gelaufen und der erste Windows-Start vollbracht, kann man sich einen Überblick über die Systemkonfiguration verschaffen. Dazu stehen unter Windows XP zahlreiche Bordmittel bereit. Der erste Weg führt zum Geräte-Manager, der sich in der Systemsteuerung unter System versteckt und dort wiederum auf der Registerkarte Hardware. Hier dürfen keine gelben Frage- oder Ausrufezeichen zu finden sein, die auf fehlerhafte oder nicht installierte Treiber hindeuten.

Windows XP bringt für viele Geräte und Systemkomponenten zwar eigene Treiber mit, doch oft nutzen diese Standard-Versionen nicht alle Funktionen der Hardware oder nicht mit voller Leistung. Daher sind für viele Komponenten spezielle Treiber des Herstellers nötig. Manchmal führen Experimente mit verschiedenen Treiber-Versionen aus dem Internet zum Erfolg, wobei die von Microsoft zertifizierten (WHQL-)Treiber die beste Software-Kompatibilität versprechen.

Ein mächtiges Werkzeug zur Analyse eines Windows-Rechners ist das Programm Systeminformationen (msinfo32.exe), welches im Startmenü unter Zubehör/Systemprogramme steht. Es liefert (unter Komponenten) genaue Versionsinformationen zu den installierten Treibern und erleichtert es, deren Aktualität zu prüfen.

Systeminformationen startet im Menü Extras weitere Diagnosetools, darunter Basis-Tests für Netzwerk und die Direct-X-Komponenten (dxdiag.exe). Nicht nur Spiele benötigen eine voll funktionsfähige DirectX-Installation, sondern auch Multimedia-Anwendungen wie Software-DVD-Decoder. Wenn hier Probleme auftreten, lassen sie sich vielfach durch Treiber-Updates beseitigen.

Essenziell für eine optimale Arbeitsgeschwindigkeit des Rechners ist der Betrieb von Festplatten und optischen Laufwerken im (Ultra-)DMA-Modus. Manches ältere CD-ROM-Laufwerk kennt zwar nur die PIO-Modi, die für hohe Prozessorbelastung sorgen und diesen damit ausbremsen. Doch aktuelle optische Laufwerke können mindestens Multiword-DMA. Oft verrät der Geräte-Manager (unter IDE ATA/ATAPI Controller) den aktuellen Betriebsmodus der angeschlossenen IDE-Laufwerke, doch manche Chipsatztreiber bringen eigene Konfigurationswerkzeuge mit. Intels Application Accelerator (siehe Soft-Link), der auf jedem Pentium-4-PC mit Intel-Chipsatz installiert sein sollte, bietet darüber hinaus sogar Einstellmöglichkeiten für das Akustik-Management der Festplatten.

Wenn ein Laufwerk nicht im erwarteten (und vom Laufwerkshersteller versprochenen) DMA-Modus läuft, lohnt eine Kontrolle der Kabelverbindungen und ein Blick ins BIOS-Setup (dazu später mehr). EIDE-Kabel dürfen nicht länger als 45 Zentimeter sein und müssen für den Betrieb ab dem Ultra-ATA/66-Modus (UDMA-4) 80 Adern haben.

Viel tiefer gehende Hardware-Diagnose- und Informationsmöglichkeiten als die erwähnten Programme bringt Windows XP nicht mit. Mancher Hersteller liefert eigene Diagnosetools für seine Komponenten, auch bei Software-Paketen wie DVD-Decodern und CD-Brennprogrammen sind häufig Testfunktionen eingebaut.

Wer seinem Rechner genauer auf den Zahn fühlen möchte, kann dazu Werkzeuge aus dem Internet herunterladen. Eine grobe Einordnung der 3D-Leistung und der Arbeitsgeschwindigkeit bei Office- und Internet-Anwendungen ermöglichen die Benchmarks 3DMark2001 SE und PCMark 2002 von MadOnion (siehe Soft-Link). Der 3DMark2001 SE eignet sich allerdings mit seinem Umfang von gut 40 MByte eher für Leute mit DSL-Anschluss.

Nachdem die Benchmarks mit Standardeinstellungen gelaufen sind, kann man mit dem ‘Online Result Browser’ und nach einer Anmeldung auf der MadOnion-Webseite die Ergebnisse des eigenen Systems mit anderen vergleichen. Zu genau sollte man dabei nicht sein - einige hundert Punkte Abweichung treten schon bei minimalen Änderungen der Konfiguration und der Treiber auf. Erst grobe Abweichungen von über 20 Prozent rechtfertigen eine längere Suche nach den Gründen dafür.

