Portable Protze

Wenn ein Notebook den Desktop-PC ersetzen soll, stehen nicht nur ein schneller Prozessor, viel Speicher und ein CD- oder DVD-Brenner auf der Ausstattungsliste, sondern auch ein gutes Display und ein Grafikchip, der für aktuelle Action-Spiele taugt. Solche Boliden sind allerdings schwer und halten im Akkubetrieb nicht lange durch.

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Gerade im heißen Sommer kann sich glücklich schätzen, wer ein Notebook besitzt. So kann man seinen Arbeitsplatz nach Belieben auf den sonnigen Balkon oder den letzten kühlen Platz im Keller verlegen. Altmodisch und unbeweglich wirkt dagegen der hässliche Tower PC mitsamt dem klobigen 19-Zoll-Monitor.

Zwei Entwicklungen bei Notebooks erleichtern den Umstieg: Die besseren Displays können mittlerweile in Größe und Qualität mit externen Röhren- und TFT-Monitoren konkurrieren, und auch bei den Grafikfähigkeiten haben die Portablen aufgeholt. Heute werden Mobilversionen von ATIs und Nvidias Chips mit DirectX-9-Fähigkeiten bereits in Notebooks eingebaut, noch bevor die Spieleprogrammierer solche Leistungsmerkmale überhaupt ausnutzen.

Fünf Notebooks mit 17-Zoll-Displays haben wir getestet: das Acer Aspire 1700, das Toshiba Satellite P20-303 sowie die drei baugleichen Modelle Bullman EK5 P4 Grand, Wortmann Terra Aura 1700 und Xeron Sonic Movie, die auf dem Barebone D470W von Clevo aufbauen. Drei Testkandidaten vertreten die Klasse mit 15-Zoll-Display: das Gericom Blockbuster 2440, das Peacock FreelinerXP und das Toshiba Satellite 5200-902.

Das Satellite P20 und die Clevo-Modelle bieten Breitformat (16:10); ihre Bildschirme sind genauso hoch wie die 15-Zöller, aber sechs Zentimeter breiter. Die übrigen Displays haben das klassische Format von 4:3 beziehungsweise 5:4 (Acer).

Alle Prüflinge protzen mit einer für Notebook-Verhältnisse ungewöhnlich guten Grafikleistung. ATIs DirectX-9-Grafikchip Radeon Mobility 9600 arbeitet im Gericom Blockbuster und im Peacock Freeliner, Nvidias Pendant GeForce FX 5600 Go im Acer Aspire und Toshiba Satellite 5200. Im Satellite P20 setzt Toshiba den niedriger getakteten GeForce FX 5200 Go ein. Die drei Clevo-Notebooks nutzen den ATI Mobility Radeon 9000, der DirectX-8-Funktionen bietet und bis vor kurzem als schnellster Notebook-Grafikchip galt.

Das Satellite 5200, das Blockbuster und das Freeliner gehen mit rund 3,5 Kilogramm Gewicht und normalen Gehäusemaßen noch als halbwegs portable Notebooks durch. Die anderen fünf Geräte lassen sich nicht ganz so leicht transportieren: Sie wiegen über vier Kilogramm, mit Netzteil kaum unter fünf - das Acer Aspire samt Netzteil bringt sogar ein Gesamtgewicht von fast acht Kilogramm auf die Waage. Außerdem sind diese Boliden recht groß. Mit einer Grundfläche von etwa DIN A3 und mindestens vier Zentimetern Höhe passen sie nicht in normale Akten- oder Notebook-Taschen, auch werden nur wenige Rucksäcke oder Fahrradtaschen genügend Platz bieten.

Die Displays entschädigen jedoch für so manchen Kraftakt. In den drei Clevo-Notebooks steckt dasselbe Spitzen-Display: Mit geringen Farbverfälschungen, einem großen nutzbaren Sichtwinkelbereich (rund 90° horizontal und 70° vertikal) und Kontrasten von rund 610:1 befinden sie sich auf dem Qualitätsniveau guter externer TFT-Displays. Lediglich die Hintergrundbeleuchtung ist schwächer. Während das Bullman EK5 mit 130 cd/m2 noch recht hell eingestellt werden kann, ist die maximale Helligkeit beim Wortmann Terra Aura 1700 (115 cd/m2) und beim Xeron Sonic Movie (100 cd/m2) für den Betrieb im hellen Tageslicht zu niedrig. Die Farbtiefe erreicht bei Clevo nur 18 Bit; bei sehr feinen Farbverläufen sind daher Abstufungen zu sehen.

