Formatier-ABC

Im Zusammenhang mit Speichermedien ist in vielen Fachpublikationen immer wieder abwechselnd von Formatieren und Low-Level-Formatieren die Rede. Ist das dasselbe oder gibt es da Unterschiede?

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Von
  • Dr. Harald Bögeholz

Im Zusammenhang mit Speichermedien ist in vielen Fachpublikationen immer wieder abwechselnd von Formatieren und Low-Level-Formatieren die Rede. Ist das dasselbe oder gibt es da Unterschiede?

Hinter dem Begriff des Formatierens können sich heutzutage mindestens vier verschiedene Vorgänge verbergen. Alle gängigen rotierenden magnetischen Speichermedien, seien es Disketten, Wechselplatten oder Festplatten, müssen vor ihrer ersten Verwendung formatiert werden, um die kreisförmigen Datenspuren in Sektoren einzuteilen.

Beim Formatieren einer Diskette schreibt der Controller für jeden Sektor ein sogenanntes ID-Feld auf die Diskette, in dem Spur-, Kopf- und Sektornummer für eine eindeutige Identifizierung sorgen. Daran schließt sich der Nutzdatenbereich an, gefolgt von einem CRC-Byte und einigen Bytes `Sicherheitsabstand´ zum nächsten Sektor. Daraus ergibt sich auch die Diskrepanz zwischen der manchmal auf HD-Disketten aufgedruckten `unformatierten´ Kapazität von 2 MByte und der tatsächlich nutzbaren `formatierten´ Kapazität von 1,44 MByte.

Der Format-Befehl moderner DOS-Versionen bietet bei Disketten drei Varianten. Wenn er eine bereits formatierte Diskette vorfindet, überprüft er sie lediglich lesenderweise auf Defekte und löscht nur FAT und Directory. Das hat den Vorteil, daß sich bei einer so `formatierten´ Diskette die Daten noch retten lassen. Um eine wirkliche Formatierung zu erreichen, muß man dem Format-Befehl zusätzlich den Schalter `/U´ wie `unwiderruflich´ mitgeben. Die Schnellformatierung mit der Option `/Q´ verzichtet dagegen auf die Überprüfung aller Sektoren und dauert dadurch nur wenige Sekunden.

Bei Festplatten verhält sich der Format-Befehl von DOS und seinen Nachfahren (das schließt neben Windows 3.x und Windows 95 übrigens auch Windows NT und OS/2 ein) wie bei formatierten Disketten und arbeitet hauptsächlich lesenderweise. Im Gegensatz dazu versteht man bei einer Festplatte unter dem Begriff Low-Level-Formatieren die Formatierung im ursprünglichen Sinne, die alle Daten unwiderruflich löscht. Hierfür benötigt man entweder ein separates Programm oder eine entsprechende Funktion im BIOS des SCSI-Hostadapters oder Motherboards.

Auch bei der Low-Level-Formatierung gibt es dank der Weiterentwicklung der Festplattentechnologie inzwischen Unterschiede. Die ersten Festplatten arbeiteten im Prinzip genau wie Diskettenlaufwerke, also mit demselben Aufzeichnungsverfahren (MFM) und ähnlicher Formatierung (ID-Felder und so weiter) sowie mit einem Schrittmotor für die Kopfpositionierung. Eine Low-Level-Formatierung funktionierte bei solchen Platten genau wie bei Disketten.

Heutige Platten bewegen ihre Köpfe dagegen stufenlos mit einem Linearmotor und orientieren sich dabei an sogenannten Servoinformationen, die auf den Magnetplatten aufgezeichnet sind. Diese Servoinformationen bringt der Plattenhersteller nach der Montage des Laufwerks mit einem speziellen Schreibgerät auf die Medien auf. Sie bleiben während der gesamten Lebensdauer des Laufwerks unverändert, und die Festplatte kann sie nicht aus eigener Kraft schreiben.

Eine `Low-Level-Formatierung´ einer modernen Platte ist also wiederum keine echte Formatierung in dem Sinne, daß dabei die Einteilung der Spuren in Sektoren geschrieben würde. Statt dessen löscht die Platte dabei lediglich sämtliche Daten, überprüft alle Sektoren auf Fehler und blendet Defekte aus, indem sie auf Reservesektoren zurückgreift. (bo) (bo)