Vom World Wide Web zum World Wide Grid

Cern leitet ein europäisches Forschungsprojekt, das eine Art Napster für riesige Datenmengen entwickeln soll.

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Von
  • Florian Rötzer

Am Europäischen Laboratorium für Teilchenphysik (CERN) wurde vor 10 Jahren das WWW erfunden. Aber die wachsenden Datenmengen, die über das Netz gehen, lassen das alte World Wide Web auch für wissenschaftliche Zwecke an seine Grenzen stoßen. Zur Entwicklung einer "Tauschbörse" oder dezentralen Datenbank für die physikalische Forschung hat jetzt die EU im Rahmen des Programms der Informationsgesellschaft Cern 9,8 Millionen Euro für drei Jahre zur Verfügung gestellt.

DataGrid heißt das Projekt eines neuen, leistungsstarken Netzes, das auch die riesigen Datenmengen bewältigen soll, wie sie bei den Experimenten mit den Teilchenbeschleunigern entstehen. Geschaffen werden soll es eine "neuartige verteilte Computerumgebung, die besonders für die Analyse und Übermittlung riesiger Datenmengen eingerichtet ist." Wissenschaftler der ganzen Welt sollen damit einen "flexiblen Zugang auf bislang unvorstellbare Rechenkapazitäten" erhalten, wodurch ein "neues Zeitalter der e-Science" gefördert werden soll. Unter Leitung von Cern sind an diesem ehrgeizigen Projekt, das von der EU relativ schnell bewilligt wurde (eingereicht wurde es im Mai, bewilligt am 29. 12.), noch fünf weitere Wissenschaftsinstitutionen als Partner (CNRS, ESRIN, INFN, NIKHEF und PPARC) sowie drei Unternehmen (CS-Systemes D'Information, Datamat, IBM-UK) beteiligt.

Die gemeinsam nutzbaren verteilten Datenbanken sollen in der Größenordnung von Petabytes (1 Million Gigabytes) sein. Eine der ersten Aufgaben, mit denen DataGrid konfrontiert werden wird, ist die Bewältigung der Datenmengen, die anfallen, wenn 2005 in Cern der neue Teilchenbeschleuniger LHC (Large Hadron Collider) in Betrieb gesetzt wird. Dabei werden Protonenbündel 40 Millionen Mal in der Sekunde auf die Detektoren treffen, was zu Datenmengen bis zur Größenordnung von 100 Gigabytes in der Sekunde führt.

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