Im Toshiba P20 - und wohl auch im Apple PowerBook 17" - wird dasselbe Panel wie in den drei Clevo-Modellen verwendet, allerdings mit nochmals etwas besserem Kontrast, einer Farbtiefe von 24 Bit und einer maximalen Helligkeit von 135 cd/m2.

Acer hat in den zwei Zentimeter dicken Deckel des Aspire 1700 ein Desktop-Display mit der bei Notebooks unüblichen Auflösung von 1280 x 1024 Punkten eingebaut. Es zeigt hohe Kontraste, ist sehr gleichmäßig ausgeleuchtet und erreicht eine für Notebooks außergewöhnliche Helligkeit von 225 cd/m2. Die minimale Einstellung von 120 cd/m2 ist jedoch für dunkle Umgebungen zu hell.

Toshiba setzt im Satellite 5200-902 die zweite Generation des Clear-Super-View-Displays ein, das uns im Satellite 5200-802 vor über einem Jahr begeisterte. Die Kontraste sind etwas niedriger als bei den 17-Zöllern, erreichen aber immer noch die Werte von Desktop-Displays. Insbesondere sticht die brillante Farbwiedergabe hervor: Derart satte Farben und ein so tiefes Schwarz waren bisher selbst bei Desktop-Displays die Ausnahme und sonst nur bei zwei anderen Notebook-Modellen zu sehen, der TR1- und GRT-Serie von Sony (c't 16/03, S. 110). Die Technik, die Toshiba und Sony nutzen, verbessert die Farbwiedergabe jedoch auf Kosten der Entspiegelung. Bei ungünstigen Lichtverhältnissen glaubt man eher vor einem Spiegel als vor einem Bildschirm zu sitzen. Kaufinteressenten sollten also vorab prüfen, ob die Spiegelungen mehr stören als die tollen Farben begeistern.

Gericom und Peacock nutzen normale Notebook-Displays. Das im Blockbuster bietet einigermaßen hohe Kontraste, leuchtet aber nur durchschnittlich hell und bietet nur eine XGA-Auflösung. Aus dem Freeliner leuchten 1400 x 1050 Punkte mit angenehm hellen 140 cd/m2 hervor, allerdings bleiben die Kontraste hinter dem inzwischen Machbaren zurück.

Das Breitformat der Displays beim Satellite P20 und den Clevo-Notebooks ist nicht nur für Kinofilme ideal, sondern bietet auch spürbar mehr Platz zum Arbeiten. Die Auflösung von 1440 x 900 Punkten entspricht 100 dpi und liegt damit, wie beim Acer Aspire mit 96 dpi, im Bereich von Desktop-Displays. Diese Displays lassen sich aus einigem Abstand sehr gut ablesen; sie wirken allenfalls aus nächster Nähe etwas grobkörnig, wenn man durch ein Display wie im Freeliner mit 1400 x 1050 Punkten auf 15 Zoll (117 dpi) verwöhnt ist.

Eine noch höhere Ortsauflösung wie beim Toshiba Satellite 5200 mit 1600 x 1200 Punkten (134 dpi) ist nicht jedermanns Sache, denn da sind Schriften und Icons in den vorgegebenen Standardgrößen nur aus nächster Nähe lesbar. Brillenträger kommen kaum um umfangreiche Konfigurationsänderungen herum oder greifen lieber gleich zu einem 15-Zoll-Display mit groben 1024 x 768 Punkten (86 dpi) wie beim Gericom.

Die Tastaturen aller acht Testkandidaten bieten ein gutes Schreibgefühl und biegen sich kaum durch. Clevo nutzt die Gehäusebreite für einen zusätzlichen Ziffernblock, der allerdings eine ungewohnte Belegung aufweist.

Acer spendiert einen normalen Ziffernblock, muss dafür aber die übrige Tastatur schmaler bauen. Einige Tasten sind geschrumpft, insbesondere im Bereich der rechten Shift-Taste, und daher für Blindschreiber nicht auf Anhieb benutzbar.

Obwohl beim P20 ebenfalls genügend Platz für eine Desktop-Tastatur mit separatem Zahlen- oder Cursorfeld wäre, findet der Anwender nur Toshibas übliche Notebook-Tastatur vor. Auch die Tastaturen des Freeliner, Blockbuster und Satellite 5200 haben eines der etwas eingeschränkten Notebook-Layouts.

