CPU: Ohne Neuen Markt schon längst bankrott?

Der Ruf des Neuen Marktes als Goldgrube bröckelt weiter: Die seit anderthalb Jahren am Neuen Markt notierte CPU Softwarehouse AG erwartet für das laufende Jahr einen Verlust von insgesamt 38 Millionen Mark.

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Von
  • Angela Meyer

Der Ruf des Neuen Marktes als Goldgrube bröckelt weiter: Die seit anderthalb Jahren am Neuen Markt notierte CPU Softwarehouse AG erwartet für das laufende Jahr einen Verlust von insgesamt 38 Millionen Mark. In den ersten sechs Monaten habe das Unternehmen bei einem Umsatz von 10 Millionen Mark ein Minus von 22 Millionen Mark eingefahren, teilte die auf Finanzsoftware spezialisierte Firma am Dienstag auf der Hauptversammlung in Augsburg mit. Für das zweite Halbjahr 2000 erwartet der Vorstand einen Umsatzzuwachs auf 20 Millionen Mark.

Die Schutzgemeinschaft der Kleinanleger hatte erst kürzlich vor den Risiken des Neuen Marktes gewarnt und dabei den Banken vorgeworfen, die Kandidaten nicht ausreichend auf ihre Börsentauglichkeit zu überprüfen. Viele Unternehmen erfüllten nicht einmal die Mindestanforderungen "Erfolgschancen" und "Seriosität". Die Äußerungen auf der CPU-Hauptversammlung scheinen die Ansicht der Aktionärsschützer zu stützen: Der neue Vorstandssprecher Bernd Erlingheuser kritisierte, das ehemalige Management habe – geblendet von der Kursexplosion der am Neuen Markt notierten CPU-Aktie – "allzu gerne Anspruch und Wirklichkeit verwechselt". Man habe vergessen, dass Anfrage nicht gleich Auftrag sei. "Doch den Markt kann man nicht lange betrügen. Er schlägt zurück – und das extrem brutal." Zumindest bei CPU war das offensichtlich so: Im ersten Halbjahr nach der Emission zu 26 Euro pendelte der Aktienpreis um 70 Euro. Seit einem Jahr ist der Kurs fast kontinuierlich gefallen und schwankt seit Monaten um die 10-Euro-Marke.

Auch mehrere Aktionärsvertreter übten Kritik am ausgeschiedenen CPU-Vorstand. Mit dem "katastrophalen Geschäftsverlauf" und "fragwürdigen Expansionsplänen" habe dieser das Vertrauen der Investoren verspielt. CPU hatte sich nach dem Börsengang in etlichen neuen Geschäftsfeldern engagiert, sich dabei aber anscheinend etwas übernommen. Ein Vertreter kritisierte, die Verantwortlichen hätten viel zu spät ihren Hut genommen. Die jetzigen Zahlen des Unternehmens seien schlimm: "Wenn CPU nicht am Neuen Markt notiert wäre, wäre das Unternehmen schon längst bankrott." Auch den 220 Mitarbeitern des Unternehmens bleibt jetzt nur die Hoffnung, dass die Konzepte des neuen Vorstands tatsächlich die Wende bringen. (anm)