Freie Auswahl
Ende Januar will Microsoft den Verkaufsstart des neuen Betriebssystems feiern. Unser Crashkurs in drei Akten hilft bei Auswahl der richtigen Version, der Installation und den ersten Schritten auf dem neuen Desktop.
Zwar hat Microsoft die Entwicklung von Windows Vista bereits im November letzten Jahres abgeschlossen, doch bislang kamen nur Entwickler und Großkunden heran. Das ändert sich Ende Januar, wenn der Nachfolger von Windows XP in den Läden steht. Dieser Beitrag beleuchtet die Unterschiede zwischen den Varianten, die nachfolgenden Artikel leisten Hilfestellung bei der Installation und geben Tipps zum Umgang mit den wichtigsten Neuerungen der Bedienoberfläche.
Die über zweimonatige Frist zwischen Fertigstellung und freier Verfügbarkeit von Vista ist laut Microsoft darauf zurückzuführen, dass Produktion und Auslieferung Zeit kosten. Doch ein weiterer und für das Image relevanter Grund dürfte eine wichtige Rolle spielen: Die Hersteller von Hard- und Software brauchten schlicht Zeit, um ihre Produkte fit für das finale Vista zu machen. Bei unseren ersten Geschwindigkeits- und Kompatibilitätstests liefen die meisten Anwendungen zwar problemlos und ungefähr so schnell wie unter XP, doch bei systemnaher Software traten Schwierigkeiten auf [1]. Dazu gehören beispielsweise manche System-Utilities, Brennprogramme, die Kopierschutztricks einiger Spiele, PC-Virtualisierer sowie Virenscanner. Sie alle stolpern über Änderungen am System, und den Herstellern bleibt nichts anderes übrig, als ihre Software an Vista anzupassen. Programme, die auf 3D-Beschleunigung angewiesen sind, litten im Test darunter, dass die mitgelieferten Grafikkartentreiber noch nicht genügend Tempo oder Funktionen boten.
Die Lage bessert sich jedoch kontinuierlich: Immer mehr Hersteller liefern Vista-taugliche Software beziehungsweise Vista-Treiber zumindest für aktuelle Hardware, sodass der Umstieg immer attraktiver wird - immerhin wirbt Microsoft mit Tausenden neuer Funktionen. Zudem drohen nach und nach Schwierigkeiten für XP-Nutzer: Das erste DirectX-10-Spiel, das nur unter Vista läuft, ist bereits angekündigt, weitere werden folgen. Außerdem hat Microsoft angedroht, Windows XP Home und Media Center Edition nur noch bis 2009 mit sicherheitskritischen Patches zu versorgen [2].
Wer sich für Vista interessiert, fragt sich zunächst, welche der guten Handvoll Versionen er braucht, die zudem noch auf verschiedenen Wegen zu unterschiedlichen Randbedingungen erhältlich sind - je nach Zählweise gibt es allein bis zu 15 deutschsprachige Vistas. Für Selbstschrauber und wissbegierige Heim-Administratoren lautet die Antwort kurz und bündig: „Vista Ultimate in 32 Bit als Systembuilder-Lizenz für 189 Euro“. Programmierer sollten sich zusätzlich eine 64-Bit-Fassung gönnen, um ihre Software darunter testen zu können. Wer es sich nicht so einfach machen will, muss sich durch ein Dickicht von Lieferumfängen und Lizenzbedingungen kämpfen, bevor klar ist, ob es im Einzelfall nicht doch ein wenig günstiger geht - ohne schmerzhafte Einbußen bei Funktionsumfang und Flexibilität im Einsatz, versteht sich.
Inhaltsstoffe
Im Laden stehen hierzulande vier Kartons: Vista Home Basic, Vista Home Premium, Vista Business und Vista Ultimate. Diese Vista-Versionen unterscheiden sich letztlich nur darin, welche Komponenten installiert werden. Microsoft hat selbst bereits einige Unterschiede genannt [3]. Bei Tests in der Redaktion haben wir weitere gefunden: wichtige wie das Fehlen von einigen Bestandteilen der Computerverwaltung bei Vista Home, aber auch auf den ersten Blick absurde wie die Abwesenheit der Spiele Schach und Mahjongg bei Home Basic, die aber in Business enthalten sind. Die Tabelle auf S. 98 nennt die wesentlichen Abweichungen.
