Allzweck-IDE
Egal ob Sie Ihre Software-Ideen in Java, C++, Perl, PHP, Python oder einer anderen Sprache formulieren - die freie und komfortable Entwicklungsumgebung Eclipse bringt alles mit, was Entwicklerherzen höher schlagen lässt. Mit der Heft-DVD halten Sie in der Hand, was Sie für den Einstieg benötigen.
- Karsten Violka
- Ralf Ebert
Die Entwicklungsumgebung Eclipse bietet weit mehr als ausgereifte Software-Werkzeuge für Java-Entwickler. Das im Jahr 1998 von IBM gestartete Open-Source-Projekt ist von Grund auf als extrem flexibler Software-Baukasten konzipiert, der sich mittels Plug-ins für fast beliebige Aufgaben erweitern lässt.
Die frei erhältlichen Bausteine - eine Auswahl der interessantesten haben wir auf der DVD versammelt - verwandeln Eclipse in eine mächtige Entwicklungsumgebung etwa für C++, PHP oder Perl und rüsten praktische Software-Werkzeuge nach. So nimmt man etwa aus der IDE heraus mit Datenbanken Kontakt auf oder zeichnet UML-Diagramme, um daraus Java-Code zu generieren. Auch für Ihr nächstes Webprojekt ist Eclipse eine gute Wahl; zum Standardrepertoire von Eclipse gehören Editoren für HTML, XML, JavaScript, CSS und vieles mehr.
Die Eclipse-Umgebung, von ihren Entwicklern auch als „Plattform“ betitelt, hat sich als Industriestandard etabliert. Viele große Software-Unternehmen sind Mitglieder der Eclipse Foundation und nutzen die gemeinsam entwickelten Open-Source-Bibliotheken auch als Grundlage für kommerzielle Produkte. So ist sichergestellt, dass sich die Software-Werkzeuge verschiedener Hersteller nahtlos in die Eclipse-Umgebung einfügen. Selbst Borland hat seine etablierte Java-IDE JBuilder in der aktuellen Version „2007“ auf Eclipse-Füße gestellt, und auch die neue Ausgabe von IBMs Lotus Notes baut auf Eclipse-Code auf.
Unparteiisch
Weil Eclipse selbst in Java geschrieben ist, funktioniert die IDE reibungslos unter Windows, Linux und Mac OS X - im Prinzip mit allen Betriebssystemen, für die eine Java-Laufzeitumgebung erhältlich ist. Das alte Vorurteil, Java-Anwendungen seien langsam und hässlich, widerlegt Eclipse spielend - vorausgesetzt, der PC ist halbwegs aktuell und mit ausreichend Arbeitsspeicher bestückt. Mit einem Gigabyte RAM kann man flott arbeiten.
Eclipse erscheint auf den unterschiedlichen Desktops nicht als Fremdkörper wie viele an-dere Java-Programme, die mit der herkömmlichen Oberflächenbibliothek Swing implementiert sind. Das von der Eclipse Foundation entwickelte SWT (Standard Widget Toolkit) verwendet stets die betriebssystemeigenen Bildschirmelemente. So ist Eclipse optisch von nativen Anwendungen kaum zu unterscheiden.
Wer Eclipse als Entwicklungsumgebung einsetzt, gewöhnt sich schnell an das durchdachte und einheitliche Bedienkonzept. Die wichtigen Tastenkürzel und Funktionen sind Plug-in-übergreifend stets dort, wo man sie erwartet. Bei Java-Entwicklern ist Eclipse mit den Java Development Tools (JDT), die zum Standardlieferumfang gehören, längst eine der beliebtesten IDEs. Die Konkurrenz hat es nicht leicht, den großen Funktionsumfang und die durchdachten Funktionen der Open-Source-Alternative zu übertrumpfen. Im folgenden Rundgang durch die Java-IDE präsentieren wir die wichtigsten Eclipse-Konzepte, erklären, wie Sie die Entwicklungsumgebung mit Plug-ins konfigurieren und zeigen, welche Raffinessen die Oberfläche zu bieten hat.
Der Einstieg ist nicht schwer, und wer die Grundlagen verinnerlicht hat, kann Eclipse mit den auf Seite 138 beschriebenen Plug-ins zu seinem ganz persönlichen Software-Baukasten erweitern. Einige der im folgenden vorgestellten Komfortfunktionen finden sich auch in den Editoren der anderen Eclipse-Plug-ins etwa für C++, PHP und andere Skriptsprachen wieder. Webentwickler finden ab Seite 140 ein Beispielprojekt, das zeigt, wie man mit Eclipse in der Skriptsprache Perl ein pfiffiges Content-Management-System für den eigenen Webauftritt strickt.
