32C3: Innovation Center Vila Nova Esperança – ein Makerspace in der Favela

Wer Dinge selber machen, bauen und reparieren kann, ist von externer Hilfe weniger abhängig. Der Makerspace ICVNE in einem Armenviertel von São Paulo gibt dessen Bewohnern jetzt das Handwerkszeug dazu.

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32C3: Innovation Center Vila Nova Esperança – ein Makerspace in der Favela

(Bild: Screenshot aus dem Vortragsmittschnitt)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Rebecca Husemann
  • Peter König

Auf dem Chaos Communication Congress in Hamburg hat Miguel Chaves über den Aufbau eines Makerspaces in der Favela Vila Nova Esperança im brasilianischen São Paulo berichtet. Der Space heißt "Innovation Center Vila Nova Esperança" (ICVNE) und wurde im letzten Jahr aufgebaut.

Favelas sind Slums oder Armenviertel, die im ländlichen Umland der Städte liegen und meist nur unzureichende gesundheitliche und technische Versorgung haben. In Vila Nova Esperança wohnen etwa 3000 Menschen. Der Makerspace soll den Bewohnern der Favela das Handwerkszeug geben, um von externer Hilfe unabhängiger zu sein. Sein Aufbau wurde dadurch erleichtert, dass die Favela bereits ein sehr aktives Community Center hatte, mit dem die Initiatoren zusammenabeiten konnten. Die besondere Herausforderung vor Ort besteht allerdings darin, dass sich viele der Bewohner nicht zutrauen, aufregende oder aufwendige Projekte in Angriff zu nehmen und etwas Eigenes zu erschaffen. Daher war die Kernfrage bei der Gründung des Makerspace: Wie kann man die Zielgruppe einbinden, sie dazu bringen, ihr Wissen einzubringen – und sie dann ermutigen, es selber zu machen?

Nach Erfahrung von Miguel Chaves ist es gerade in kleinen Communities wichtig, nicht erst lange zu planen und über das Vorhaben zu reden, sondern mit schnellen, realistischen Projekten direkt "hands on" zu starten. Auf diese Weise entstehen von Beginn an Beziehungen unter den Makern, die die gemeinsame Arbeit verbessern und eine Gemeinschaft entstehen lassen.

Wenn sich dann eine beständige Gemeinschaft gebildet hat, steht die Planung immer noch an zweiter Stelle: Um ein Projekt wie einen Makerspace zu etablieren, leitet man die Interessierten als nächstes zum eigenständigen Entwerfen, Planen und Umsetzen an – in Workshops etwa zum Bau von Solar-Wasserkochern, Mikro-LED-Laternen aus PET-Flaschen und improvisierten Drehbänken oder zum Umgang mit der Nähmaschine (siehe Videos, mehr gibt es im YouTube-Channel des ICVNE).

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Beginnt man einen Makerspace damit, nur zu reden, können Maker, die schüchtern sind, ihre Fähigkeiten weniger einbringen, als wenn man direkt anfängt, zu machen, so die Erfahrung von Chaves. Das Wichtigste für einen Makerspace ist es nicht, teure technische Geräte zu haben, sondern engagierte Maker zu gewinnen. Geräte mit einer zu hohen Einstiegshürde – etwa 3D-Drucker und Lasercutter – können Interessierte sogar eher abschrecken. Das gilt besonders für Gebiete wie die Favelas, in denen die Anwohner generell wenig Zugang zu Technik haben und selbst ein Handy als Luxus gilt.

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Um den Makern eine Plattform zum Arbeiten ohne Betreuung zu geben, ist das ICVNE inzwischen deutlich häufiger und länger geöffnet – und es gibt einen fest angestellten Betreuer. Dadurch sind viel mehr eigene neue Projekte der Besucherinnen und Besucher entstanden. Es wird auch ein eigenes Community-Radio betrieben – am Rande der Legalität.

Die Raumsituation ist speziell: Der Makerspace befindet sich in einer Garage, die zu Beginn noch nachts für ein parkendes Auto geräumt werden musste. Im Moment wird ein durch Spenden finanziertes, eigenes Gebäude aufgebaut.

  • Einen Mitschnitt des Vortrags (auf englisch) gibt es in der Rohfassung zum Download. Im Video beginnt der Vortrag bei 0:15:14, der Ton ist leider erst ab 0:20:22 aufgezeichnet.

(pek)