Websites aktuell
Triller, Pfiffe, Gesänge
Twitter boomt und boomt, wohl auch, weil der Dienst so simpel gehalten ist. Dies hält die Einstiegshürden niedrig, stellt aber zugleich den größten Schwachpunkt dar. Manchmal wünscht man sich nämlich ein wenig mehr. Daher boomen auch Dienste, die Twitter-Postings aufbereiten und neue Sichten auf Tweets anbieten (siehe auch c't 5/09, S. 98).
tweet3d generiert aus den Tweet-Inhalten eines beliebigen Twitterers dreidimensionale Tag-Wolken. Der Dienst hat ein Problem mit Umlauten und kennt auch deutsche Stoppwörter nicht, sodass bei vielen deutschsprachigen Twitterern die Artikel „der“, „die“ und „das“, „und“ et cetera als Tags auftauchen dürften. Klickt der Benutzer auf ein Tag, so erhält er eine Liste mit allen einschlägigen Postings. twitnest bereitet das Follower-Netzwerk eines Twitterers grafisch auf. Der Dienst kann das Netzwerks auch nach stark untereinander vernetzten Gruppen anordnen.
xefers Twitter Charts wiederum stellt in einer schönen zweidimensionalen Übersicht dar, zu welchen Tageszeiten und an welchen Wochentagen ein bestimmter Nutzer twittert. Twistory dröselt für jeden Tag genau auf, wann ein Nutzer einen bestimmten Tweet abgesetzt hat. Der Dienst generiert aus den Tweets einen iCal- oder Google-Calendar-Feed oder eine iCal-Datei, die sich in kompatible (Online-)Kalender-Anwendungen einbetten lassen. Nach dem Anlegen eines Google-Calendar-Feeds dauerte es bei unseren Versuchen eine knappe Stunde, bis er auch in Googles Dienst sichtbar war.
MicroPlaza extrahiert die Links aus den Postings der Twitterer, denen der Benutzer folgt. Um auf die Beiträge zugreifen zu können, benötigt MicroPlaza die Twitter-Accountdaten des Benutzers. Der kann die „Verfolgten“ auch zu Gruppen zusammenfassen. Um Links schnell wiederzufinden, lassen sie sich in der Bookmarking-Funktion des Dienstes ablegen.
Wer hatte das nochmal getwittert? backtweets hilft bei der Rückwärtssuche nach Links. Dabei wertet der Dienst auch Kurz-URLs von Anbietern wie TinyURL aus, die in der Twitter-Welt sehr gebräuchlich sind. backtweets eignet sich auch für die Fahndung nach Twitterern mit ähnlichen Interessen. Mit dem Schwesterdienst BackType findet man Backlinks auch in anderen sozialen Medien, etwa Blogs. (jo)
WWWo klemmt’s?
Das Berkman Center for Internet & Society at Harvard University hat sich schon in der Vergangenheit intensiv mit dem freien Zugang zu Ressourcen im Internet auseinandergesetzt. So betreibt das Institut die OpenNet-Initiative mit, die auf wissenschaftliche Weise versucht, Filter- und Ăśberwachungsvorhaben aufzudecken und zu untersuchen.
Herdict Web ist gewissermaßen eine Weiterentwicklung von OpenNet. Herdict ist ein Kunstwort, gebildet aus herd (Herde) und verdict (Urteil). Es soll veranschaulichen, dass die Benutzer – die „Herde“ – auf dieser Site mitmachen können, um Sites zu finden, die nicht oder nicht immer und überall erreichbar sind.
Surfer sind aufgerufen, bei Herdict Web Sites melden, die sie nicht erreichen können. Durch die Teilnahme von Benutzern aus der ganzen Welt ergibt sich ein Bild, welche Websites wo und wie lange nicht erreichbar sind. Wenn eine Website in der ganzen Welt erreichbar ist, aber nicht in China, kann das als Hinweis gewertet werden, dass die Site möglicherweise geblockt wird. Surfer können Websites über eine Firefox-Erweiterung oder ein Formular auf der Homepage melden; dort stehen auch Reports über nicht erreichbare Sites bereit. (jo)
Wegwerf-Chat
Wer gerne chattet, benutzt dafür in der Regel einen bestimmten Dienst oder aber einen plattformübergreifenden Client. Nun will es aber Murphys Gesetz, dass man eines Tages unvermittelt die gewohnte Anwendung nicht einsetzen kann, etwa weil man in einem Internet-Café sitzt oder der potenzielle Chat-Partner sich mit der gewohnten Plattform nicht auskennt. Dann ist es gut, einen kostenlosen Dienst wie tinychat in der Hinterhand zu haben, der mit jedem Browser funktioniert und mit dem wirklich jeder zurechtkommen sollte.
Mit einem Klick erzeugt man dort einen Chat-Raum mit einer eindeutigen Adresse und teilt diesen seinen Mit-Chattern mit, etwa per E-Mail. Einen irgendwie gearteten Zugangsschutz gibt es nicht; wer die Adresse kennt, kommt hinein. Benutzer können den Chat auf ihrer Homepage einbauen und ein Chat-Protokoll speichern. Der einmal eingerichtete Chat-Raum bleibt dauerhaft bestehen, allerdings löscht tinychat immer alle aufgezeichneten Postings, wenn der Benutzer den Chat verlässt. (jo)
Google-Apps-Armaturenbrett
Ende Februar hatte Googles Mail-Dienst in Europa einen mehrstündigen Ausfall – eigentlich keine große Sache. Während Wartungsarbeiten in einem Rechenzentrum führte neuer, fehlerhafter Code dazu, dass sukzessive mehrere weitere Rechenzentren ausfielen. Nach einer guten Stunde hatten die Administratoren das Problem behoben und den Dienst wieder im Griff. Nichtsdestotrotz war der Vorfall für Google-Mail-Nutzer hochgradig ärgerlich. Sie wussten nicht, was vorgefallen war und wie lange der Ausfall dauern würde. Erst Stunden nach dem Ausfall erläuterten die Betreiber die Ursache im GMail-Blog.
Als Reaktion auf den Ausfall hat Google daher das Apps Status Dashboard eingefĂĽhrt. Statt in diversen Blogs suchen zu mĂĽssen, sollen Benutzer dort an zentraler Stelle und zeitnah Informationen zum Zustand von Googles Text und Tabellen, Kalender, Mail et cetera erhalten. (jo)
Die Websites aus c't 07/2009