Im Beta-Test
Erstmals steht eine Betaversion des Nachfolgers von Windows Vista zum öffentlichen Download bereit. Sie enthält zwar laut Microsoft noch nicht alle Funktionen, soll aber bereits einen guten Eindruck vermitteln.
Bislang fand die Entwicklung von Windows 7, dem Nachfolger von Windows Vista, hinter ziemlich fest verschlossenen Türen statt. Nur einmal erlaubte Microsoft einigen Interessierten vorab einen Blick auf den aktuellen Entwicklungsstand zu werfen, nämlich den Teilnehmern der Entwicklerkonferenz PDC Ende letzten Jahres [1]. Alle anderen guckten bislang in die Röhre, nicht einmal einen geschlossenen Betatest mit speziell registrierten Teilnehmern wie bei Windows Vista veranstaltete Microsoft.
Umso gespannter waren offenbar viele auf die erste frei zugängliche Betaversion, die Microsoft für den Anfang dieses Jahres versprach. Am 9. Januar war es dann so weit: Die Download-Seiten wurden freigeschaltet – und brachen unter dem Ansturm sofort zusammen. Einen Tag später bat Microsoft dafür um Entschuldigung und startete mit verbesserter Infrastruktur erneut. Bis zum 24. Januar kann sich nun jeder Interessierte die Betaversion mitsamt Installationsschlüssel herunterladen (ein ursprünglich vorgesehenes Limit von maximal 2,5 Millionen Downloads hob Microsoft wieder auf).
Her damit
Voraussetzung für den Download ist die Eingabe einer Windows Live ID, die an eine E-Mail-Adresse gekoppelt ist. Nach dem Eingeben der Live ID wird der CD-Key mitgeteilt und der Download startet über einen als ActiveX-Control ausgeführten Downloadmanager, dessen Installation zuvor zuzustimmen ist. Wie groß der Download ausfällt, hängt von der Version ab: Die deutschsprachige 32-Bit-Version ist rund 2,5 GByte groß, die 64-Bit-Version über 3,2 GByte. Außer den deutschsprachigen Versionen stehen auch solche auf Englisch, Japanisch, Arabisch und Hindi bereit.
Die Betaversion landet als ISO-Image einer DVD auf der Festplatte. Zum Booten auf einem physischen PC muss man es zuerst brennen, etwa mit der Freeware ImgBurn (siehe Soft-Link).
Als Voraussetzungen fĂĽr die Installation nennt Microsoft auf der Download-Webseite einen PC mit einem 1-GHz-Prozessor, 1 GByte RAM und 16 GByte freiem Festplattenspeicher. Windows 7 selbst gibt sich bescheidener, das Setup-Programm nennt 512 MByte RAM und rund 5,5 GByte freien Festplattenplatz.
Um die Transparenzeffekte der bei Vista eingeführten Aero-Oberfläche anzeigen zu können, ist zudem eine DirectX-9-fähige Grafikkarte mit 128 MByte Speicher erforderlich. Bei unseren Tests reichten allerdings auch solche mit nur 64 MByte, sofern der Rest als shared memory zur Verfügung stand wie beim Netbook MSI Wind (baugleich auch von Medion vertrieben und als „Aldi-Netbook“ bekannt). Windows 7 läuft auch mit sehr viel älterer Grafikhardware, allerdings müssen Sie dann auf Aero und einige davon abhängige Funktionen wie die neue Vorschau in der Taskleiste verzichten.
Windows 7 läuft auch problemlos in einer virtuellen Maschine (VM), wie sie sich etwa mit den kostenlosen Programmen VirtualBox oder Virtual PC 2007 einrichten lässt (siehe Soft-Link). Uns liegen allerdings mehrere Berichte über Probleme mit älteren Versionen vor. Bei unseren Tests mit aktuellen Versionen klappte jeweils alles stets reibungslos. Verzichten müssen Sie in einer VM allerdings auf Aero, dafür können Sie sich das Brennen der ISO-Datei sparen, sie lässt sich als virtuelles DVD-Laufwerk direkt mounten.
