Jugendschützer: Islamisten im Internet "extrem professionell"

Islamisten bedienen sich in Sozialen Netzwerken der Alltagssymbolik von Jugendlichen, um sie zu ködern. Dabei gehen sie sehr professionell vor, mahnen Jugendschützer.

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Jugendschützer: Islamisten im Internet "extrem professionell" – Anbieter sollen aktiv werden

(Bild: dpa / Arne Dedert)

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Islamisten ködern Jugendliche, in dem sie zunehmend an die Alltagssymbolik ihrer Lebenswelt anknüpfen. Über Facebook, Youtube, Twitter und andere Dienste verbreiten sie "extrem professionell" Anleihen aus Computerspielen oder der Popkultur, Videos mit ansprechender Story, szenetypischer Musik, und erreichen schnell zehntausende Klicks, mahnen Jugendschützer. Dabei bedienten die Islamisten Bedürfnisse junger Menschen, versuchten Lebenssinn zu stiften und lieferten Identifikationsmöglichkeiten.

Besorgniserregend sei dabei, dass brutale Gewaltdarstellungen zugenommen haben. Diese würde "gezielt eingesetzt, um Wut zu schüren und zum Hass anzustacheln, aber auch zu ängstigen und zu schockieren", erläutert Stefan Glaser, stellvertretender Leiter von jugendschutz.net. Seine Stelle habe in den vergangenen Jahren 1050 Verstöße gegen den Jugendschutz registriert. Bei jedem dritten Fall habe es sich um grausame Inhalte gehandelt, die Gewalt verherrlichen, verharmlosen oder die Menschenwürde verletzen.

Neben den reichweitenstärksten nutzten die Islamisten auch neue Dienste wie Sendvid und Telegram, um ihre menschenverachtende Propaganda zu verbreiten. Daher appelliert Glaser an die Anbieter nicht mehr nur nach Hinweisen zu löschen, sondern selbst zu kontrollieren und technische Mittel einzusetzen.

Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung Thomas Krüger fordert, die politische Bildung könne radikalisierungsgefährdete Menschen "durch Diskursangebote im Web zu Themen wie Islam, Islamismus und Islamfeindlichkeit erreichen und pluralistische Deutungen anbieten". Als konkretes Beispiel nennt Krüger Clips von YouTubern wie LeFloid, Hatice Schmidt und MrWissen2go. Sie versuchten laut Krüger, "die Vielfalt des Islams kennenzulernen.

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Dass sich besonders beim islamistischen Terrorismus die Rolle des Internet verändert habe, stellte voriges Jahr bereits der Verfassungsschutz fest. Klassische Propaganda-Medienstellen seien nun weniger bedeutend für die Radikalisierung, an ihre Stelle träten "authentische Erlebnisberichte" in sozialen Netzwerken. Eine zunehmende Verzahnung von realer und virtueller Welt führe dazu, dass der Verfassungsschutz genau auf die Nutzung von Facebook und Twitter schaue. (anw)