Bach Digital - wohltemperiert im Web

Am 28. Juli können Musikliebhaber während der Live-Übertragung der h-Moll-Messe aus Leipzig die gespielte Partitur im Internet mitverfolgen. Bach Digital will sämtliche Handschriften ins Web stellen.

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Von
  • Michael Kurzidim

Mit einem Leckerbissen öffnet Bach Digital, die erste Bibliothek über Johann Sebastian Bach, am 28. Juli ihre virtuellen Pforten: Zum 250. Todestag des Musikgenies überträgt unter anderem 3sat die h-Moll-Messe aus der Thomaskirche in Leipzig; zeitgleich können musikverliebte Zuschauer die gespielten Noten im Internet mitverfolgen. Damit werde Musikliebhabern und Experten das Tor zu einer neuartigen Rezeption musikalischer Werke in elektronischen Medien geöffnet, konstatiert Herbert Herz, Leiter der Abteilung Förderprogramme bei IBM. Die Fernsehübertragung ist Bestandteil des weltweit ausgestrahlten TV-Projektes "24 hours Bach", in dessen Rahmen namhafte Künstler wie Bobby McFerrin und John Eliot Gardiner bedeutende Werke Bachs auf ihre Art interpretieren. Die Johannes-Passion soll aus Tokio übertragen werden.

Musikwissenschaftler und Bachfans, die sich eingehender mit Leben und Werk des Meisters befassen wollten, stießen bis heute auf große Schwierigkeiten. Zwar bewahrt die Staatsbibliothek zu Berlin rund 80 Prozent der Handschriften des Thomaskantors auf, der Rest aber verteilt sich auf Institute unter anderem in Leipzig, Jena, Dresden, London, Krakau und Stuttgart – und an den Dokumenten nagt der Zahn der Zeit.

"Wir wollen 1200 Werke mit über 2500 Seiten digitalisieren", sagte deshalb IBM-Förderchef Herz am Dienstag auf der Pressekonferenz in Leipzig, um so zum ersten Mal sämtliche Bach-Autographen virtuell zusammenzuführen. Mit von der Partie sind neben IBM auch die Universität und das Bach-Archiv in Leipzig, die Internationale Bach-Akademie Stuttgart, die Thüringer Landes- und Universitätsbibliothek in Jena und die Sächsische Landes-, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden.

In naher Zukunft sollen dann nicht nur Bachs handschriftliche Notenblätter in hoher Auflösung online abrufbar sein. Unter www.bachdigital.org wird man auch die Brandenburgischen Konzerte, Sonaten und Kantaten hören und sich über Bachs Leben und Wirken informieren können. Bis jetzt begrüßt die Website Bachliebhaber jedoch noch mit einem simplen "Hallo". (ku)