LTE Advanced Pro: TeliaSonera und Huawei starten erstes Pilotprojekt für Gigabit-Mobilfunk

Die Gigabit-Technik zieht langsam aus dem Labor in die Produktivnetze. Der skandinavische Netzbetreiber setzt sich an die Spitze der kleinen Provider-Gruppe, die ebenfalls 1 GBit/s per Mobilfunk anbieten wollen, darunter die Düsseldorfer Vodafone.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 33 Kommentare lesen
TeliaSonera und Huawei starten erstes Pilotprojekt für LTE mit 1 GBit/s

Durchsatz-Messung im Testbetrieb: Das Pilotprojekt von TeliaSonera und Huawei lieferte auch in Oslo laut den Messwerten rund 1 GBit/s (Diagramm links).

(Bild: Huawei)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Dusan Zivadinovic

Der Netzwerk-Zulieferer Huawei hat einen weiteren Kunden für seine Mobilfunktechnik gewonnen, die die Datenrate auf bis zu 1 GBit/s hochtreibt. Zusammen mit NetCom, einer norwegischen Tochter des skandinavischen Konzerns TeliaSonera, hat das Unternehmen in Oslo erneut Übertragungsraten bis 1 GBit/s demonstriert. In diesem Fall handelt es sich jedoch um das weltweit erste Pilotprojekt in einem produktiv betriebenen Netz. Der Düsseldorfer Betreiber Vodafone will den Gigabit-Mobilfunk ab 2016 mit Feldversuchen in Angriff nehmen.

Huawei und andere Netzwerkzulieferer sehen diese Entwicklungsstufe als Zwischenschritt auf dem Weg zum Mobilfunk der fünften Generation (5G). Der Netzwerk-Zulieferer bezeichnet die 1-GBit/s-Stufe daher gern als 4.5G-Technik. Andere Zulieferer und Netzbetreiber verwenden den von der 3GPP ausgewählten Markennamen "LTE Advanced Pro" (LTE-AP). Darunter fasst das Normungsinstitut Spezifikationen zusammen, die es ab dem 3GPP-Release 13 herausbringen will. Aktuell werden Netze mit LTE-Advanced-Technik aufgebaut (LTE-A). Sie erreichen je nach Breite des Frequenzspektrums und Anzahl der gebündelten Träger Spitzenraten von 300 bis 600 MBit/s.

Ein wesentliches Merkmal neben der Gigabit-Geschwindigkeit ist die erneut drastisch verkürzte Signallaufzeit (Latenz) innerhalb der Mobilfunk-Infrastruktur, bevor ein Paket zum Ziel ins Internet übergeben wird. Sie soll von aktuell 40 ms in aktuellen LTE-A-Netzen auf nur noch rund 10 ms in einem LTE-AP-Netz abnehmen. Das dürfte es Mobilgeräten erleichtern, die Ladegeschwindigkeit von komplexen Web-Seiten zu erhöhen.

Für das Pilotprojekt setzt NetCom Spektrumteile aus vier Frequenzbeändern ein, die ohnehin schon in Gebrauch sind. NetCom erreicht so im Produktivbetrieb je nach Ausstattung 80 MBit/s oder 300 MBit/s. Für das 1-GBit/s-Pilotprojekt sind die vier Spektrumteile jedoch erstmals allesamt gebündelt (Carrier Aggregation, CA). Es handelt sich um Spektren aus den Bereichen 800, 1800, 2100 und 2600 MHz. Die Breite der Träger nannten beide Partner nicht. Man kann von je 20 MHz ausgehen, also zusammen 80 MHz. Bisher lassen sich gemäß den 3GPP-Spezifikationen maximal fünf bis zu 20 MHz breite Träger für zusammen 100 MHz bündeln.

Huawei rechnet damit, dass erste LTE-AP-Netze im Laufe des kommenden Jahres den Produktivbetrieb aufnehmen werden. Als Anwendungsbereiche nennt das Unternehmen das Internet of Things und "neue mobile Internet-Applikationen wie Virtual Reality und Drohnen-Kommunikation". (dz)