Die Schnittstellenausstattung fällt bei allen Notebooks üppig aus: USB 2.0 und FireWire gehören zur Grundausstattung, zum Teil sind ältere Schnittstellen wie PS/2, RS-232 und Parallel zu finden. In alle Geräte lässt sich ein WLAN-Modul nach IEEE 802.11b einbauen. Bluetooth ist beim Toshiba Satellite 5200 bereits eingebaut und in die Clevo-Notebooks integrierbar. Bei den übrigen lässt sich der Kurzstreckenfunk nur per USB-Stick oder PC-Card nachrüsten.

Die Festplatte ist bei allen acht Geräten einfach wechselbar. Acer hat im riesigen Gehäuse sogar genug Platz für eine Desktop-Festplatte (mit derzeit maximal 280 GByte - Rekord für Notebooks) gefunden. Auch die Transferrate dieser Platte schlägt alles: Über 40 MByte/s haben wir noch bei keinem Notebook gemessen. Bullman hat die erste 2,5-Zoll-Festplatte mit 7200 U/min eingebaut (Hitachi Travelstar 7K60), die mit 37 MByte/s gleichfalls alle bisherigen Notebook-Platten (20 bis 29 MByte/s) alt aussehen lässt.

Im Gericom Blockbuster und den beiden Toshiba-Geräten stecken DVD-Brenner, die auch bei den Clevo-Modellen wahlweise lieferbar sind. Acer und Peacock bieten derzeit nur CD/RW-DVD-Kombilaufwerke an. Bei den Clevo-Modellen ist das optische Laufwerk fest eingebaut, bei den anderen Notebooks lässt es sich austauschen.

Die Lautsprecher im Satellite 5200 und Satellite P20 gehören zum Besten, was bisher in Notebooks eingebaut wurde. Ein Subwoofer erzeugt die Andeutung von Bässen, beim 5200 etwas mehr als beim P20; die Harman-Kardon-Lautsprecher klingen sehr differenziert, verzerren allerdings bei hoher Lautstärke ein wenig. Die anderen Notebooks haben einen recht klaren Sound, aber keine Bässe und nur wenig Mitten. Bei den Notebooks mit vorne eingebauten Lautsprechern (Clevo, Acer, Toshiba P20) vibriert die Handballenauflage schon bei mittlerer Lautstärke recht störend.

Für Filme oder Hintergrundmusik reichen die Lautsprecher, doch HiFi- oder gar Surround-Klang sollte man nicht erwarten. Selbst die für Notebook-Verhältnisse hervorragenden Lautsprecher in den Satellites werden von jeder Aktivbox der 20-Euro-Klasse an die Wand gespielt.

Externe Boxen oder Kopfhörer verbessern die Wiedergabe enorm, klingen am Peacock Freeliner und Gericom Blockbuster allerdings etwas dumpf. Keines der Notebooks kann 5.1-Boxen direkt ansteuern, sodass man auf einen externen Decoder und Verstärker angewiesen ist. Einen SPDIF-Ausgang haben nur das Toshiba Satellite 5200 und die Clevo-Notebooks, die anderen müssen den Surround-Sound per Software auf die beiden analogen Stereokanäle mischen.

Als Fernseh- oder Videorecorder-Ersatz versagen die meisten Notebooks mangels integrierbarem TV-Tuner. Der Clevo-Barebone ist potenziell einer der wenigen Lichtblicke, doch der in einen Einschub an der rechten Vorderseite passende TV-Tuner stand uns zum Test leider nicht zur Verfügung.

Alle Hersteller geben als maximale Umgebungstemperatur 35 °C an. Wie knapp das ist, zeigte sich im Test bei Michaela-bedingten Raumtemperaturen von 32 °C und mehr, die außer den Testern auch die Notebooks arg ins Schwitzen brachten.

An der Unterseite blieb alleine das Satellite P20 unter 40 °C, während alle anderen Kandidaten 45 °C und mehr erreichten. Die Handballenauflagen bei den beiden Satellites strahlten etwa 35 °C ab, die der anderen Notebooks sogar rund 40 °C. Besonders unangenehm fiel bei Acer und Peacock ein spürbarer Temperaturunterschied zwischen der rechten und linken Auflage auf. Auch die Tastaturen heizten sich bei allen Geräten außer den Satellites auf 40 °C und mehr auf, insbesondere beim Acer und den Clevo-Modellen wurde das Tippen schon unangenehm.