Dabei hilft zusätzliche Systeminfo-Software (siehe Soft-Link). Wichtig ist dabei, immer nur mit ganz aktuellen Versionen zu arbeiten; veraltete Programme liefern falsche Ergebnisse, wenn sie neue Hardware-Komponenten nicht erkennen.

Sofern das eingebaute Board Mess-Funktionen für Temperaturen und Versorgungsspannungen mitbringt, sind die Hardware-Monitoring-Programme der Mainboard-Hersteller sehr nützlich. Zwar darf man den angezeigten Messwerten nicht hundertprozentig vertrauen, denn diese sind oft recht ungenau. Doch meist reicht die Präzision zur Kontrolle der Prozessortemperatur und der Netzteilspannungen bei hoher Prozessorlast.

Dazu startet man bei laufender Monitoring-Software möglichst leistungshungrige Programme. So eignet sich etwa der in Windows XP eingebaute ‘Taschen’-Rechner (calc.exe) gut zur Auslastung des Prozessors für einige Minuten: Dazu lässt man ihn die Fakultät (n!) einer fünfstelligen Zahl berechnen. Im Windows Task-Manager (zu öffnen über die Tastenkombination Strg+Umschalt+Esc oder Rechtsklick auf den Infobereich) sollte die CPU-Auslastung dann auf 100 Prozent hochschnellen.

Der Task-Manager zeigt allerdings nicht wirklich genau, wie stark die Prozessor-Recheneinheiten ausgelastet sind. Er springt nämlich auch dann auf volle Auslastung, wenn die CPU bloß auf Daten aus dem RAM wartet und deshalb keine anderen Befehle ausführt. Das bedeutet aber nicht, dass der Prozessor hohe elektrische Leistung zieht. Spezielle Lastsoftware wie Cpuburn eignet sich deshalb besser zur Stabilitätsprüfung von Netzteil und Kühlung. Letztere sollte man vor dem Start von Cpuburn genau kontrollieren, sonst drohen bleibende Hardware-Schäden.

Auch unter voller Prozessorlast müssen die vom Hardware-Monitoring gemeldeten Werte der Netzteil-Spannungsschienen innerhalb ihrer Toleranzbereiche bleiben. Falls ein Spannungszweig stark absackt und gleichzeitig ein anderer seinen Toleranzbereich nach oben überschreitet, deutet dies auf eine Überlastung des Netzteils hin. Gibt es Zweifel an der Stabilität, sollte man die Onboard-Messung überprüfen, indem man die tatsächlichen Spannungswerte direkt am ATX-Main-Power-Stecker auf dem Mainboard mit einem Multimeter nachmisst.

Die Kernspannungsregler für aktuelle Pentium-4-Prozessoren senken unter hoher Rechenlast ihre Ausgangsspannung leicht ab. Allerdings ist Cpuburn nicht in der Lage, den Pentium-4-Kern voll auszulasten, wie das spezielle Auslastungs-Anzeigeprogramm PerfWatch (siehe Soft-Link) belegt.

Als vollwertiger Stabilitätstest eignet sich Cpuburn nicht. Übertaktete Systeme bereiten manchmal durch Datenfehler Schwierigkeiten, denen schwer auf die Schliche zu kommen ist. Zum Aufspüren von CPU-Rechenfehlern eignet sich das Primzahlen-Suchprogramm Prime95, das aber die Recheneinheiten eines Pentium 4 wiederum nur gering belastet. Dann empfiehlt sich der Einsatz von Cpuburn (in mehreren Instanzen) und Prime95 gleichzeitig.

Die Grafikkarte bleibt bei solchen Tests außen vor, obwohl sie bei voller Auslastung ebenfalls das Netzteil strapaziert und noch mehr Wärme ins Gehäuse pumpt. Für einen Dauertest bietet sich der Loop-Modus des 3DMark2001 an. Auf dem Nvidia-Server gibt es auch 3D-Demoprogramme für Grafikkarten, die diese stärker belasten und zahlreiche Beschleunigerfunktionen nutzen.

