Mail satt

E-Mail-Adressen gibt es im Internet an jeder Ecke kostenlos. Wer aber einen werbefreien Zugang, mehrere E-Mail-Postfächer unter einem gemeinsamen Account oder einen eigenen Domainnamen nutzen will, kommt um Bezahldienste nicht herum. Um die Kunden buhlen nicht nur Freemailer mit zusätzlichen, kostenpflichtigen Leistungen, sondern auch die Webhoster mit eigenen E-Mail-Paketen. Wir haben getestet, was der Kunde für 50 Cent bis fünf Euro im Monat erwarten darf.

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Ganz selbstverständlich hat in den meisten Familien jedes Mitglied, in Firmen jeder Mitarbeiter einen eigenen Mail-Zugang. Besonders Unternehmen wollen den eigenen Namen natürlich auch in der E-Mail-Adresse führen und nicht auf T-Online oder einen anderen Massendienst zurückgreifen. Und auch Familien nutzen in der E-Mail-Adresse gerne ihren Nachnamen - wenn die passende .de-Domain schon vergeben ist, bieten sich Kombinationen wie familie-nachname oder nachname-online an. TLDs wie etwa .eu, .com, .info, .org oder .net erweitern die Wahlmöglichkeiten. Eine eigene Domain gibt es aber nirgendwo umsonst, mindestens sechs Euro im Jahr muss man dafür bezahlen. Am günstigsten sind .de-Domains, für generische oder ausländische Domains ist oft deutlich mehr hinzublättern.

Beim Stichwort Mailkonto denken die meisten lediglich an Freemail-Anbieter wie Arcor, Freenet, GMX, Lycos oder Yahoo, die kostenfreie Basisdienste und kostenpflichtige Mehrleistungen anbieten, und ĂĽbersehen dabei, dass auch die Webhoster, etwa 1&1, 1blu, Server4you oder Host Europe, spezielle E-Mail-Pakete im Programm haben und selbst bei gĂĽnstigen Basispaketen bereits einen Mailserver mitliefern. Wir haben daher die jeweils gĂĽnstigsten Angebote der Webhoster und die jeweils gĂĽnstigsten Bezahl-Varianten der Freemailer miteinander verglichen.

Zentraler Punkt ist die Zahl der enthaltenen E-Mail-Konten. Die Freemailer bieten dem Kunden genau ein Konto an, ob in der kostenlosen Basisvariante oder im kostenpflichtigen Premium-Paket. Dafür kann er dann zwar 10, 25 oder 50 Adressen bekommen, die Zusatzdienste müssen aber für jeden Anwender einzeln bezahlt werden, der diese nutzen will. Das ist für einen Single oder den Kleinunternehmer ohne Angestellte kein Problem, für eine Firma mit mehreren Angestellten oder eine vielköpfige Familie fallen aber schnell erhebliche Kosten an.

Wer statt eines Freemailers einen Webhoster wählt, umschifft diese Klippe elegant. Bei den Accounts der Webhoster stehen durchweg mehrere E-Mail-Konten zur Verfügung, die sich mit unterschiedlichen Passwörtern und eigenen E-Mail-Adressen versehen und getrennt abfragen, jedoch gemeinsam administrieren lassen. Je nach Angebot können einem Konto eine oder mehrere E-Mail-Adressen zugewiesen werden. Mit den Freemailern ist das Ziel zwar auch zu erreichen, aber deutlich umständlicher: Eine Weiterleitung im zentralen Postfach sorgt dann dafür, dass die E-Mails nicht gespeichert werden, sondern stattdessen im jeweiligen E-Mail-Account des gewünschten Empfängers landen. Das kann durchaus auch ein kostenloses Konto bei einem anderen Anbieter sein. Voraussetzung dafür ist aber, dass ein Filterkriterium „Empfänger“ vorhanden ist und eine der möglichen Aktionen die Weiterleitung an eine andere E-Mail-Adresse ist.

Für den Versand muss man möglicherweise den SMTP-Server des zentralen Kontos verwenden, denn Arcor, GMX und Lycos verhindern, dass man eine nicht dem Konto zugeordnete Absenderadresse einsetzt. Zwar lässt sich beim Versand mit einem E-Mail-Programm eine beliebige „Reply-to“-Adresse setzen, man gibt aber damit eine zusätzliche Absenderadresse preis, was nicht immer gewünscht ist.

Wer ausschließlich die Dienste eines Anbieters nutzt, ist möglicherweise im Vorteil. Adressen von bei GMX gehosteten Domains beispielsweise lassen sich von allen GMX-Konten nutzen, auf die eine Weiterleitung eingerichtet ist. Die derart zugewiesene Adresse lässt sich sogar als Login-Name nutzen.

