Surfen auf der Ăśberholspur

2001 sollen webbasierte Dienste speziell für den Autofahrer endlich Realität werden.

vorlesen Druckansicht 17 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Wolfgang Stieler

2001 sollen webbasierte Dienste speziell für den Autofahrer endlich Realität werden. Darin waren sich Branchenbeobachter auf der North American International Autoshow in Detroit einig. Nach einer Studie der Mercer Management Consulting könnten die Autohersteller dabei ein lukratives Nebengeschäft machen. Die Unternehmensberater schätzen, dass sich Gewinne von mehreren Milliarden Mark realisieren lassen.

Während der Fahrt sollen die Insassen von maßgeschneiderten Portalen beispielsweise mit reisebeogenen Diensten und Infotainment-Services versorgt werden. So könnte die Auto-Elektronik den Fahrer auf Wunsch zur nächsten, möglichst günstigen Tankstelle navigieren, sobald die Tankfüllung einen bestimmten Wert unterschreitet. General Motors will noch in diesem Jahr mit einem lokalen Werbeservice experimentieren, bei dem dem Kunden, der an einer Tankstelle vorbeifährt die Sonderangebote dieser Tankstelle ins Auto transferiert werden. Damit der Kunde nicht wahllos mit Werbung überhäuft wird, kann er spezielle Filterkriterien angeben, wie beispielsweise bestimmte Anbieter oder Produkte.

Neben den meisten amerikanischen Autobauern bieten auch Europas Hersteller – zum Teil sprachgesteuerten – Internet-Dienste an. BMW etwa bietet am Herbst im neuen Siebener optional einen Internet-Zugang, Fiat stattet zu diesem Zeitpunkt einige Modelle mit Internet-Angebot via WAP-Handy aus.

Mercedes-Benz hat in den USA bereits im vergangenen Jahr Erfahrungen gesammelt. Alle dort angebotenen Fahrzeug werden serienmäßig mit der Möglichkeit angeboten, sich ein individuelles Internet-Angebot über einen Provider zusammenstellen zu lassen. Die Grundgebühr liegt bei 125 Dollar pro Jahr, pro Minute sind dann noch 40 Cent (rund 80 Pfennig) fällig. 90 Prozent aller US-Kunden haben davon bereits Gebrauch gemacht. Ob das Interesse in Deutschland eben so groß sein wird, weiß bisher noch niemand genau. Die Stuttgarter wollen ein den US-Angebot vergleichbares Internet-Portal ab 2002 zunächst in den Topmodellen S- und E-Klasse anbieten.

Die Spracherkennungstechnologie und die Qualität der Freisprechanlagen stehen nach Ansicht der Mercedes-Benz-Experten kurz vor einem Quantensprung, so dass dann ins Auto geschickte nicht nur E-Mails nicht nur vorgelesen werden, sondern auch schnell und sicher beantwortet werden können. Und wenn sich dann der neue UMTS-Standard in der Mobiltelephonie durchgesetzt hat, kommen auch die Bilder ins Auto. Selbst das automobile Bildtelefon wird dann für den, der darauf nicht verzichten mag, Realität.

Im Rahmen des ersten m-Commerce-Day hatte auch VW Ende November in Hamburg erstmals ein eigenes Auto mit Internet-Anschluss vorgestellt. Die Studie der so genannten "mobilen Handelsplattform" ist im Innenraum mit Bluetooth vernetzt und soll später per UMTS mit dem Internet kommunizieren. Der Prototyp von VW soll nun in zwei bis drei Jahren zur Marktreife entwickelt werden. Über den Preis konnte VW noch keine Angaben machen, das Internet-Auto soll aber, so der Leiter der strategischen Marketing-Abteilung von VW, Gilbert Heise, "auch für den normalen Passat-Käufer erschwinglich" sein. (wst)