Alles in einem

Anspruchsvolle Anwender stellen eine lange Liste von Eigenschaften auf, die ein Notebook als Ersatz für den Desktop-PC erfüllen muss. Sofern ein niedriges Gewicht nicht dazu zählt, erfüllen 17-Zoll-Notebooks vielleicht alle anderen Punkte: Sie haben ein großes Display und genügend Platz für eine vollwertige Tastatur, leistungs-fähige 3D-Grafikchips und sogar zwei Festplatten.

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Inhaltsverzeichnis

Mehr und mehr Anwender empfinden es als Anachronismus, nur mit einem stationären PC Zugriff auf Internet, E-Mails, Spiele oder Briefe zu haben. Das Surfen auf dem Sofa wird zur Selbstverständlichkeit, die Online-Zeitung am Frühstückstisch verdrängt die Papierausgabe, und die Urlaubsfotos gibt’s per Projektor oder Fernseher, statt alle Besucher ins unaufgeräumte Arbeitszimmer zu drängen. Im Sommer verlegt man alles auf den Balkon, in den Garten oder in die Hotspot-versorgte Gartenkneipe.

Doch Mobilität ist nicht alles, denn gerade Fotos, Videos oder Spiele machen erst auf einem großen Display richtig Spaß; wer vom Desktop-PC einen 17-Zoll-Monitor oder mehr gewohnt ist, wird sich nur ungern auf ein Notebook mit 15 oder 15,4 Zoll großem Display beschränken wollen. Die nächst größere Klasse ist die mit 17-Zoll-Display im 16:10-Breitformat - Notebooks mit 16 oder 17 Zoll großem Display im Format 4:3 sind vom Markt verschwunden. Die breiten 17-Zöller haben sich als solide Geräteklasse etabliert, fast jeder Notebook-Hersteller hat gleich mehrere Modelle im Angebot, und zwar nicht nur für Privatanwender, sondern auch für Businesskunden: Offenbar sind auch dort immer mehr Anwender bereit, das höhere Gewicht zu tragen, um eine große Anzeigefläche und leistungsfähige Hardware zu bekommen.

Sogar noch größer geht es mittlerweile: Notebooks mit 19- oder 20-Zoll-Display haben unter anderem Acer, Dell und Samsung im Angebot. Beim Test im vorigen Heft zeigte sich allerdings, dass ein auf Riesengröße getrimmtes Notebook in üblicher Bauweise nur noch wenig praktikabel ist. Erst neue Konzepte wie beim Dell XPS M2010 mit abnehmbarer Tastatur machen das Gewicht von etwa 8 kg tolerier- und beherrschbar [1].

Die 17-Zöller wirken dagegen schon fast handlich. Sie haben etwa die Grundfläche einer DIN-A3-Seite und wiegen zwischen drei und viereinhalb Kilogramm. In jede Tasche passen sie somit nicht, insbesondere wenn die anderthalb Pfund Netzteil mit müssen. Doch eine gewisse Portabilität kann man den 17ern nicht absprechen, den gelegentlichen Transport überleben sowohl Gerät wie auch Träger unbeschadet. Der Nutzen unterwegs hält sich allerdings in Grenzen, so dürfte man sich an Bahntischen den Unmut der anderen Fahrgäste zuziehen, spätestens wenn man noch Platz für eine externe Maus beansprucht.

Neun 17-Zoll-Notebooks haben am Test teilgenommen: Acer Aspire 7002WSMi, Acer Aspire 9525, Apple MacBook 17", Dell Inspiron 9400, HP Compaq nw9440, LG Electronics W1 Pro, MSI Megabook L735, Sony Vaio VGN-AR21S und Toshiba Satellite P100.

Nicht im Test vertreten sind Asus, Fujitsu Siemens und Samsung. Die drei Hersteller bringen gerade neue Modelle auf den Markt, die für einen Test noch nicht zur Verfügung standen; die älteren Modelle dagegen dürften bei Erscheinen des Hefts nur noch als Restposten erhältlich sein.

