Marokko: Protest gegen Blockade von VoIP-Telefonaten über WhatsApp & Co.

Kunden von drei großen Providern in Marokko können seit Ende des Jahres nicht mehr über VoIP-Dienste wie Skype, WhatsApp und Viber telefonieren. Die zuständige Behörde sagt, den Diensten fehle die notwendige Lizenz, doch die Kritik wird immer lauter.

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Marokko: Proteste gegen Blockade von VoIP-Telefonaten über WhatsApp & Co.
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Eine seit Wochen anhaltende Blockade verschiedener beliebter VoIP-Anwendungen für Smartphones zieht in Marokko weiter heftige Kritik auf sich. Bereits seit Ende des Jahres können Kunden der Provider Maroc Telecom, Meditel und Inwi keine Anrufe über WhatsApp, Skype, Facetime oder vergleichbare Dienste tätigen, berichtete die marokkanische Wochenzeitung Telquel. Mit einem Boykottaufruf organisiere nun aber der Youtube-Stars Amine Gharib den Protest, berichtet die Moroccan Times. Alle Kunden der drei Provider sollten am 16. und 17. Januar ihre Mobiltelefone ganz abschalten, fordere der in einem viel gesehenen Video.

Anfangs war unklar, wer genau für die Blockade der VoIP-Dienste verantwortlich war. Viele Nutzer hatten in sozialen Medien geklagt, dass sie nicht mehr über Internet-Dienste telefonieren konnten und erst dann erkannt, dass andere genauso betroffen waren. Schließlich hatte der Chef von Maroc Telecom gesagt, dass nicht die Provider sondern die nationale Telekommunikationsbehörde ANRT (Agence Nationale de Réglementation des Télécommunications) hinter der Blockade stecke. Die hatte danach erläutert, dass die VoIP-Anwendungen nicht über die notwendigen Lizenzen verfügten, um Telefondienste anzubieten.

Nicht nur der Boykott-Aufrufer Amine Gharib mutmaßt jedoch, dass die Lizenzfrage nur vorgeschoben ist. Immerhin wurden derartige Dienste lange toleriert, während die Menge an herkömmlichen Telefonaten und damit verbundener Einnahmen immer weiter zurück ging. Telefonate über VoIP-Dienste kosten die Kunden nichts, lediglich das anfallende Datenvolumen müssen sie gegebenenfalls extra bezahlen. Gharib erklärt der Moroccan Times zufolge, dass das Internet allen gehöre und niemand das Recht habe, es zu blockieren: "Wenn Sie heute VoIP verbannen, wer weiß, welche Entscheidung sie morgen treffen."

Gegenwärtig werden in Marokko nur Gespräche über VoIP-Dienste verhindert, die über mobile Internetverbindungen laufen. Bald aber sollen auch Internettelefonate über WLAN-Anbindungen verhindert werden, berichtet inzwischen Morocco World News. Unterdessen erläutern andere Nachrichtenportale bereits, wie man die Blockade mit VPN-Diensten umgehen kann. In dem Land kommen auf 100 Einwohner nur 8 Festnetzanschlüsse, aber 138 Mobilfunkverträge, schreibt die CIA in ihrem World Factbook. 60 Prozent der Bevölkerung haben demnach Zugang zum Internet. (mho)