Nordkorea zündet Wasserstoffbombe

In Nordkorea wurde künstlich ein Erdbeben verursacht. Nach Angaben der nordkoreanischen Nachrichtenagentur hat das Regime seine erste Wasserstoffbombe ausgelöst.

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Zwei Statuen

Statuen von Kim Il Sung und Kim Jong Il. Die verstorbenen Despoten werden in der Erbdiktatur als Übermenschen verehrt.

(Bild: 
J.A. de Roo)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Nordkorea hat in der Nacht auf den heutigen Mittwoch erstmals eine Wasserstoffbombe gezündet. Das berichtet die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur (KCNA). "Der Test bedeutet eine höhere Stufe der Entwicklung der Nuklearmacht der Volksrepublik", heißt es in der Mitteilung. Das US Geological Survey (USGS), eine wissenschaftliche Einrichtung des US-Innenministeriums, hat ein zu dem Waffentest passendes Erdbeben registriert.

Epizentrum des künstlichen Erdbebens laut USGS. In der Nähe befindet sich das nordkoreanische Atomwaffentestgelände Punggye-ri.

(Bild: USGS)

Dessen Epizentrum wurde im Nordosten Nordkoreas verortet. Laut KCNA erfolgte die Explosion um 10 Uhr Ortszeit. Das passt zum Zeitpunkt des Erdbebens laut USGS (1:30 UTC).

"Es wurde bestätigt, dass der Test der H-Bombe sicher und perfekt durchgeführt wurde und keine abträgliche Auswirkungen auf die Umwelt hatte", behauptet die KCNA. Die Schuld für die Aufrüstung schiebt sie den USA zu, die mit ihren Atomwaffen die Volksrepublik erpressen würden.

Da kommt die Enthüllung gelegen, dass die USA vor sechzig Jahren Pläne für weltweite Nuklearschläge gemacht haben. Durch gezielte Atombombenabwürfe auf Städte sollten die Gegner vernichtet werden. Alleine für die DDR wurden 200 Ziele ausgemacht. Natürlich stand auch Nordkorea im Visier der US-Militärs.

Auch die Kritik an den horrenden Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea wird als Ausrede für den Test der "H-Bombe der Gerechtigkeit" benutzt. Der Begriff Menschenrechte wird stets unter Anführungszeichen gesetzt. Damit wird die Ablehnung der Idee allgemein gültiger Menschenrechte verdeutlicht.

Das eigene Land bezeichnet die KCNA als "ehrlich friedliebenden Staat, der alle Anstrengungen unternommen hat, den Frieden auf der koreanischen Halbinsel und die Sicherheit in der Region vor dem bösartigen Atomwaffenkriegszenario der USA zu schützen."

Gleich im folgenden Satz wird mit der Weitergabe von Nukleartechnologie an Dritte gedroht. Und die "nukleare Abschreckung der Gerechtigkeit" (sic) soll durch Vergrößerung und Verbesserung des Atomwaffenarsenals vorangetrieben werden.

Auch in seiner Neujahrsansprache am 1. Januar hatte Diktator Kim Jong Un zur "Steigerung der politischen und militärischen Macht der Republik in jeder Weise" aufgerufen. Die Waffenindustrie des Landes solle "verschiedene Mittel für Militärschläge" entwickeln und in größerer Zahl herstellen, "die in der Lage sind, unseren Feind zu übermannen."

Bereits 2014 hatte Nordkorea eine "neue Form" von Atomwaffentests angekündigt. Davor, 2006, 2009 und 2013, hatte Nordkorea kleinere Atombomben gezündet, die aber keine Wasserstoffbomben gewesen sein dürften. Die Bombe aus 2013 soll etwa halb so stark gewesen sein wie die von den USA 1945 auf Hiroshima geworfene Atombombe. Wasserstoffbomben setzen durch Kernfusion ein Vielfaches an Energie frei als klassische Atombomben mit gleicher Menge reagierenden Materials.

Weil für die Auslösung der Kernfusionen einer Wasserstoffbombe viel Energie erforderlich ist, gibt es davor zwei Explosionen: Wie bei einer klassischen Atombombe werden durch eine chemische Explosion Kernspaltungen ausgelöst. Die dabei freigesetzte Energie löst wiederum die Kernfusionen aus. Es gibt auch H-Bomben mit einer zweiten Kernfusionsstufe.

Die wichtigsten Reaktionsmaterialien einer Wasserstoffbombe sind, neben dem chemischen Sprengstoff, Plutonium oder Uran für die Kernspaltung sowie Lithiumdeuterid und Tritium für die Kernfusion. Deuterium und Tritium sind Wasserstoffisotope. Daher der Name Wasserstoffbombe. (ds)