telegate räumt Fehler ein

Der Telefonauskunfts-Dienstleister telegate rüstet sich für größere Übernahmen und räumt ein, das operative Geschäft vernachlässigt zu haben.

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  • dpa

Der Telefonauskunfts-Dienstleister telegate rüstet sich für größere Übernahmen. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung schufen die Aktionäre am Mittwoch in München die Voraussetzungen für eine mögliche Kapitalerhöhung zur Finanzierung von Akquisitionen. Konzernchef Klaus Harisch räumte nach unerwarteten Verlusten im Jahr 2000 Fehler ein. Das Management habe auf dem Expansionskurs das operative Geschäft zeitweise möglicherweise vernachlässigt, sagte Harisch. Zudem seien die Fortschritte bei der Deregulierung in wichtigen Auslandsmärkten zu optimistisch eingeschätzt worden. "Wir schauen aber sehr zuversichtlich ins neue Jahr und gehen mit Vollgas voran." telegate ist nach der Deutschen Telekom der zweitgrößte Auskunftsdienst in Deutschland.

Konkrete Übernahmekandidaten hat telegate nach Angaben von Finanzvorstand Dirk Roesing noch nicht im Auge. Akquisitionen auch am Neuen Markt seien aber kurzfristig möglich. Der telegate-Vorstand holte sich auf der Hauptversammlung die Erlaubnis für die Schaffung eines genehmigten Kapitals von knapp 6,4 Millionen Euro. Durch die Ausgabe neuer Aktien wären Übernahmen mit einem Volumen von mehreren hundert Millionen Euro möglich. Aktionärsvertreter kritisierten das Volumen, gaben dem Vorstand aber grundsätzlich Rückendeckung für seinen Expansionskurs. Der telegate-Aktienkurs sank bis kurz nach 13 Uhr am heutigen Mittwoch bereits um fast 7 Prozent auf zwischenzeitlich 67 Euro.

Ende Oktober hatte Harisch mitgeteilt, der Konzern erwarte für 2000 nicht mehr einen kleinen Gewinn, sondern einen Verlust von rund 18 Millionen Mark. Die Umsatzprognose wurde von 300 auf 270 Millionen Mark gesenkt. In den ersten neun Monaten 2000 wuchsen die Erlöse um 68 Prozent auf knapp 193 Millionen Mark. Harisch führte die Schwierigkeiten 2000 auf den nicht einfachen Start in Italien und Spanien und auf Probleme mit der Einrichtung des Internet-Portals zurück. Möglicherweise sei die Internetsoftware nicht genügend getestet worden, räumte der Unternehmensgründer ein. Mittlerweile habe man aber einen neuen Software-Partner gefunden. Das neue Internet-Portal werde in den kommenden Wochen vorgestellt.

Die telegate AG (MĂĽnchen) ist im Mehrheitsbesitz der italienischen SEAT Pagine Gialle ("Gelbe Seiten"). Das Unternehmen wiederum steht unter Kontrolle der Telecom Italia. Der telegate-Aktienkurs war in der vergangenen Woche auch unter Druck geraten, weil SEAT mittelfristig eine Reduzierung der Beteiligung von derzeit 64,5 auf 51 Prozent andeutete. (dpa) / (jk)