CAE-Webdienst SimScale: Wer öffentlich simuliert, zahlt nichts

Die Firma SimScale aus München bietet in der Cloud technische Simulationen von der Strukturanalyse bis zum Schüttguttransport an. Mit einem Community-Konto kann man die mächtigen Analyse-Tools jetzt gratis nutzen.

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Simscale

(Bild: SimScale)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter König

Bei der Produktentwicklung gehört CAE (Computer Aided Engineering) zum Pflichtprogramm – noch bevor er erste Prototyp eines Bauteils, Fahrzeugs oder Gehäuses materielle Gestalt annimmt, wird das Design einer intensiven Finite-Elemente-Analyse (FEM) unterzogen. Dafür braucht man zum einen professionelle Software und zum anderen ordentlich Rechenkapazität: Denn bei Simulationen etwa zur Verformung von Teilen unter Last, der Ausbreitung von Wärme im Material oder des Strömungsverlaufs bei der Bewegung durch Gase oder Flüssigkeiten fallen sehr umfangreiche und komplexe Berechnungen an – in der Regel sind große Gleichungssysteme mit mehreren Tausend oder gar Millionen Unbekannten zu lösen.

Das Ergebnis einer FE-Strukturanalyse: Färbungen zeigen die Belastungen unterschiedlicher Partien des Werkstücks an.

Das übersteigt die Kapazitäten der Rechner, die man üblicheweise als Bastler oder Maker zu Hause stehen hat. Abhilfe kommt übers Web: Die Firma SimScale bietet jedem, der sich für ein kostenloses Benutzerkonto anmeldet, Zugang zu ihrer Rechnerfarm, die strukturmechanische Analysen durchführt, Flüssigkeitsströme simuliert und thermodynamische Effekte auf Bauteile untersucht. Man muss dazu CAD-Modelle seiner Entwürfe in den Dateiformaten STEP, BREP, IGES oder STL auf den Server des Anbieters hochladen. Mit Hilfe halbautomatischer Assistenten vernetzt man die 3D-Objekte, um für die numerische Simulation eine Struktur aus finiten Elementen zu erhalten. Die anschließenden Simulationsdurchläufe belasten den eigenen Prozessor nicht, sie laufen komplett bei SimScale; das Ergebnis wird wiederum im Browser visualisiert.

Geklonter Formel-Eins-Renner: Dieses öffentliche Projekt kann sich jedes SimScale-Community-Mitglied zu eigen machen.

Gratis kommt man in den Genuss von 500 GByte Speicher für die eigenen Daten und 3000 CPU-Kern-Stunden pro Jahr; die Werkzeuge für Vernetzung, Simulation und Analyse stehen dabei in vollem Umfang zur Verfügung. Der Preis besteht allerdings darin, dass sämtliche Simulationsprojekte öffentlich sind und von jedem anderen Benutzer angesehen und auch selbst nachgerechnet werden können. Wer eine Kopie des Projekts zieht, kann sich unter anderem die Geometriedaten herunterladen. Private Projekte gibt es nur für zahlende Nutzer – die Preise beginnen bei rund 2400 Euro im Jahr. Wer allerdings seine eigenen Konstruktionen ohnehin veröffentlicht, zum Beispiel unter Open-Hardware-Lizenz, bekommt mit einem Community-Konto für SimScale professionelle Finite-Elemente-Analysewerkzeuge zum Nulltarif. ([Update 10.08.2017, 16:15]: Zahl der freien CPU-Kern-Stunden von früher 3000 pro Monat auf jetzt 3000 pro Jahr aktualisiert). (pek)