Die spiegelnden Displays machen unverständlicherweise auch vor den 17-Zöllern nicht Halt. Bei einer derart großen Fläche fängt man sich unter normalen Lichtverhältnissen fast zwangsläufig eine Spiegelung ein, nur in deutlich abgedunkelten Räumen stören sie nicht. Bei Büroarbeiten mit meist hellem Displayinhalt fallen die Reflexionen weniger auf, aber dann profitiert man auch von den dadurch etwas kräftigeren Farben kaum. Schaut man sich jedoch Fotos, Videos oder Spiele an, blickt man sich bei deren dunklen Flächen selbst ins Gesicht. Displays mit matter und dadurch reflexionsarmer Oberfläche gibt es optional nur noch für die 17-Zöller von Apple, Dell (dort inzwischen schon „non-reflective anti-glare“ genannt) und HP.

Die Hintergrundbeleuchtungen des Acer Aspire 9525, Dell Inspiron 9400 und LG Electronics W1 eignen sich mit mehr als 200 cd/m2 auch für sehr helle Umgebungen; für schattige Außenplätze sind auch das Acer Aspire 7003 und das Apple MacBook Pro hell genug. Aber bereits für lichtdurchflutete Räume zu dunkel sind die Displays des HP Compaq nw9440, MSI L735 und Toshiba Satellite P100.

Bei den 17-Zoll-Displays haben sich drei Auflösungen eingebürgert: 1440 x 900 Punkte (100 dpi), 1680 x 1050 Punkte (116 dpi) und 1920 x 1200 Punkte (133 dpi). Fast alle Notebooks sind mit verschiedenen Display-Auflösungen lieferbar. 100 dpi entsprechen der Punktdichte von Desktop-Displays. Viele Notebook-Anwender empfinden das als zu grob, weil sie näher am Display sitzen. Für Mobilrechner eignen sich deshalb eher 116 dpi. Mit 133 dpi kommen nur Anwender mit guten Augen zurecht - oder solche, die bereit sind, viel Zeit darauf zu verwenden, Windows und alle Anwendungen zum Darstellen größerer Schriftarten zu überreden, was jedoch zu vielen Kompromissen zwingt.

Die Notebooks mit Intel-CPU sind zumindest optional mit einem Core 2 Duo der T7000-Reihe mit 4 MByte L2-Cache und mindestens 2 GHz Taktrate lieferbar und erweisen sich damit als extrem schnell. Kommt dann noch eine Festplatte mit 7200 U/min oder ein Festplatten-RAID hinzu, erreichen die Notebooks eine der Mittelklasse spürbar überlegene Geschwindigkeit. Im Testfeld setzt sich das HP nw9440 an die Spitze, aber auch andere wie das Apple MacBook Pro oder Dell Inspiron 9400 sind optional mit dieser Ausstattung erhältlich. Etwas, wenn auch nicht wesentlich langsamer sind die T5000-Modelle mit 2 MByte L2-Cache. Deutlicher bleiben Notebooks mit AMD-Prozessor zurück; die Schlusslichter bilden daher das MSI L735 mit Turion X2 und das nur mit einem Sempron bestückte Acer Aspire 7003.

Auch bei der 3D-Leistung liegt das HP nw9440 an der Spitze. Die Spieleleistung des Nvidia Quadro FX1500M entspricht etwa der eines (in nur wenigen Notebooks eingesetzten) GeForce Go 7900GTX. Schneller arbeiten nur die seltenen Modelle mit GeForce Go 7950GTX und die mit zwei, per SLI gekoppelten Grafikchips [2]. Immer noch sehr schnell arbeitet der GeForce Go 7900GS, der im Dell Inspiron 9400, Toshiba P100 und Acer Aspire 9525 steckt. Noch Mittelklasse-Niveau erreichen der ATI Mobility Radeon X1600 bei Apple und LG sowie der GeForce Go 7600 bei MSI und der etwas schnellere 7600GT bei Sony. Die Chipsatz-Grafik beim Acer Aspire 7003 eignet sich kaum für aktuelle actionlastige Spiele.

Die Lüfter aller Testkandidaten bleiben erfreulicherweise bei Büroarbeiten aus oder drehen wie beim Acer Aspire 9525 kaum hörbar; etwas häufiger springt lediglich der vom Toshiba P100 an. Erst bei hoher Prozessor- oder 3D-Last pusten die Gebläse unüberhörbar. Angenehm leise geschieht das beim Acer Aspire 7003, Apple MacBook Pro und MSI Megabook L735. Aber selbst die lautesten tönen mit 1,2 bis 1,4 Sone nicht besonders penetrant.