Neue Perspektiven
Wenn auf Ihrem PC bereits Java installiert ist, sollten Sie die Version der vorhandenen Laufzeitumgebung prüfen. In einer Eingabeaufforderung (beziehungsweise der Shell unter Linux oder Mac OS X) verrät der Befehl java -version die Versionsnummer der virtuellen Maschine.
Eclipse begnügt sich zwar mit Java ab Version 1.4, in den neueren Ausgaben hat Sun aber die Performance der virtuellen Maschine erhöht [1]. Es ist in jedem Fall empfehlenswert, die aktuelle Java-Version 6 von der Heft-DVD einzuspielen. Dort finden Sie das komplette Java Development Kit (JDK) für Windows und Linux, das neben der VM und den Java-Bibliotheken auch Suns Compiler und Entwicklerwerkzeuge für die Kommandozeile mitbringt. Bei Mac OS X ist die Java-Version 1.5 vorinstalliert; Java 6 ist bei Apple nur als „Developer Preview“ über einen kostenlosen Entwickler-Account erhältlich.
Die Installation von Eclipse selbst ist unkompliziert: Entpacken Sie einfach das zu Ihrem Betriebssystem passende Zip-Archiv auf einem beliebigen Laufwerk. Die Eclipse-Grundpakete der DVD bringen schon eine Menge Plug-ins mit; neben der Java-Umgebung JDT sind auch die Web Standard Tools (WST) bereits enthalten.
Um Eclipse zu starten, genügt unter Windows ein Doppelklick auf die Datei Eclipse.exe (beziehungsweise das Programm „eclipse“ unter Linux oder Mac OS X). Beim ersten Mal begrüßt Eclipse den Anwender mit der Frage, welcher Ordner als Workspace dienen soll. Das ausgewählte Verzeichnis verwendet Eclipse fortan als Speicherort für alle neu erstellten Software-Projekte.
Nachdem man den Workspace bestimmt hat, füllt zunächst ein Begrüßungsdialog das Eclipse-Fenster, der eine englischsprachige Einführung und Codebeispiele anbietet. Sobald man den Reiter „Welcome“ schließt, gibt Eclipse die Sicht auf die sogenannte Workbench frei - das Hauptfenster, in dem alle Eclipse-Werkzeuge erscheinen.
Für Eclipse-Neulinge ungewohnt ist die Unterteilung der Workbench in die Teilbereiche der Views und Editoren. Die Grundkonfiguration zeigt auf der linken Seite den Project Explorer - eine View, die den Inhalt des Workspace präsentiert. In der Mitte ist Platz für den Editor, rechts erscheint eine View namens Outline, die später die Struktur der aktuellen Datei für die schnelle Navigation darstellt.
Der untere Bereich gruppiert mehrere Views, die unterschiedliche Werkzeuge anbieten, auf Karteireitern. Die Views lassen sich per Drag & Drop innerhalb des Workbench-Fensters beliebig ausrichten und mit dem Kontextmenübefehl „Detach“ auch vom Hauptfenster ablösen - was praktisch ist, um einzelne Sichten etwa auf einen zweiten Monitor zu schieben. Wenn Sie eine View versehentlich schließen, ist das kein Malheur: Im Menü „Window/Show View“ stellt Eclipse alle verfügbaren Views zur Wahl, die auf der Workbench platzierbar sind.
Ein weiteres Konzept, das allen auf Eclipse aufbauenden Entwicklungsumgebungen gemein ist, sind die sogenannten Perspektiven. Dabei handelt es sich um vorkonfigurierte Workbench-Fenster mit einer Auswahl von Views. Perspektiven fassen Werkzeuge für eine bestimmte Aufgabe zusammen, etwa für Java-Entwicklung, Fehlersuche mit dem Debugger oder die Arbeit mit einer externen Versionsverwaltung. Die Werkzeugleiste ist mit unterschiedlichen Knöpfen bestückt, je nachdem, welche Perspektive gerade aktiv ist. Sind mehrere Perspektiven gleichzeitig geöffnet, kann man zwischen ihnen mit der Knopfleiste („Perspective Bar“) in der oberen rechten Ecke des Workbench-Fensters umschalten. Das kleine Symbol an der linken Seite dieser Leiste öffnet weitere Eclipse-Perspektiven.
