Weiterhin Namensstreit um Element 113

Die offizielle Benennung von Element 113 steht bald an, japanische Forscher wollen zum ersten Mal auch ein Element benennen dürfen. Es soll "Japonium" heißen.

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Namensstreit um Element 113

Die 2012 veröffentlichte Zerfallskette des Elements 113, Isotop 278

(Bild: Riken)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Stiller

Japanische Forscher wollen endlich auch mal das Recht haben, ein neu gefundenes superschweres Element zu benennen. Schließlich haben die Wissenschaftler vom Forschungsinstitut RIKEN Nishina Center das von russischen und amerkanischen Forschern im Jahre 2003 in winzigen Spuren aufgestöberte Element 113 (mit Interimsnamen Ununtrium für 1-1-3) in größerer Stückzahl genauer untersucht und konnten vor allem auch dessen Atom- und Massenzahlen bestätigen und die genaue Zerfallskette von Element 113, Isotop 278 bestimmen. Schon 2012 haben sie ihren Anspruch geltend gemacht. Zur demnächst anstehenden Entscheidung der zuständigen Joint Working Party der „International Union of Pure and Applied Chemistry“ (IUPAC) und der International Union of Pure and Applied Physics“ (IUPAP) wollen sie den Namen "Japonium" in den Ring werfen.

Bisher haben ansonsten amerikanische, russische und deutsche Forscherteams das Benennungsrecht für neu gefundene superschwere Elemente unter sich ausmachen können. Dieses Recht wird von IUPAC/IUPAP nach vielen Jahren Prüfung und Verhandlung vergeben, bis dahin bleibt es bei den Interimsnamen. Schon bei den Elementen 104 bis 108 gab es eine lange Elementnamensgebungskontroverse, die bereits in den 60er Jahren begann und erst 1997 mit Kompromissen beendet wurde.

Derzeit hat man bis hinauf zu Element 118 (Ununoctium) experimentelle Hinweise auf superschwere Elemente. Zuletzt wurden zwei im Jahre 2012 als sicher anerkannt und offiziell benannt: Element 114 (Ununquadium) und Element 117 (Ununseptium), die wie 113 auch vom russischen Kernzentrum in Dubna zusammen mit dem amerikanischen Lawrence Livermore National Laboratory entdeckt wurden. 114 bekam den Namen Flerovium nach dem russischen Physiker Geirge Flljorow (englisch Flerov) und 117 heißt seitdem Livermorium.

In Deutschland ist für die Erforschung der superschweren Elemente die Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt zuständig, die inzwischen GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung GmbH heißt. Dieses gilt für die Elemente 107 bis 112 als Entdecker und hat dann Bohrium, Hassium (lat. für Hessen), Meitnerium, Darmstadtium, Roentgenium und Copernicum als Namen erkoren. Die Forschungseinrichtung baut gerade in Wixhausen bei Darmstadt für 1,3 Milliarden Euro einen neuen Schwerionenbeschleuniger FAIR( Facility for Antiproton und Ion Research), mit dem man unter anderem noch schwerere Elemente in Bereichen jenseits von 118 aufspüren möchte. Der Bau orientiert sich allerdings am Flughafen der Bundeshauptstadt und wird gegenüber der ursprünglichen Planung viele Jahre länger benötigen und deutlich teurer werden. Statt in 2018 wird nun mit dem Vollbetrieb erst ab 2025 gerechnet. Die aktuellen Webcam-Bilder zeigen, dass man immer noch bei Bodenarbeiten ist.

Der Bauplatz für den neuen Beschleuniger FAIR im Sommer 2015

Selbst die stabilsten Isotope der neu gefundenen Elemente 107 bis 116 haben meist nur eine Halbwertszeit von wenigen Sekunden. Bei 117 und 118 sind es, so weit man bislang weiß, gar nur Millisekunden. Es könnten aber weiter oben durchaus Stabilitätsinseln geben, mit Elementen mit deutlich längerer Halbwertszeit. Theoretische Berechnungen zeigen eine Stabilität bei Elementen mit der "magischen" Neutronenzahl von 184. Element 120 und 126 sind dafür gute Kandidaten.

(as)