Schnäppchen-3D-Drucker: Daycom 3DP-100 für 479 Euro im Test

Selten hat uns ein 3D-Drucker unterhalb der 500-Euro-Grenze so mit seiner Druckqualität begeistert – und selten hat uns ein Drucker anfangs so viel Nerven gekostet. Ein Testbericht aus dem Make-Labor.

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Roboter aus 3D-Druck
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Daniel Bachfeld
  • Peter König
Inhaltsverzeichnis

Metallgehäuse und trotzdem für unter 500 Euro zu haben: Der 3D-Drucker Daycom 3DP-100 von Pollin.

Der Elektronik-Versandhändler Pollin verkauft inzwischen auch 3D-Drucker und schickte uns zum Test ein Exemplar des Daycom 3DP-100. Der erste Eindruck war alles andere als berauschend: Zwar war der Aufbau des Testgerätes mit Metallgehäuse schnell erledigt, jedoch war einer der Stifte des Filamenthalters bereits in der Originalverpackung abgebrochen.

Vor dem ersten Druck wollte zudem das Druckbett richtig nivelliert werden. Dazu fährt man mit dem Extruder drei Positionen manuell an, wozu wir uns mittels eines frontseitigen fummeligen Drehwählers und eines Mini-Displays durch umständliche Menüs hangeln mussten – eine Qual, weil der Drucker ohne weitere Benutzereingaben nach wenigen Sekunden von selbst wieder ins Hauptmenü zurücksprang. Die ersten Probedrucke der vorgespeicherten Modelle von der beigelegten SD-Karte gelangen dann mit PLA-Filament ohne weitere Probleme. Die Druckersteuerung erfolgt alternativ auch über den integrierten USB-Anschluss. Während der Arbeit zeigt das Display den Fortschritt und die Extruder-Temperatur an.

Schnäppchen-3D-Drucker Daycom 3DP-100 von Pollin (8 Bilder)

Display an Bord

Das Display am Drucker zeigt die Temperatur der Düse und den Fortschritt des Drucks an. Das Setup bei Inbetriebnahme muss man allein über den Drehregler rechts davon abwickeln – eine reichlich fummelige Angelegenheit.

Zum Ausdruck eigener Modelle dient die freie Slicing-Software Cura, die man sich aus dem Internet herunterladen und auf dem PC installieren muss. Für das Zusammenspiel mit dem Drucker waren allerdings einige Einstellungen in Cura zu ändern, bei der die kaum lesbare gedruckte Anleitung helfen sollte. Glücklicherweise gab es die Anleitung auch als PDF zum Download, mit der die Konfiguration gelang. Die mit Cura abgespeicherten Modelle missglückten jedoch systematisch, weil der Druckkopf sich offenbar seine letzte Position nicht merkte und dann in die Luft extrudierte. Zudem riss dann auch noch das Filament beim Druck ab.

Auf Nachfrage bei Pollin bekamen wir angepasste GCodes für den Start und das Ende der Druckdateien. Mittlerweile will Pollin die Anleitung in Bezug auf diese GCodes überarbeitet haben und bietet fertige Konfigurationsdateien für Cura zum Download an.

Mit den neuen Codes von Pollin produzierte der Drucker Objekte aus PLA mit im Vergleich zu anderen Druckern überragender Qualität, durchaus vergleichbar mit dem teureren Idea Builder von Dremel. Allerdings arbeitete er sehr gemächlich und benötigte doppelt so viel Zeit wie unser Ultimaker 2. Trotz der Bummelei und den Einstiegshürden ist der 3DP-100 eine Empfehlung und mit 479 Euro ein Schnäppchen, wenn man mit ein paar Einschränkungen leben kann.

3D-Druck

Der Sammelbegriff 3D-Druck steht heute für ein ganzes Bündel von Fertigungstechniken, die nach unterschiedlichen Prinzipien funktionieren und sich jeweils nur für ganz bestimmte Materialien eignen. Ihr gemeinsamer Nenner: Alle Verfahren bauen dreidimensionale Objekte, indem sie Material in dünnen Schichten auftragen und verfestigen.

So gibt es keine Drucktischheizung, was die Arbeit mit ABS schwer bis unmöglich macht – denn die Spannungen im abkühlenden Material führen unweigerlich dazu, dass sich die Werkstücke verziehen (mehr dazu in unserem 3D-Druck-Praxis-Artikel für Einsteiger). Die Drucktisch-Auflage besteht aus blauem Kreppklebeband; damit die 3D-Drucke darauf haften bleiben, darf der Abstand zwischen Düse und Tisch nicht zu groß sein, hier muss man etwas Fingerspitzengefühl entwickeln. Sobald sich beim Ablösen der fertigen Werkstücke Risse und Löcher im Klebeband zeigen, sollte man es auswechseln. Dazu muss man nicht für teures Geld das "blue painter tape" kaufen, das in den USA üblich ist – gewöhnliches Malerkrepp aus dem Baumarkt tut es als Ersatz ebenso.

Gerät Daycom 3DP-100
Vertrieb Pollin
Bauraum 15 cm × 15 cm × 10 cm
Drucktisch unbeheizt, mit Klebeband
Software
Cura (Windows, Mac OS X, Linux)
Material PLA 1,75 mm
Druck über... SD-Karte, USB
Druckqualität sehr gut
Preis 479 €

Die Bewegung in Richtung der z-Achse erfolgt über eine Gewindestange, der Kopf wird innerhalb der x-y-Ebene über einen Zahnriemenantrieb bewegt. Das ist durchaus bei vielen 3D-Druckern üblich, allerdings haben die etwas gehobeneren Modelle auf diese Riemen aufgesteckte Spannfedern. Die sind beim Daycom 3DP-100 nicht vorgesehen – so wird man nach einer Weile die Riemen von Hand nachspannen müssen, damit die Mechanik weiterhin präzise arbeitet. (pek)