Facebook: Hasskommentare werden nun in Deutschland geprüft

Facebook will angeblich nun doch Angestellte in Deutschland für die Suche und Löschung von Hetze bezahlen. Diese Woche hatte das Portal bereits Seiten von Ausländer- und Islamfeinden in Deutschland und Tschechien gelöscht.

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Von
  • dpa

Facebook will Hasskommentare künftig von Deutschland aus prüfen und gegebenenfalls löschen lassen. Das berichtet der Spiegel und erklärt, dass die Bertelsmann-Tochter Arvato zu diesem Zweck bereits Mitarbeiter in Berlin eingestellt habe. Insgesamt soll demnach eine dreistellige Zahl von Personen Inhalte in dem Netzwerk prüfen. In den vergangenen Monaten war die Kritik an Facebook immer lauter geworden. Gelöscht werden zwar regelmäßig zum Beispiel Nacktbilder, aber viele rassistische und eindeutig rechtswidrige Inhalte blieben trotz Beschwerden stehen. Geprüft hatten laut Facebook zwar Muttersprachler, Nachweise dafür hatte das Unternehmen aber nicht geliefert.

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Zum Thema Online-Hass und Hate Speech siehe in der c't:

Anfang der Woche hatte das Portal die Seite der Partei "Die Rechte" gesperrt. Wie die rechtsextreme Partei mitteilte, wurde die Facebook-Seite des Bundesverbands gelöscht. Als Grund seien "(nicht näher bezeichnete) Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen" angegeben worden. Auch andere Facebook-Profile der Partei wurden demnach gelöscht.

Danach hatte Facebook in Tschechien für Diskussionen gesorgt, als die Seiten einer islamfeindlichen Initiative blockiert wurden. Einer der Initiatoren der Sperrung, der Brünner Politologe Pavel Pecinka, verteidigte den Schritt. "Das ist eine Möglichkeit, wie man für eine gewisse Zeit den Fluss ihrer Propaganda unterbrechen kann", sagte der Wissenschaftler der Zeitung Právo. Er berichtete von Drohbriefen und -anrufen. Unbekannte hätten zudem in seinem Namen erotische Kleinanzeigen aufgegeben und Kredite bei Banken beantragt, fügte er hinzu.

Die Initiative "Wir wollen keinen Islam in Tschechien" (IVCRN) nannte die Abschaltung ihrer Facebook-Seite mit 163.000 Anhängern indes einen Akt der Zensur und einen Angriff auf die Informationsfreiheit. Der Anführer der Islamgegner, der Hochschuldozent Martin Konvicka, hatte in einem Eintrag unter anderem gedroht, man sollte nach einem Wahlsieg "Muslime zu Fleisch- und Knochenmehl zermahlen".

Die auflagenstarke Zeitung Mladá fronta Dnes aus Prag stellte sich in einem Kommentar dennoch hinter die umstrittene Gruppe: Es sei "lächerlich", dass der Islamische Staat über Facebook Kämpfer anwerben könne, aber die IVCRN-Seite abgeschaltet werde, meinte das Blatt. (mho)