Die Gemeinsamkeiten finden Sie in der Tabelle nicht. Das gilt etwa fĂĽr Sicherheitsrelevantes wie die Benutzerkontensteuerung (User Account Control, UAC [4]), die Antispyware Windows Defender, die Jugendschutzeinstellungen, erweiterte Dateifreigabe oder den verbesserten Internet Explorer 7 mitsamt Phishingfilter und dem geschĂĽtzten Modus. Einen Virenscanner liefert Microsoft jedoch nirgendwo mit. Stattdessen sind Beigaben wie der Media Player 11, Kalender oder Fotogalerie ĂĽberall anzutreffen.
Zwei weitere Versionen sind nicht für jeden erhältlich. „Vista Starter“ ist in Funktion und Hardware-Anforderungen abgespeckt: Microsoft hat es lediglich für den Einsatz in ärmeren Ländern vorgesehen. „Vista Enterprise“ können Endkunden ebenfalls nicht kaufen, die gibt es nur mit speziellen Volumenlizenzen.
Zwei Packungsgrößen sind lediglich politisch motivierte Varianten der bereits genannten: Microsoft bietet auf Druck der Europäischen Union sowohl Home Basic als auch Business als sogenannte „N-Versionen“ an. Das N steht für „not with Media Player“, weitere Unterschiede gibt es nach derzeitigem Kenntnisstand nicht und somit auch keinen Grund, zu den Kastraten zu greifen.
Mit Ausnahme von Vista Starter gibt es alle Versionen für die 64-Bit-erweiterten Prozessoren von AMD und Intel („x64“). Der Funktionsumfang ändert sich dabei nicht. Tests in der Redaktion zeigten, dass das x64-Vista derzeit wie sein 32-Bit-Pendant „x86“ unter einer Versorgungslücke leidet. Die Anwendungen, die funktionieren, laufen hinreichend schnell und stabil, doch so manche Hard- und Software streikt mangels Treiber oder Patch. Beim x64-Vista dürfte es allerdings länger dauern, bis die Lücken geschlossen werden. Wer also keine wirklich guten Gründe wie „mindestens 4 GByte Speicher“ anführen kann, ein solches System einzusetzen, sollte zum 32-bittigen Vista greifen.
Darreichungsformen
Beim Kauf stehen vier verschiedene Lizenzen zur Auswahl: vorinstalliert auf einem neuen PC (OEM), als Vollversion, Upgrade oder als Systembuilder-Fassung. FĂĽr eine Ăśbergangszeit bietet Microsoft auch noch das Expressupgrade an (siehe Kasten in c't 3/07, S. 97).
Ein vorinstalliertes Vista hat den Vorteil, dass der Hersteller üblicherweise alle nötigen Treiber mitliefert. Alles, was im Rechner drin steckt, sollte also auch unter Vista laufen. Nachteil: Anders als XP ist das neue Betriebssystem laut Microsoft an das Mainboard gekoppelt und wird sich voraussichtlich nicht mit einem anderen nutzen lassen. Wer Vista hingegen als Vollversion, Upgrade oder Systembuilder erwirbt, muss die Treiber selbst zusammensuchen, erhält dafür aber ein Betriebssystem, dessen Nutzung nicht an eine bestimmte Hardware gebunden ist.
Käufer von Vollversion oder Upgrade finden in der Schachtel zwei DVDs: Die eine enthält das 32-bittige, die andere das 64-bittige Vista. Man darf beide installieren und jederzeit wechseln, beide gleichzeitig zu nutzen ist jedoch nicht erlaubt. Lediglich unerwünscht ist von Microsoft auch eine Parallelinstallation, um beide abwechselnd zu nutzen, doch bislang hat Redmond keinen Versuch unternommen, juristisch oder technisch dagegen vorzugehen.
Immerhin erhalten Vollversion- und Upgrade-Käufer über die üblichen Patches hinaus Hersteller-Support: Microsoft verspricht solchen Kunden telefonische Unterstützung. Die deutsche Niederlassung konnte jedoch nicht genau angeben, wie oft und für wie lange. Um das billigere Upgrade - andere Unterschiede gibt es unseres Wissens nicht - erwerben zu können, ist der Besitz von Windows 2000 oder XP erforderlich, was aber nicht automatisch bedeutet, das dann auch eine Upgrade-Installation möglich ist: Besitzer von 2000 müssen in jedem Fall neu installieren, viele XP-Benutzer ebenso. XP Pro etwa lässt sich nur auf Vista Business oder Ultimate upgraden (siehe Artikel in c't 03/07, S. 100).
