Sammelklage gegen datensammelnde Werbefirmen

Gegen zwei Online-Marketing-Firmen hat eine große US-amerikanische Kanzlei Sammelklagen eingereicht. Die Firmen sollen auf unzulässige Art Surfer mit Cookies und Web-Bugs ausspionieren.

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Gegen die Online-Marketing-Firmen Avenue A und MatchLogic hat eine groĂźe US-amerikanische Kanzlei Sammelklagen (Class Action Suits) in Redmond und Denver eingereicht. Die Unternehmen sollen die Internet-Nutzung von Surfern ohne deren Einwilligung ausspionieren. Beide Firmen waren bisher zu einer Stellungnahme nicht bereit.

Die Kanzlei Milberg Weiss Bershad Hynes & Lerach LLP gilt in den USA als spezialisiert auf spektakuläre Klagen, bei denen es um Milliardensummen geht. Milbergs Anwälte werfen den Online-Werbern in der Klageschrift vor, Surfsessions durch den Einsatz von Cookies und so genannten Web-Bugs mitzuverfolgen und auszuwerten. Sie berufen sich dabei auf drei Gesetze und Verordnungen, nämlich den "Electronic Communication Privacy Act", den "Computer Fraud and Abuse Act" und das "common law tort of trespassing".

Die US-amerikanischen Datenschutzbestimmungen sind verglichen zu den deutschen sehr löchrig und rudimentär. Privacy-Experten halten deshalb die Sammelklage für sehr gewagt. "Allerdings", kommentierte Junkbusters-Chef Jason Cattlett, "sind die Unternehmen, die sich da jetzt verteidigen, wesentlich aggressiver mit ihren Online-Marketing-Maßnahmen als seinerzeit etwa DoubleClick." Sie seien gar stolz darauf, präzisere Tracking- und Targeting-Instrumente zu haben.

Große Online-Marketing-Agenturen verfügen über ein regelrechtes Netzwerk von Sites, die sie mit Bannern beschicken. Sie drücken den Rechnern der Surfer oft beim ersten Besuch einer Site einen Stempel in Form eines persistenten Cookies auf. Weil die Zugriffe auf alle unter Vertrag stehenden Sites beim Ad-Server einer Agentur zusammenlaufen, kann diese mehr oder weniger genau nachvollziehen, wie sich der Surfer durchs Web bewegt. Ein so gewonnenes Profil läßt zwar keine Rückschlüsse auf die persönlichen Daten der Surfer zu, dient aber dazu, zielgruppengenau zu werben und Wiederholungen zu vermeiden.

Datenschützer werfen den Firmen vor, die Surfer auf diese Weise ohne deren Einwilligung ("opt-in") auszuspionieren. Bekannt wurde die "Cookie-Problematik", als das weltweit größte Werbenetzwerk DoubleClick ankündigte, die anonymen Nutzerprofile mit einer personalisierten, zugekauften Datenbank zusammenzuführen. Nach vehementen Protesten von Datenschutz-Organisationen und einem enormen Imageverlust ließ die Firma ihr Vorhaben wieder fallen. (hob)