Ob man den Vorzug nun einem Webhoster oder einem Mail-Anbieter gibt, hängt auch ein wenig vom Nutzungsprofil ab. Grundsätzlich sind die kostenpflichtigen Angebote der Freemailer teurer als die Basispakete der Webhoster, bieten aber auch wesentlich mehr Funktionen. Neben einer optimierten Webmail-Oberfläche findet man bei den Mailern oft schon in der kostenlosen Basis-Variante viele zusätzliche Funktionen, etwa eine Mailbox für eingehende Faxe und Anrufe, Online-Speicherplatz oder die Möglichkeit zum günstigen und komfortablen SMS-Versand.

Die Angebote der Webhoster hingegen sind eher auf den Abruf per E-Mail-Programm zugeschnitten. Sie umfassen nur dürftige zusätzliche Leistungen und ärgern den Anwender mit einer bisweilen etwas mühsamen Konfiguration. Dafür aber bieten sie durchweg die Möglichkeit, gleich die ganze Familie oder Firma mit E-Mail-Adressen und -Konten zu versorgen, und das zu einem durchaus konkurrenzfähigen Preis. Inklusive eigener .de-Domain kostet das Konto mit 10 bis 100 Postfächern bei einem Hoster durchweg nur einen Bruchteil dessen, was die Freemailer für einen kostenpflichtigen De-Luxe-Zugang mit nur einem einzigen Postfach verlangen. Dafür berechnen die Hoster aber häufig eine Einstandsgebühr, mit der sie die Kosten für die Domain-Registrierung abdecken.

Der Abruf kann bei fast allen getesteten Angeboten wahlweise per Webfrontend, POP3 oder IMAP erfolgen. Lediglich Yahoo hält bislang selbst für zahlende Kunden keinen IMAP-Server bereit. IMAP hat den Vorteil, dass eingehende Mails über Filter noch auf dem Server in verschiedene Ordner abgelegt werden können. So kann man beispielsweise Newsletter thematisch sortieren, private und geschäftliche Mail trennen und E-Mails des Partners oder des Chefs zusätzlich einer Sonderbehandlung unterziehen, indem man diese eine Benachrichtigungs-SMS auslösen lässt. Gerade Letzteres klappt bei den meisten Freemailern, die Webhoster bieten diesen Komfort mit Ausnahme von Strato hingegen nicht.

Einziger Nachteil von IMAP ist, dass Nachrichten von einem POP3-Sammeldienst oder per POP3-Abruf vom Handy nicht mehr abgeholt werden können, wenn die E-Mails in Unterverzeichnisse sortiert werden, denn POP3 lässt nur den Zugriff auf den Posteingangsordner zu. Lediglich Web.de bietet die Möglichkeit, Unterordner in den POP3-Abruf einzubeziehen. Das lässt sich umgehen, indem die Mails per Eingangsfilter nicht verschoben, sondern kopiert werden und damit parallel im Posteingang und im passenden Unterordner vorgehalten werden - was allerdings auch den doppelten Platzbedarf bedeutet und damit die Kapazität des Postfachs praktisch halbiert.

Einige Provider unterstützen allerdings IMAP nur rudimentär. Nur zwei von drei getesteten Angeboten erlauben die Suche im Nachrichtentext - bei IMAP muss die Nachricht dazu nicht heruntergeladen werden, die Suche findet auf dem Server statt. Auch das Anlegen von Ordnern ist nicht immer möglich und selbst wenn das klappt, sind diese eigenen Ordner nicht unbedingt übers Webfrontend zugänglich (siehe Tabelle S. 158 in c't 22/07).

E-Mails enthalten oft sensible Daten, die nicht für Dritte bestimmt sind. Wer auf Nummer sicher gehen will, verschlüsselt also den Transfer und verhindert damit, dass der Inhalt der E-Mails oder gar Benutzername und Passwort bei der Übertragung mitgelesen werden können. Das aber ist noch immer nicht bei allen E-Mail-Anbietern möglich. Bei 1blu ist ein sicherer Zugriff auf die Mails per E-Mail-Programm nicht möglich, sondern nur per Web-Frontend. Lycos und Server4you bieten keine sichere Versandmöglichkeit per SMTP an. Strato stellte zum Zeitpunkt des Tests lediglich die Möglichkeit bereit, die Übertragung des Passworts zu verschlüsseln. Das Unternehmen versprach aber, bis zum Erscheinen dieser Ausgabe TLS (Transport Layer Security) für POP3, IMAP und SMTP zu implementieren. Derzeit sei die neue Funktion in der Qualitätssicherung. Alle Varianten, von der gesicherten Kennwortauthentifizierung über SSL bis hin zu TLS, bietet derzeit lediglich Freenet an.