Ohne bunte Verpackung
Käufer einer Systembuilder-DVD müssen auf den kostenlosen Hersteller-Support verzichten, was jedoch in den meisten Fällen verschmerzbar sein dürfte. Zudem müssen sie sich zwischen 32 und 64 Bit entscheiden, denn sie bekommen nur eine der beiden Scheiben. Angesichts der aktuellen Preise ist jedoch auch das kein Beinbruch: Für den Preis einer Vollversion bekommen Sie auch zwei Systembuilder-Lizenzen, die Sie dann auch beide gleichzeitig einsetzen dürfen. Zudem ist Windows Vista als Systembuilder-Lizenz nicht viel teurer als XP: Vista Home Basic kostet so derzeit genauso viel wie XP Home.
Dosierung
Schon das gĂĽnstigste Vista Home Basic ist fĂĽr manche Zwecke ausreichend, etwa als Spiele-System fĂĽr den Nachwuchs - die wichtigsten neuen Sicherheitsfunktionen [4] und auch die Jugendschutzeinstellungen sind an Bord. Auch wer nur gelegentlich ein paar Texte schreiben, im Internet surfen und Mails lesen will, wird gut zurechtkommen, sofern er transparente Fensterrahmen verzichtbar findet.
Wenn der PC auch als Medienzentrale zum Sehen, Aufzeichnen und Brennen von Fernsehsendungen oder Videos taugen soll, ist Vista Home Premium dank dort mitgeliefertem Media Center und MPEG-2-Decoder besser geeignet. Voraussichtlich ist dies auch die Version, die auf den meisten Komplett-PCs vorinstalliert sein wird.
Die Business-Edition empfiehlt sich mit der Option zum Einrichten dynamischer Datenträger (zum Erzeugen eines RAID-Verbunds) sowie durch die erweiterten Netzwerkoptionen (Domänenbeitritt, Gruppenrichtlinien et cetera), die Dateiverschlüsselung EFS oder das Fax- und Scan-Modul.
Vista Ultimate ist schließlich das, was man eigentlich haben will, wenn man sich ernsthaft mit dem PC beschäftigt: Hier steckt alles drin, was das neue Windows zu bieten hat. Zudem will Microsoft Ultimate-Nutzern mit „Ultimate Extras“ ständig weitere Software zum Herunterladen anbieten. Geplant sind bislang „DreamScene“ zum Erstellen animierter Desktops, diverse Spiele sowie Werkzeuge, die das Konfigurieren der Verschlüsselungsfunktion BitLocker erleichtern, die im Gegensatz zu EFS nicht einzelne Dateien, sondern Partitionen verschlüsselt (auch die Systempartition).
Wer Vista zu Testzwecken zusätzlich in einer virtuellen Maschine installieren will, kommt mit Ultimate/Systembuilder sogar billiger weg als bei XP Professional: Nur bei Ultimate ist es erlaubt, die „physisch“ installierte Lizenz auch in einer virtuellen Maschine zu nutzen. Bei allen anderen Vista-Versionen ist dafür wie bei XP eine weitere Lizenz fällig.
Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 03/2007.
Literatur
[1] Axel Vahldiek, Gestartet, Das fertige Windows Vista im Test, c't 25/06, S. 114
[2] Axel Vahldiek, Baldiges Ende, Die letzten zwei Jahre fĂĽr Windows XP Home, c't 24/06, S. 67
[3] Axel Vahldiek, Vistas Reize, Was Neues in Windows Vista steckt, c't 22/06, S. 120
[4] Sven Ritter, Fensterwächter, UAC: Wie Windows Vista die Benutzerkonten einschränkt, c't 2/07, S. 170
| "Loslegen mit Vista" | |
| Artikel zum Thema "Loslegen mit Vista" finden Sie in der c't 03/2007: | |
| Welches Vista fĂĽr wen? | S. 96 |
| Richtig einrichten, Software mitnehmen | S. 100 |
| Die neue Oberfläche effizient nutzen | S. 104 |
(axv)