Und los
Die Installation verläuft ähnlich wie bei Vista: Sprache auswählen, EULA bestätigen, CD-Key eintippen (oder auch nicht), und der Rest läuft nahezu vollautomatisch durch – selbst auf langsamen Systemen meist in weniger als 30 Minuten. Wer während des Setup beispielsweise Partitionen mit diskpart verkleinern möchte, kann mit Umschalttaste+F10 eine Eingabeaufforderung öffnen.
In Foren war öfter der Hinweis auf eine Fehlermeldung „Cannot boot from CD – Code 5“ zu finden, den wir auf unseren Testrechnern jedoch nicht reproduzieren konnten. Mitunter half es offenbar, das Installationsprogramm dann von einem bereits installierten Windows aus zu starten.
Die EULA hält einige Bestimmungen speziell für die Betaversion bereit: So erlaubt Microsoft, die Beta auf beliebig vielen Systemen zu installieren, zugleich wird jedoch der Einsatz in einer Produktivumgebung verboten. Die Beta 1 läuft bis zum 1. August 2009, sofern Sie einen CD-Key eintippen und Windows aktivieren. Nach diesem Datum verweigert sie den Start. Ohne Key darf man laut EULA alle 30 Tage neuinstallieren. Das ist allerdings nicht notwendig, bis zu fünf Mal lässt sich der 30-Tage-Countdown mit dem Befehl slmgr -rearm zurücksetzen, der in eine Eingabeaufforderung einzutippen ist.
Falls Sie Windows 7 fĂĽr die Installation nichtpartitionierten Plattenplatz zuweisen, erstellt das Setup-Programm zwei Partitionen: Eine 200-MByte-Bootpartition (vermutlich fĂĽr den Einsatz der FestplattenverschlĂĽsselung Bitlocker) sowie die eigentliche Systempartition, die den restlichen Plattenplatz belegt. Weist man das Setup-Programm an, Windows auf einer bereits bestehenden Partition zu installieren, rĂĽhrt es die vorhandene Partitionierung nicht an.
Eine Upgrade-Installation klappt nur, wenn es sich beim Ursprungssystem um Windows Vista mit mindestens Service Pack 1 handelt, XP lässt sich nicht aktualisieren. Das Upgrade wird auch dann angeboten, wenn das Setup-Programm von der gebooteten DVD statt unter Windows startet.
Falls noch weitere Windows-Versionen auf der Festplatte installiert sind, findet Windows 7 diese und bindet sie in das eigene Bootmenü mit ein. Linux hingegen wird ignoriert, sein Bootcode überschrieben. Ein Bootmanager wie Grub lässt sich jedoch wiederherstellen und startet dann auch Windows 7.
Treibersuche
Auf der Festplatte landet die Ultimate Edition, die alle Funktionen bietet, die Microsoft für Windows 7 vorsieht. In den Handel gelangen später aber auch Versionen mit weniger Funktionen – welche genau, hat Microsoft noch nicht bekanntgegeben. Eine nur für MSDN-Abonnenten zugängliche Betaversion (x86 deutsch) bietet allerdings zusätzlich die Installation von Windows 7 Home Basic, Home Premium und Business an.
Bei unseren Tests erkannte Windows 7 stets den Großteil oder gar sämtliche Hardware und installierte die passenden Treiber, fehlende lud es oft über das Windows Update nach. Das Nachinstallieren von Grafiktreibern auf diesem Wege klappte sogar ohne Neustart. Was Windows 7 nicht erkannte (auffallend oft WLAN), bekamen wir meist mit Vista- oder XP-Treibern zum Laufen. Problematisch sind diese allerdings, wenn in der Setup-Routine eine Abfrage der Windows-Version eingebaut ist, die die Installation mit Hinweis auf das falsche Betriebssystem ablehnt. Dann hilft vielleicht der Kompatibilitätsmodus (über das Kontextmenü zu erreichen) oder das manuelle Auspacken des Archivs, um den Treiber über den Gerätemanager ins System zu fummeln.
Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 03/2009.
Literatur
[1] Axel Vahldiek, Jetzt auch fĂĽr Netbooks, Ein erster Blick auf Windows 7, c't 24/08, S. 18