Per E-Mail lassen sich auch große Dateien problemlos verschicken, zumindest theoretisch. Praktisch kommt es jenseits von 10 MByte Dateigröße häufig zu Problemen, denn viele Anbieter setzen ein recht enges Limit. Entscheidend ist dabei nicht nur, welche Größe der eigene Postausgangsserver zulässt, sondern auch was der Mailserver des Empfängers festgelegt hat. Eine Fehlermeldung „Message too large“ ist in einem solchen Fall zwar eigentlich Pflicht, wird aber von vielen Anbietern nicht generiert. Das kann selbst bei internem Verkehr von einem Postfach zum anderen beim selben Provider vorkommen, weil die Limits möglicherweise auch vom jeweiligen Preismodell abhängen.

Aber auch an anderer Stelle kommt es manchmal zu Problemen: Bei einigen Anbietern schlug während der Übertragung ein Timeout zu. Zwar war das maximal zulässige Größenlimit noch nicht erreicht, dennoch brach die Übertragung mit einer Fehlermeldung ab. Weitere Tests brachten Gewissheit: Wer eine zu geringe Upstream-Bandbreite hat, kann das zulässige Limit des Mailservers bei einigen Providern nicht ausnutzen.

Die Übertragung eines beispielsweise 10 MByte großen Anhangs benötigt einige Zeit. Zunächst einmal schwillt die eigentliche E-Mail durch die erforderliche Kodierung auf rund 15 MByte an, die es zu übertragen gilt. Mit einem ISDN-Anschluss und 64 kBit/s dauert das immerhin 30 Minuten, ein DSL-Anschluss mit 128 kBit/s im Upstream benötigt dafür immer noch 15 Minuten. Selbst mit ADSL2+ und 1 MBit/s im Upstream sind im Idealfall noch knapp zwei Minuten notwendig. Strato überträgt nach eigenen Angaben immerhin bis zu 100 MByte große Mails, also Anlagen von rund 70 MByte, gestand dem Anwender bei unserem Test dafür aber nur 15 Minuten pro Mail zu. Offenbar auf unseren Hinweis hin bemaß Strato den Timeout aber dann deutlich großzügiger. Yahoo zieht aber weiterhin eine enge Grenze; hier bricht die Übertragung bereits nach sechs Minuten ab. In der Tabelle findet sich der ermittelte Wert für eine Übertragungsbandbreite von 384 kBit/s, bei niedrigerer Bandbreite kann die maximale Größe einer zu versendenden Mail also durchaus noch geringer ausfallen. Abhilfe schafft die Nutzung des Webinterface, hier ist der Timeout weniger strikt. Dafür ist bei Strato die Maximalgröße für Anhänge dort auf 16 Megabyte begrenzt.

Umgehen lässt sich die Größenbeschränkung mit einem Packer wie ZIP oder RAR, der eine große Datei in handliche Häppchen aufteilt, die sich dann problemlos verschicken lassen. Alternativ kann man auf den in vielen Angeboten vorhandenen Online-Speicherplatz zurückgreifen, große Dateien dort zum Abruf bereitstellen und den Link, gegebenenfalls unter Angabe von Benutzername und Passwort, an den Empfänger senden. Das ist nicht nur eleganter, sondern entlastet insbesondere bei einem Versand an mehrere Empfänger gleichzeitig auch den E-Mail-Server. Obendrein spart man Übertragungszeit, denn hier fällt die Notwendigkeit weg, die Datei zu kodieren, was das Volumen der E-Mails im Vergleich zur direkten Übertragung deutlich aufbläst.

Wer nun den Wechsel seines E-Mail-Anbieters ins Auge fasst, muss seine alte Adresse deswegen nicht aufgeben. Ein Sammeldienst, der in den meisten Angeboten vorhanden ist, holt die Mails ab und packt sie ins neue Postfach. Üblicherweise kann man dabei noch festlegen, ob die Mails bei diesem Vorgang gelöscht oder auf dem Mail-Server belassen werden sollen. Wer Letzteres wählt, sollte aber sicherstellen, dass das Postfach nicht irgendwann vollläuft. Entscheidend dafür, wie schnell die abgerufenen Mails ihren Empfänger erreichen, ist das Intervall, in dem der Sammeldienst nach neuen Mails sucht. Im ungünstigsten Fall bleibt die E-Mail für diesen Zeitraum im Postfach liegen. Man sollte also wenn möglich einen Auto-Responder installieren, der bei E-Mails, die per Sammeldienst eintreffen, die neue E-Mail-Adresse mitteilt, unter der man direkt erreichbar ist. Eleganter und ohne Zeitverzug funktioniert die Weiterleitung eingehender Mails an die neue Adresse, sofern diese Funktion im alten Postfach bereitsteht.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 22/2007. (uma)