Die Leistungsaufnahme der Geräte liegt aufgrund der schnellen Grafikchips und großen Displays etwas höher als bei kleineren Notebooks, sodass nur das Apple MacBook Pro, Dell Inspiron 9400 und HP nw9440 eine Laufzeit von über drei Stunden erreichen. Wegen eines schwachen Akkus und hoher Leistungsaufnahme halten das MSI L735 und Sony AR21S keine zwei Stunden durch.

Den vielen Platz nutzen Acer, HP, LG, MSI und Toshiba für eine Tastatur mit Ziffernblock. Gut gelingt das Acer, HP und LG, doch bei MSI und Toshiba sind einige Tasten unverständlicherweise schmaler als die üblichen 19 mm. Apple, Dell und Sony zwingen den Anwender an eine klassisch eingeschränkte Notebook-Tastatur ohne Zusatztasten.

Bis auf Apple bieten die Hersteller die Notebooks derzeit mit Windows XP an. Sie gelten als Vista-Ready und erfüllen die Premium-Voraussetzungen, doch bis Redaktionsschluss waren bestenfalls vereinzelt die notwendigen Treiber aufzutreiben. Der Käufer kann online ein Vista-Upgrade für etwa 20 Euro bestellen, ab Ende Januar wollen die Hersteller es mitsamt Treiber-CD ausliefern (siehe S. 96). Ohne die Treiber ergeben Laufzeit- oder Geschwindigkeitstests unter Vista keinen Sinn.

Trotz aller Geschwindigkeitssuperlative bleiben die 17er hinter High-End-Desktop-PCs zurück. Mit schnellen Zweikern-Prozessoren und fettem Hauptspeicher dürften sie zwar den Großteil der vorhandenen Desktop-PCs deutlich überflügeln, aber neue PCs bieten mehr: Dort läuft der Core 2 Duo mit bis zu 2,93 GHz, erste Vierkern-Prozessoren sind erhältlich. In Notebooks erreicht der Core 2 maximal 2,33 GHz. Der Hauptspeicher der PCs lässt sich einfach und kostengünstig auf 4 GByte erweitern, bei einigen auch auf noch mehr. Notebooks verkraften hingegen maximal 4 GByte, was derzeit noch viel Geld kostet, weil sie nur zwei Steckplätze haben und die 2-GByte-Module immer noch sehr teuer sind. Zudem sind aufgrund des PCI/AGP-Adressraums ohne angepasstes BIOS auch mit 64-Bit-Betriebssystemen kaum mehr als 3 GByte nutzbar - einige Hersteller wie Apple geben die Maximalbestückung direkt mit 3 GByte an. Auch bei Grafikchips liegen die Desktop-PCs deutlich vorn: Im Vergleich zu den dortigen Spitzenreitern GeForce 8800 oder Radeon X1950 im SLI/CrossFire-Gespann rutscht selbst die Notebook-Spitzengrafik nur ins müde Mittelfeld.

Den Vorsprung der Desktop-PCs werden Notebooks prinzipiell nie aufholen können, weil ihre Leistungsaufnahme durch die kleineren Gehäuse und die Notwendigkeit, die Hardware per Akku zumindest in gedrosselter Form zu betreiben, beschränkt ist - die maximale Leistungsaufnahme liegt im Allgemeinen unter 75 Watt, selbst die meisten Gaming-Notebooks bleiben unter 150 Watt. Desktop-PCs können jedoch problemlos 300 Watt, bei entsprechender Auslegung auch weit über 500 Watt wegkühlen und damit (auch bei schlechter Effizienz) spürbar schneller arbeiten.

Die Frage ist eher, wie relevant dieser Vorsprung ist. Für die allermeisten Anwendungen reicht die Leistung der High-End-Notebooks dicke aus, auch weil die Programme noch für langsamere Prozessoren entworfen wurden. Am Notebook hat man dann nur etwas längere Wartezeiten, was jedoch kaum wahrnehmbar ist.

