Keine Lust auf Computer

Nach einer Studie der "American Association of University Women" sind Frauen in der Computerwissenschaft "alarmierend unterrepräsentiert".

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Von
  • Florian Rötzer

"Tech Savvy: Educating Girls in the New Computer Age 2000" ist das Ergebnis einer Untersuchung der Educational Foundation Commission der American Association Of University Women (AAUW). Der Report umfasst neben theoretischen Auswertungen eine Online-Umfrage von 900 Lehrern und eine zwei Jahre dauernde Feldforschung mit mehr als 70 jungen Mädchen.

Die statistischen Ergebnisse des Berichts zeigen, dass nordamerikanische Frauen und Mädchen im Bereich Computerwissenschaft und Technik alarmierend unterrepräsentiert sind: In Computerklassen stellen Mädchen nur 17 Prozent der Teilnehmer. In höheren Levels sind es sogar nur 10 Prozent. In der Informationstechnologie stellen Frauen einen Anteil von knapp 20 Prozent. Weniger als 28 Prozent aller Informatikstudenten sind Frauen. 1984 waren es 37 Prozent. Informatik ist damit der einzige Studienzweig, in welchem die Frauenbeteiligung in den letzten Jahren gesunken ist. Nur 9 Prozent der Universitätsdiplome gehen an weibliche Ingenieure.

Sherry Turkle, Soziologieprofessorin am MIT und Mitverfasserin von "Tech-Savvy" resümiert: "Mädchen haben keine Phobie vor Computern, aber sie sind kritisch. Sie langweilen sich in Computerklassen. Und die Aussicht auf eine Zukunft in der Computerbranche inspiriert sie ungefähr so sehr wie die Vorstellung, ein Leben lang zu schlafen."

Die meisten Computerspiele wurden von den für "Tech-Savvy" interviewten Mädchen als ermüdend, redundant und brutal bezeichnet. Befragt, wie mädchenaffine Computerspiele sein sollten, gaben die Testpersonen klare und offensive Antworten: mehr Simulation, mehr Strategie, mehr Interaktion ("high skill" statt "high kill"). Ein wichtiger Ratschlag der AAUW Kommission an Gesellschaft und Pädagogen ist, in diesem Zusammenhang von "rosa" Software abzusehen. Software solle nicht speziell für Jungs oder Mädchen bestimmt sein. Sie solle auf Designelemente und Themen abzielen, welche beide Geschlechter gut finden, damit die Unterschiede nicht zementiert würden.

Es sei in jeder Hinsicht wichtig, weibliches Potential für die Branche zu gewinnen. Dazu müsse auch das Image des Computers sich ändern. Medien und Schulen sollten versuchen, das Stereotyp des in einer antisozialen grauen Welt vor sich hin vegetierenden Computerfreaks aus den Köpfen der Mädchen und Frauen zu verbannen. Denn schließlich sei dieses Stereotyp falsch. "Schaffe einen Familiencomputer an und stelle ihn an einen hellen, luftigen Platz in der Wohnung", empfiehlt Patricia Diaz Dennis von der AAUW Educational Foundation Commission. "Integriere den Computer in Bereiche wie Musik, bildende Kunst und Literatur, so dass Mädchen mit dem besten Willen nicht mehr an ihm vorbeikommen. Zeige, dass der Computer hilft, die Probleme des wirklichen Lebens zu lösen." (msi)

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