US-Frauen surfen an Männern vorbei
Im Gründerland des Internet haben Frauen die bisherige Männerdomäne gestürmt und stellen mit 50,4 Prozent erstmals die Mehrheit im Netz.
Im Gründerland des Internet haben Frauen die bisherige Männerdomäne gestürmt und stellen mit 50,4 Prozent erstmals die Mehrheit im Netz. Das entspricht auch in etwa ihrem Bevölkerungsanteil in den USA.
Wie das Forschungsunternehmen Media Metrix in einer umfassenden Studie feststellte, unterscheidet sich das Verhalten der Frauen im Netz aber deutlich von dem der Männer. So seien Frauen mehr praxisbezogen und deutlich "treuer"; sie kehren häufiger zu den Webseiten zurück, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht und die ihnen Nutzen gebracht haben. Männer seien dagegen viel mehr an technischen Spielereien interessiert und stöberten auf der Suche nach immer neuen Seiten länger im Netz umher.
Die insgesamt gestiegene Internetnutzung – sowohl bei Männern als auch bei Frauen – hängt zum einen damit zusammen, dass der Verkauf privater PCs weiter boomt, zum anderen existieren inzwischen an immer mehr Arbeitsplätzen Internetzugänge, die es den Arbeitnehmern erlauben, das Internet zu erkunden. Drastisch gestiegen ist in den letzten Jahren aber auch die Vernetzung der Schulen, die nach jüngsten Regierungsangaben inzwischen praktisch alle an das Internet angebunden sind.
Dies dürfte unter anderem erklären, warum die Forschungsgruppe bei den Teenagern den stärksten Anstieg verzeichnete. In der Altersgruppe von zwölf bis 17 Jahren wuchs die Zahl der Internet-Nutzerinnen binnen eines Jahres um stolze 126 Prozent. Ihre beliebtesten Webseiten sind die Online-Ableger der Teen-Zeitungen wie Cosmogirl und Teenpeople oder freevote.com. Hier können Interessierte zu praktisch jedem Thema ihre Stimme abgeben: Wer ist der schönste Hollywoodstar? Welche ist die beste TV-Serie? Aber auch über ernstere Themen wie den künftigen Präsidenten der USA oder das Kartellverfahren gegen Microsoft finden Abstimmungen statt. Die Gruppe der Vier- bis Elfjährigen stellt zwar bisher nur 4,0 Prozent der Webbevölkerung dar, doch auch ihr Anteil wächst ständig. Sie besuchen vor allem die Seiten ihrer Lieblings-Fernsehsendungen oder chatten mit ihren Freundinnen.
Insgesamt stellte die Media-Metrix-Studie fest, dass Frauen das Netz eher als Fortsetzung ihrer normalen Interessen betrachten und es inzwischen gelernt haben, die Vorteile der weltweiten Vernetzung dafür einzusetzen. So nutzen sie das Netz häufig für Reisereservierungen, Einkäufe oder um nach bestimmten Informationen zu suchen. Die stellvertretende Chefredakteurin der Webseite Cybergrrl.com, Stephanie Fairleigh, erklärte im Fernsehsender ABC, Frauen nutzen die Möglichkeiten des Internets auch viel stärker als Männer für soziale Zwecke.
Das gilt vor allem für die Altersgruppe der über 55-Jährigen. Zwar sind sie mit 4,4 Prozent bisher nur relativ schwach im Netz vertreten, doch ist ihre Zahl seit vergangenem Mai um 110 Prozent gestiegen. Das Interesse der Frauen in dieser Altersgruppe gilt der Studie zufolge hauptsächlich Gesundheitsfragen und der Familie. (Thomas Müller, dpa)/ (cp)