Einen Großteil des gefühl-ten Geschwindigkeitsnachteils macht die Festplatte aus. Hierbei bieten die Notebooks mit zwei Platten im RAID-0 oder einer mit 7200 U/min schon viel Linderung, aber bei plattenintensiven Arbeiten fühlt sich ein Desktop-PC weiterhin schneller an. Auch bei der Plattenkapazität liegt er vorne, was man jedoch durch externe oder - eleganter - Netzwerkplatten kompensieren kann.

Die größten Probleme treten bei 3D-Spielen auf. Die langsamere Mobilgrafik bremst aktuelle Spiele herunter, auch wird man einige zukünftige Titel nicht oder nur mit Einschränkungen spielen können, beispielsweise muss man auf DirectX-10-Effekte verzichten. Weiterhin bekommt man Treiber-Updates nur verzögert, wenn überhaupt. In erster Linie ist der Notebook-Hersteller für neue Treiber verantwortlich, doch selbst bei explizit für Gamer beworbenen Geräten tun sie sich schwer. Nvidia und ATI stellen generische Mobil-Treiber bereit, die sich jedoch nicht auf jedem Notebook installieren lassen. Zudem fand das letzte Update bei Nvidia im Juli 2006 statt. ATIs generische Treiber lassen sich mit einem Trick auf den meisten Notebooks mit Radeon-Chip zwar installieren, verschlechtern aber manchmal das Verhalten des Grafikchips, beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Docking-Station. Viele ältere oder weniger anspruchsvolle 3D-Spiele laufen problemlos, auch weil die Spielehersteller sich eher an der Leistungsfähigkeit von Mittelklasse-PCs orientieren, die Notebooks durchaus erreichen. Doch für anspruchsvolle Spieler stellt ein Notebook nur einen eher unpraktischen Kompromiss dar.

Oftmals reserviert man trotz aller Mobilität für das Notebook doch doch einen festen Hauptarbeitsplatz mit Tastatur, Maus, Display und Drucker. Als besonders praktisch erweist sich dabei eine Docking-Station; einen Anschluss dafür haben nur das HP Compaq nw9440, das LG Electronics W1 Pro und das Sony AR21S.

Bei externen Monitoren gibt es weitere Einschränkungen: Nur wenige Notebooks (Dell 9400, HP nw9440, Sony AR21S, Toshiba P100) liefern ein VGA-Signal, das für Monitore mit 1680 x 1050 Punkten oder mehr geeignet ist. Monitore mit hoher Auflösungen steuert man vorzugsweise ohne Qualitätsverlust per DVI oder HDMI an, was nur das Acer Aspire 7003 nicht unterstützt. Beim HP nw9440 und LG W1 muss man dazu allerdings die Docking-Station kaufen, am Notebook fehlt der Digitalausgang. Keines der Notebooks ist allerdings in der Lage, zwei externe Displays digital anzusteuern; ein analoges und ein digitales lassen sich ans Dell Inspiron 9400 anschließen und an die Docking-Stationen von HP, LG und Sony.

Auch beim Erweitern stoßen die Notebooks auf engere Grenzen als Desktop-PCs: Einfach sind nur Platte, Speicher (maximal zwei Module) und oft das optische Laufwerk wechselbar. Schon der Wechsel des WLAN-Moduls kann misslingen, manchmal funktionieren dann die Knöpfe zum Ein- und Ausschalten des Funks nicht mehr. Wenn sich der Prozessor tauschen lässt, passen in der Regel nur die der aktuellen Generation - die zukünftigen Core-2-Versionen mit FSB800 oder mehr laufen voraussichtlich nicht in den getesteten Notebooks. Der Grafikchip sitzt häufig auf dem Mainboard. Doch selbst wenn ein wechselbares Grafikmodul eingesetzt ist, bleibt zweifelhaft, ob ein zukünftiges schnelles Modul laufen würde - falls überhaupt je eines auf den Markt kommt.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 03/2007.

[1] Jürgen Rink, Wachstumsgrenze, Riesen-Notebooks mit 20-Zoll-Breitbild-Display, c't 2/07, S. 94

[2] Jürgen Rink, Spielplatz, Grafikchips der Spitzenklasse für Gaming-Notebooks, c't 19/06, S. 122 (jow)