DoCoMo: Umsatzerwartungen an UMTS sind übertrieben

Der Chef des japanischen Mobilfunkriesen NTT DoCoMo bremst die Umsatzerwartungen an UMTS, da es zur Übertragung von Multimedia-Dateien nicht geeignet sei.

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Von
  • Christian Rabanus

Keiichi Enoki, der Chef des japanischen Mobilfunkanbieters NTT DoCoMo, hat die Branche in Aufruhr versetzt: In einem Gespräch mit der Financial Times warnte er vor übertriebenen Erwartungen an den Umsatz, der mit UMTS erzielt werden könnte. Seiner Meinung nach werden die europäischen Mobilfunkfirmen Mühe haben, die für die Lizenzen investierten Summen in Milliardenhöhe wieder einzunehmen. DoCoMo ist weltweit führend bei der Entwicklung von Techniken, die in den Mobilfunknetzen der dritten Generation zum Einsatz kommen sollen.

Vor allem der Übertragung von Multimedia-Dateien über die Mobilfunkssyteme der dritten Generation steht der DoCoMo-Chef sehr skeptisch gegenüber. "Wegen der Knappheit der verfügbaren Frequenzen ist die Übertragung von Videos und großen Datenmengen über ein Mobiltelefon nicht wirklich eine angemessene Dienstleistung", sagte Enoki. Das hätten auch Tests mit der neuen Technik ergeben, die DoCoMo derzeit in Japan durchführt.

"Daraus folgt: Wir werden vielleicht kurze Clips von 10 oder 15 Sekunden Länge und Ausschnitte aus Musikstücken anbieten, die sich die Leute dann aber zum Download zuhause über ihren PC oder Fernseher kaufen müssen." Umsatz könne man damit nur mittels Werbung oder Kommission machen. Die europäischen Mobilfunkgesellschaften waren nicht zuletzt deshalb bereit, immense Summen für die UMTS-Lizenzen auszugeben, weil mit der neuen Technik zumindest prinzipiell sehr hohe Transferraten erreicht werden können. Das würde den Mobilfunk gerade für die Übertragung von Multimedia-Dateien sehr attraktiv machen.

Viele europäische Mobilfunkunternehmen knüpfen ihre Umsatzhoffnungen an den enormen Erfolg des i-mode-Diensts von DoCoMo, der mit dem hierzulande eingesetzten WAP vergleichbar ist. Zwar ist der Kundenzustrom bei i-mode ungebrochen – seit dem Start dieses Dienstes im Februar 1999 konnte DoCoMo rund 15 Millionen i-mode-Kunden gewinnen –, allerdings "normalisieren sich" mittlerweile die damit generierten Umsätze, sagte Enoki. Dieses Phänomen kennen auch die europäischen Mobilfunker: Trotz beständig stark steigender Kundenzahlen wachsen Umsätze oder gar Gewinne lange nicht mehr so stark wie noch vor ein oder zwei Jahren. (chr)