Alphabet-Chef Eric Schmidt: Globalisieren, was das Zeug hält

Eric Schmidt, Chef der Google-Holding Alphabet, erklärt, dass er für das Google Car eine größere Teststadt sucht, das Patentwesen seine Tücken hat und StartUps schnell "globalisieren" sollten. Die TU bedachte ihn mit einem Preis, wofür, blieb unklar.

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Eric Schmidt und Volker Markl

Eric Schmidt und Big-Data-Forscher Volker Markl im Gespräch.

(Bild: Detlef Borchers / heise online)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

An der TU Berlin hat Eric Schmidt, Chef der Google-Holding Alphabet, einen lockeren Talk über Europa im digitalen Zeitalter gehalten. Er ermunterte die Zuhörer, mit ihren StartUps so schnell wie möglich zu "globalisieren", sobald das Produkt fertig ist. Schließlich lauere der direkte Konkurrent in der globalisierten Welt immer direkt um die Ecke. Für das von ihm geliebte Berlin mit Firmen wie einstmals Siemens und Telefunken hatte er den Rat parat, wieder auf richtig große Firmen zu setzen.

Auf dem Podium unterhielt sich der Big Data-Forscher Volker Markl mit Schmidt. Die Fragen zu den Büchern von Schmidt oder zum Google-Car und zur deutschen Automobilindustrie waren recht harmlos und klammerten aus, was passiert, wenn der Mensch am Steuer verboten wird, weil er die Lenkmanöver von Google-Cars stört. Schmidt hofft derzeit jedenfalls auf eine größere Stadt, "die es uns gestattet, unser Verständnis vom Zukunfts-Auto im größeren Maßstab zu testen". (Lesen Sie dazu auch bei c't: "Über abgedrehte und weniger abgedrehte Zukünfte")

Den anwesenden Informatikern riet Schmidt, sich mit den Startup-Ideen gleich weg von einem nationalen Bezugsrahmen zu setzen und so schnell wie möglich zu globalisieren. Ehe man bessere Produkte als die Konkurrenz habe, müsse man eine bessere Strategie haben, international aufzutreten. Denn in jedem einzelnen Land könnte ein Konkurrent warten, der geringfügig besser sei, aber sich nicht international orientiert habe. Als erfolgreiches Beispiel für diese Markteroberungs-Strategie nannte Eric Schmidt den Fahrgast-Vermittlungsdienst von Uber.

Eric Schmidt hat von der TU Berlin einen Preis verliehen bekommen, die Pressestellen von Google und der TU schweigen sich aber darüber aus, was und wofür er war.

(Bild: Detlef Borchers)

In der abschließenden Diskussion mit den Informatik-Studenten wurde Schmidt nach dem Patentwesen gefragt. Hier verteidigte er die Praxis von Google, so viel wie möglich an Patenten aufzukaufen, um beweglich zu bleiben und Patent-Kriegen aus dem Weg gehen zu können. Das Ganze habe natürlich auch Nachteile, gab Schmidt zu: "Wer heute von der Basis weg ein neues, revolutionäres Smartphone bauen will, wird mit 200.000 Patenten zu tun haben." Und es deshalb sein lassen und zur Android-Plattform zurückkehren.

Vor dem Auftritt von Eric Schmidt stellten sich Eigengewächse der TU Berlin vor. Die TU-Startups Sicoya und Panono. Sicoya will Rechenzentren opto-elektronisch revolutionieren und hat dafür bereits 4,2 Millionen Euro BMBF-Forschungsgelder bekommen und die ersten Risiko-Kapitalisten mit ins Firmenboot geholt. Panono stellt eine Wurfkamera her, die geübte Handballer auffangen können und für die noch eifrig Unterstützungsknete gesammelt wird.

Update: Christian Thomsen, der Präsident der TU-Berlin übergab Eric Schmidt zum Abschluss des einstündigen Auftrittes ein Original-Bauteil des Zuse Z3 von 1941 aus dem Privatbesitz von Horst Zuse.

In einer vorherigen Version des Artikels hieß es, dass sich Eric Schmidt über ein vom Moderator gezeigtes "T" lustig machte. Eric Schmidt war aber lediglich über das Bild des "T-Shape-Student" erstaunt, das er bisher nicht kannte. Ein T-Shape-Student beginnt mit einem Spezialgebiet und stellt sich später thematisch breiter auf. (kbe)