Bitcoin-Entwickler sieht Kryptowährung gescheitert

Mike Hearn, einer der Bitcoin-Entwickler, sieht die Kryptowährung als gescheitert an und verlässt das Projekt. Er kritisiert ungeklärte Zuständigkeiten in der Leitung und fürchtet um die Zukunft der Währung.

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(Bild: dpa, Jens Kalaene)

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Der frühere Bitcoin-Entwickler Mike Hearn rechnet in einem ausführlichen Blogeintrag mit der Kryptowährung ab und erklärt, warum das Projekt seiner Meinung nach gescheitert ist. Entscheidend sei ein Wandel der vormals transparenten und offenen Community in den vergangenen Monaten, wobei mittlerweile "zügellose Zensur und Angriffe" ("rampant censorship and attacks") unter den Beteiligten die Regel geworden seien. Er beende deshalb seine Mitarbeit an dem Projekt.

Insbesondere habe nach dem Ausscheiden des Gründers Satoshi Nakamoto keine richtige Führung des Projekts mehr existiert. Der als Nachfolger vorgesehe Gavin Andresen hatte weitere Entwickler dazugeholt, weil er die Aufgabe nicht allein übernehmen wollte. Hearn bemängelt, die Zuständigkeiten seien nicht eindeutig geregelt worden, weshalb notwendige Entscheidungen unterblieben seien. Das habe zudem die technische Infrastruktur beeinträchtigt, die mittlerweile kurz vor dem Kollaps stehe.

Damit könnte sich die latente Spaltung des Bitcoin-Projekts vertiefen, die bereits im August 2015 durch eine eigene Client-Software (Bitcoin XT) von Hearn und Andresen eingeleitet wurde. Der Streit drehte sich um die Blockgröße, mit der die Transaktionen in dem dezentralen Verzeichnis der Blockchain verarbeitet werden: Sie liegt bislang bei einem Megabyte, was laut Hearn etwa drei Transaktionen pro Sekunde erlaubt und seiner Ansicht nach zu langsam ist. Sein Fork setzte die Blockgröße auf 8 Megabyte herauf, was bis zu 24 Transaktionen ermöglichen soll. Die Umstellung der Bitcoin-Miner auf den neuen Client kam jedoch nicht wie von Hearn erhofft voran.

Während Hearn das Handtuch wirft, hat Gavin Andresen einen neuen Alternativ-Client namens Bitcoin classic vorgelegt, der eine Blockgröße von 2 MB vorsieht. Der Vorschlag soll bereits die Unterstützung großer chinesischer Bitcoin-Miner haben. Ebenfalls gibt es noch eine weitere Alternative namens Bitcoin unlimited, die auch größere Blöcke vorsieht.

Derweil gehen die Entwickler des Standardclients Bitcoin Core andere Wege. Ihr Vorschlag namens "segregated Witness" soll unter anderem eine bessere Performance und schlankere Transaktionen erreichen, so dass diese 25 bis 30 Prozent weniger Platz in einem Block einnehmen. Hearns Vorschlag und andere Alternativclients zielen auf einen Hard Fork – sobald eine gesetzte Mehrheit der Miner den neuen Client nutzt, würden diese wohl eine Version der Blockchain erzeugen, die Miner mit alter Software ausschließt. Die Core-Entwickler lehnen genau dies ab und setzen auf einen Soft Fork mit Kompabilität zwischen alter und neuer Softwareversion.

Die der Bitcoin-Währung zugrunde liegende Blockchain-Technik – ein dezentrales Kassenbuch mit einer unendlichen Kette von Transaktions-Datenblöcken – hat unabhängig von der Bitcoin-Währung das Interesse der Finanzbranche geweckt. Eine Gruppe von internationalen Banken hat das US-Start-up R3CEV gegründet, das diese Technik weiterentwickeln soll und bei dem Mike Hearn mittlerweile arbeitet. Manche Beobachter in der Community sehen einen Zusammenhang zwischen Hearns Generalabrechnung und seinem neuen Arbeitsplatz. (tiw)