Schleswig-Holstein: Linux kommt - und Windows 2000

Im nördlichsten Bundesland der Republik öffnet die Verwaltung die Tür für Open-Source-Software - zumindest einen kleinen Spalt breit.

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Von
  • Markus Werntges

Was Open-Source-Bewegte fordern und mittlerweile auch die Koordinierungs- und Beratungsstelle der Bundesregierung für Informationstechnik (KBSt) empfiehlt, wird jetzt im nördlichsten Bundesland der Republik ausprobiert. Vater Staat öffnet die Türen für Software mit offenen Quellcodes – zumindest einen kleinen Spalt breit. Die Verwaltung des Landtags von Schleswig-Holstein will ihren Betrieb auf Linux umstellen und mit StarOffice arbeiten.

Der zuständige Landesrechnungshof (LRH) prüft derzeit, welche Kosten entstehen, und wie die Kompatibilität zu den oberen Landesbehörden hergestellt werden kann. Denn anders als im Nachbarland Niedersachsen steht ein Wechsel größerer Teile der Landesverwaltung in Kiel derzeit nicht zur Debatte. Statt dessen setzen die oberen Behörden in einem Campusnetz des Landes in der Zukunft auf Windows 2000.

Das IT-Referat der Landtagsverwaltung dagegen begründet die Entscheidung für Linux und den Abschied von NT 4.0 an rund 100 Arbeitsplätzen nicht nur mit mehr Sicherheit und Transparenz: "Linux unterstützt die Einbindung in heteregone Netze eindeutiger", erklärte Leiterin Margot Simonsmeier-Schriewer im Gespräch mit c't. Man wolle sich nicht auf ein Landesnetz verengen. Ein Work-Flow habe ergeben, dass Kommunikation mit der Öffentlichkeit, die Einbindung ins Parlamentsnetz "ParlaNet" und der europaweite Dokumentenaustausch den Alltag bestimmten, und der sei ohne die Festlegung auf Microsoft besser zu bewältigen, meinten ihre Fachleute. Auch das liebe Geld habe natürlich eine Rolle gespielt: Angesichts älterer Hardware sei die Kostenabwägung zu Gunsten von Linux ausgefallen. Die bisherige Schätzung der Landtagsverwaltung für die Kosten des Linux-Starts liegt bei 157.000 Mark. Für eine Migration zu Windows 2000 läge der Posten nach Angaben von Simonsmeier-Schriewer bei über 500.000 Mark.

Ein von allen Fraktionen erbetenes Gutachten des Landesrechnungshofes soll rechtzeitig vor den Haushaltsverhandlungen genauere Fakten bringen. Mit von der Partie wird bei der Beratung auch die externe Hamburger Firma Deutsche Warentreuhand sein. Mit dem Ergebnis wird Ende September gerechnet. Der Landesrechnungshof wies am Donnerstag auf Anfrage darauf hin, dass das Finanzministerium in Zukunft ein SAP-R3-Programm zur Mittelbewirtschaftung einsetzen will, das auch in der Landtagsverwaltung anwendbar bleiben müsse. Dies werde in die Begutachtung einbezogen. Bisher sei ein Client von der Landesregierung nur für NT angeboten worden, bestätigte das IT-Referat der Landtagsverwaltung, ein Client für Linux sei jedoch angefragt. Ohnehin beträfe dieses Problem nur knapp ein Zehntel der Arbeitsplätze. Das gelte auch für ein Personalverwaltungsprogramm, das Microsoftdokumente produziere. Die Landtagsverwaltung setzt bei der Migration deshalb auf ein Fünf-Stufen-Modell. (prak)