Werkbank
Der Eclipse-Workspace kann mehrere Software-Projekte verwalten. Ein neues Projekt erstellen Sie mit der Menüfunktion „File/New/Project“. Entscheidet man sich bei der Frage nach dem Projekttyp für ein neues Java-Projekt, startet Eclipse einen Assistenten, der Java-spezifische Einstellungen entgegennimmt und schließlich zur passenden Eclipse-Perspektive wechselt.
Sobald das neue Java-Projekt erstellt ist, bietet Eclipse alle für Java relevanten Funktionen an. Per „File/New“ oder über das Kontextmenü des Projektordners lassen sich Java-Elemente wie Klassen, Packages, Interfaces oder Aufzählungstypen hinzufügen. Die Java-Perspektive zeigt auf der linken Seite den spezialisierten „Package Explorer“, der unterhalb von Java-Dateien die darin definierten Klassen und ihre Methoden auflistet.
Jede Datei, die Sie mit Eclipse bearbeiten möchten, müssen Sie zunächst in den Workspace importieren und einem Projekt zuordnen. Am einfachsten gelingt dies per Drag & Drop: Lassen Sie die Dateien einfach auf einem Projekt-Ordner fallen. Alternativ bringt die Menüfunktion File/Import Code aus diversen Quellen in den Workspace, etwa aus dem Dateisystem, aus Archivdateien oder einer Versionsverwaltung. Und schließlich können Sie Dateien auch manuell in den Workspace-Ordner kopieren. Mit der Kontextmenüfunktion Refresh liest die Explorer-View den Workspace neu ein.
Auf einen Doppelklick hin öffnet Eclipse eine Datei in der Editor-View und wählt dabei automatisch einen für ihre Dateiendung passenden Editor. Das Eclipse-Grundpaket der Heft-DVD kennt außer der Java-Umgebung Editoren für HTML, XML und andere Dateitypen. Der XML-Editor zeigt den Dateiinhalt standardmäßig in einer Struktur-Ansicht an, in der sich der XML-Baum direkt bearbeiten lässt. Die Kontextmenüfunktion „Open with“ öffnet eine Datei mit einem vom Anwender gewählten Editor. Der Standard-Editor, mit dem Eclipse einen bestimmten Dateityp öffnet, lässt sich unter „Window/Preferences/General/Editors/File Associations“ bestimmen.
In Java müssen Entwickler manche Dinge recht umständlich ausformulieren, die viele Skriptsprachen mit deutlich weniger Codezeilen abhandeln. Die automatische Codeergänzung des Eclipse-Editors spart Java-Entwicklern eine Menge Tipparbeit. Sobald man im Editor die Tastenkombination Strg + Leertaste drückt, erscheinen die Dialoge der automatischen Code-Ergänzung und versuchen, dem Entwickler seinen Wunsch von den Fingern abzulesen. Um eine for-Schleife zu erstellen, tippt man etwa for und drückt die magischen Tasten. Eclipse schlägt dann mehrere Alternativen vor, die Schleife auszuformulieren. Hat man im Code etwa eine Liste oder ein Array deklariert, bietet Eclipse an, die Schleife automatisch über dessen Elemente laufen zu lassen.
Lange Klassen- oder Variablennamen muss man nicht ausschreiben. Es genügt, die ersten paar Buchstaben einzutippen, Strg + Leertaste zu drücken und das Gewünschte aus der Liste auszuwählen. Klassennamen erkennt Eclipse auch anhand ihrer Camel-Case-Schreibweise: „NPE“ ergänzt die IDE etwa zu einer „NullPointerException“; das funktioniert auch mit selbstdefinierten Klassen.
Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 19/2007.
Literatur
[1] Michael Tamm, Karsten Violka, HeiĂźer Hengst, Die Neuerungen von Java 6, c't 1/07, S. 184
| "Eclipse entdecken" | |
| Artikel zum Thema "Eclipse entdecken" finden Sie in der c't 19/2007: | |
| Erste Schritte mit der Java-IDE | S.130 |
| Eclipse-Plug-ins fĂĽr jeden Zweck | S.138 |
| Webseiten generieren mit Eclipse und Perl | S.140 |
(kav)