Großbritannien: Gegenschläge gegen Cyber-Angriffe angedroht

Die britische Regierung ist überzeugt, dass Terroristen daran arbeiten, über Cyber-Angriffe auf Infrastruktur Menschen töten zu können. Als Reaktion auf einen solchen Angriff halte man sich deswegen alle Mittel offen.

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Großbritannien: Gegenschläge gegen Cyber-Angriffe angedroht
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Großbritannien will Terroristen im digitalen Raum entschiedener bekämpfen und droht nun auch mit eigenen Cyber-Angriffen. Das machte der britische Schatzkanzler (quasi Finanz- und Wirtschaftsminister) George Osborne am Dienstag in der Zentrale des britischen Auslandsgeheimdiensts GCHQ deutlich: Sein Land behalte sich das Recht vor, auf einen Cyber-Angriff in jeder möglichen Weise zu reagieren. Dazu soll das Budget für die Entwicklung defensiver und offensiver Fähigkeiten in den kommenden Jahren auf 1,9 Milliarden Pfund verdoppelt werden. Für Cyber-Sicherheit, den Schutz der eigenen Netze und den Aufbau sicherer Online-Dienste stünden dann insgesamt 3,2 Milliarden Pfund zur Verfügung.

Zu den Anschlägen in Paris

Nachdem Osborne den Agenten des GCHQ, die durch die Snowden-Enthüllungen in den Fokus der Öffentlichkeit geraten waren, für ihre Arbeit gedankt hat, warnte er vor den Ambitionen der Terroristen des IS. Die haben in Teilen des Irak und Syriens ein Schreckensregime errichtet und sich zu den verheerenden Anschlägen in Paris bekannt. Bislang nutzten sie das Internet für Propaganda und zur Radikalisierung, rief Osborne in Erinnerung. Noch sei es ihnen aber nicht gelungen, über digitale Netze Infrastruktur anzugreifen und auf diesem Weg Menschen zu töten: "Aber wir wissen, dass sie das wollen und ihr Bestes tun, das zu schaffen."

Wie genau Großbritannien auf Cyber-Angriffe reagieren will, ließ Osborne offen, zeigte sich angesichts der eigenen Fähigkeiten aber selbstbewusst. So könne sein Land immer genauer feststellen, von wo Angriffe ausgeführt werden. Niemand dürfe mehr davon ausgehen, solche Attacken ungestraft durchführen zu können. Zusätzlich versichert Osborne, dass sich sein Land weiter darauf vorbereite, die hybriden Konflikte des 21. Jahrhunderts führen zu können – im "Cyberspace" genauso wie auf dem Land, dem Wasser, der Luft und dem Weltraum.

Osborne kündigte für das kommende Jahr außerdem die Einrichtung eines National Cyber Centres an, um die staatlichen Maßnahmen zum Schutz des digitalen Raums zu bündeln. Das Zentrum soll für die Wirtschaft zum Anlaufpunkt werden, wenn es um Security-Themen geht. Gleichzeitig soll es der Regierung dadurch erleichtert werden, Informationen über Bedrohungen weiterzugeben. Das National Cyber Centre soll demnach dem GCHQ angegliedert werden, also jenem Geheimdienst, der in den vergangenen Monaten vor allem wegen seiner vielfältigen Angriffe bekannt wurde. (mho)