Offenbar war das thermische Design einiger Geräte längst überfordert: Acer, Gericom und Peacock bremsten den Prozessor schon nach wenigen Minuten Volllast ab, Acer von 3,06 auf 1,8 GHz, Gericom von 2,4 auf 1,8 GHz und Peacock von 1,8 auf 1,6 GHz. Die anderen fünf Notebooks bestanden einen 20-minütigen Volllast-Test bei maximaler Geschwindigkeit.

Im Normalbetrieb ohne Last liefen beim Acer Aspire, Gericom Blockbuster und den Clevo-Geräten die Lüfter praktisch immer. Der geregelte Lüfter im Peacock Freeliner sprang ebenfalls häufig an, lief aber bei niedriger Prozessorlast fast geräuschlos. Unter Last blieben die Satellites, das Blockbuster und das Freeliner mit maximal zwei Sone erträglich. Das Acer kam auf störende drei Sone, während die Clevo-Modelle mit über vier Sone nervten.

Um abends im Bett ein Filmchen vorzuführen, sind die Notebooks nicht nur aufgrund Temperatur, Gewicht und Lautstärke ungeeignet: Alle Geräte bis auf das Satellite 5200 haben an der Unterseite einen bis drei Lüfter, sodass der Betrieb auf weichen Unterlagen wie Bettdecken die Luftzirkulation beeinträchtigt und die Notebooks möglicherweise beschädigt.

Ein echter Mobilprozessor steckt nur im Toshiba Satellite 5200 (Intel Mobile Pentium 4 mit 2,4 GHz) und im Peacock Freeliner (AMD Mobile Athlon XP 2400+); in den sechs anderen Notebooks arbeiten Desktop-Versionen vom Pentium 4 mit 2,66 bis 3,06 GHz. Alle Notebooks laufen somit sehr schnell und eignen sich uneingeschränkt für Office-Aufgaben.

Gemischte Ergebnisse zeigten die 3D-Benchmarks. Bei Spielen mit maximal DirectX 8 lagen der GeForceFX 5600 Go (Acer Aspire, Toshiba 5200) und der ATI Radeon 9600 (Gericom, Peacock) etwa gleichauf. Der FX 5200 Go im Satellite P20 und der ATI Radeon 9000 im Clevo D470W arbeiteten ebenfalls etwa gleich schnell, blieben aber hinter der Spitzengruppe zurück. Beim OpenGL-Spiel Quake III lagen die Notebooks mit beiden Nvidia-Chips deutlich vor denen mit den ATI-Chips. Der 3DMark 2003 zeigt die Leistungsfähigkeit der DirectX-9-Funktionen, die derzeit noch kein Spiel nutzt. Hier fuhr der ATI Radeon 9600 einen deutlichen Vorsprung vor dem GeForce FX heraus. Das interne ATI-9600-Rennen gewann das Peacock Freeliner, das fast alle Benchmarks deutlich schneller als das Gericom Blockbuster absolvierte. Lesen Sie die ausführlichen Benchmark-Ergebnisse und weitere Details in unserem Artikel ab Seite 114.

Die Prozessoren bei Acer, Bullman, Gericom und Wortmann laufen nur im Netzbetrieb mit voller Geschwindigkeit. Im Akkubetrieb arbeiten sie wie bei vielen Notebooks mit dem Desktop-Pentium-4 mit gedrosselter Geschwindigkeit, was angeblich die Akkus vor zu hohen Stromspitzen schützen soll. Ohne Taktreduzierung kommen das Xeron Sonic Movie und das Toshiba Satellite P20 aus.

Bei derart leistungshungrigen Prozessoren und großen Displays verwundern die niedrigen Laufzeiten der Testkandidaten nicht. Nur die drei Geräte mit 15-Zoll-Display, das Gericom Blockbuster, das Peacock Freeliner und das Toshiba Satellite 5200, überschritten die Drei-Stunden-Grenze. Ob seines riesigen Akkus schlug sich das Satellite P20 noch ganz wacker, doch die vier anderen 17-Zoll-Geräte schafften selbst bei niedriger Prozessorlast nur zwei Stunden.

(jow)