Ein sauber konfigurierter PC sollte die beschriebenen Software-Tests klaglos absolvieren. Erlaubt ist lediglich, dass der Rechner unter Dauerlast lauter wird: Geregelte Lüfter auf dem Prozessorkühler und im Netzteil drehen schneller, wenn die Gehäuse-Innentemperatur steigt. Zu einer guten Gerätekonfiguration gehört aber, dass die Lufttemperatur im PC auch unter Volllast nicht über 40 °C steigt. Da den Umgebungs-Temperaturfühlern der meisten Mainboards nicht zu trauen ist, sollte man die Lufttemperatur im PC mit einem möglichst genauen (Digital-)Thermometer nachmessen. Ein guter Messpunkt liegt wenige Zentimeter über der Lüfternabe des CPU-Kühlers.

Wer einen Komplettrechner neu gekauft hat, der bereits an diesen einfachen Tests scheitert oder auf dem sich weitere Software nicht installieren lässt, sollte umgehend reklamieren. Eigene Reparaturversuche gefährden mit etwas Pech die Gewährleistungsansprüche und laden den Händler dazu ein, seinem Kunden die Schuld am Geräteversagen in die Schuhe zu schieben.

Wenn man alle mitgelieferten Anleitungen, Installations- sowie Montageanweisungen vollständig verstanden und richtig befolgt hat, der neue Hausgenosse aber immer noch die Kooperation verweigert, hilft nur noch ein Anruf beim Händler. Erbitten Sie Hilfestellung und informieren Sie sich genau über die Bedingungen der Reklamation. Beachten Sie dabei die Tipps im Kasten auf Seite 105 und versuchen Sie in Ihrem eigenen Interesse, das Problem kooperativ zu lösen. Lassen Sie sich aber nicht vertrösten und achten Sie unbedingt auf Fristen.

Falls der neue PC oder die Komponenten per Post oder Lieferservice ins Haus gekommen sind, müssen Sie als Kunde besonders auf der Hut sein. Sofern Sie das Gerät per Internet oder telefonisch bestellt haben, greift das Fernabsatzgesetz, das Ihnen ein 14-tägiges Rückgaberecht einräumt. Für Transportschäden gelten noch kürzere Meldefristen, genauso wie für die Kontrolle der Vollständigkeit der Sendung. Ein genauer Abgleich von Lieferschein, Auftragsbestätigung und Rechnung unmittelbar nach der Anlieferung schützt vor späterem Ärger. Schäden an der Transportverpackung sollten Sie gleich den Kurier quittieren lassen; falls dieser auf stur schaltet, ist die Verweigerung der Annahme empfehlenswert.

Leider hat man nicht immer einen Händler an der Hand, den man bei Hardware-Problemen in die Pflicht nehmen kann. Bei Altgeräten nach Ablauf der Gewährleistungsfrist und bei selbst zusammengebauten oder aufgerüsteten Komplettrechnern darf man nur sehr eingeschränkt auf Hilfestellung des Verkäufers rechnen. Bevor man aber als Laie einen Reparaturversuch startet, der unter Umständen mehr schadet als nützt, sollte man sich bei lokalen Händlern und (Vor-Ort-)PC-Reparaturdiensten über deren Preise informieren: Ein Profi bringt Erfahrung mit und kommt manchmal schneller zum Ziel.

Wenn allerdings die Kosten in keinem Verhältnis zum erwarteten Nutzen stehen (weil etwa das Gerät zu alt ist) oder wenn schlichtweg die nötigen Barmittel fehlen, hilft nur die Reparatur in Eigenregie. Doch zuvor sollte klar sein: Je weniger PC-Erfahrung man hat, umso größer müssen die eigene Geduld sein und die Bereitschaft, sich tief in die Materie einzuarbeiten. Und eine Funktionsgarantie gibt es am Ende nicht.

[1] Microsoft Knowledge Base

[2] Installationsanweisung für Athlons

[3] Ulrich Hilgefort, Brummschleifen verhindern, c't 11/02, S. 195

[4] Christof Windeck, IRQ-Entwirrung, Der APIC-Modus auf Ein-Prozessor-Mainboards, c't 19/02, S. 188

[5] Christof Windeck, Peter Siering, Unterbrecher-Kontakte, Tipps und Hintergründe zur IRQ-Konfiguration, c't 11/00, S. 258

[6] Holger Bleich, Stefan Jaeger, Versandet, Widerruf und Reklamation im Fernabsatz - wer die Kosten trägt, c't 20/01, S. 104

[7] Peter Schmitz, Reklamieren - gewusst wie, Ärger nach dem Kauf von IT-Produkten minimieren, c't 16/02, S. 80

www.ct.de/0226102 (ciw)