SĂĽchtig: 217 SMS pro Tag
In Dänemark wurde ein Taxifahrer wegen einer SMS-Sucht in eine Klinik eingeliefert.
Jede Technik hat auch ihre Schattenseiten. Eine scheint zu sein, dass sie, zumindest wenn sie neu ist, nicht nur fasziniert, sondern womöglich auch Abhängigkeiten hervorruft. "Experten" haben die Computerspiel-, die Internet-, die Cybersex-, die Online-Börsenspiel- oder Chatsucht diagnostiziert (und auch entsprechende Theorien und Therapien angeboten). Vom Norden Europas, der bekanntlich nicht nur dichter vernetzt ist, sondern wo es auch mehr Mobiltelefone als bei uns gibt, könnte jetzt eine neue Suchtkrankheit auf uns zu kommen: die SMS-Sucht.
Wie Reuters meldet, ist angeblich ein dänischer Taxifahrer in eine Klinik wegen der SMS-Sucht eingewiesen worden, weil der 25-Jährige täglich mehr als 200 solcher Kurzbotschaften verschickt hat. Nachts habe er gearbeitet und tagsüber die Tastatur seines Handys bearbeitet. Mit durchschnittlich 217 SMS pro Tag stieg natürlich auch seine Telefonrechnung entsprechend auf monatlich etwa 3000 Mark an.
Jetzt wird der Taxifahrer in einer Klinik behandelt, die sich auf krankhafte Glücksspieler und Internetsüchtige spezialisiert habe. Michael Joersel, der Leiter des Internet-Therapiezentrums, erwartet, dass die Zahl der SMS-Chat-Süchtigen weiter steigt. Seit 1998 habe man im Internetzentrum 60 Süchtige behandelt. Da es mit 2,6 Millionen mehr als doppelt so viele Handybenutzer wie Internetbenutzer gibt, könnte hier die Nachfrage nach Therapie schnell steigen, schließlich explodiert SMS allerorten (SMS erfreut sich schnell wachsender Beliebtheit).
Andererseits könnten Handys auch den Drang von Jugendlichen mildern, das Rauchen zu beginnen, um als Erwachsene aufzutreten. Zumindest ist das die Hoffnung von William McNee, Professor für Respiratory and Environmental Medicine an der University of Edinburgh. Auf einer Konferenz in London [news.bbc.co.uk/hi/english/education/newsid_959000/959327.stm meinte] McNee, dass zumindest bei Mädchen Handys dieselbe Funktion haben könnten wie Zigaretten: "Handys könnten im Prozess des Erwachsenwerdens die Kluft füllen, die manchmal durch das Rauchen geschlossen wird. Wenn man gesehen wird, dass man ein Handy besitzt, ist das ein wichtiges Zeichen für das Betreten der Welt der Erwachsenen - und wie beim Rauchen gibt es sehr viel Druck von den Gleichaltrigen, der damit verbunden ist." Und da man oft auch Handys einfach in den Händen hält oder mit ihnen herum spielt, sei das auch vergleichbar mit den Ritualen des Rauchens und damit möglicherweise ein gesünderer Ersatz - falls man nicht süchtig wird.
Zur Internetsucht siehe auch Aufmerksamkeit fĂĽr die angebliche Internetsucht. (fr)