Rekordjahr für Windparks auf See - künftiger Zuwachs aber geringer

Im vergangenen Jahr gingen so viele Windparks auf See ans Netz wie nie zuvor. In dem Tempo wird es aber nicht weitergehen, sagt die Offshore-Branche. Der Zuwachs 2015 sei einmalig gewesen. Und mit der nächsten EEG-Reform ändern sich auch die Bedingungen.

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Rekordjahr für Windparks auf See - Künftiger Zuwachs aber geringer
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Der Ausbau der Windenergie auf See wird nach einem Rekordjahr in Deutschland an Tempo verlieren. Nach Einschätzung der Branche werden im laufenden Jahr neue Offshore-Windenergie-Anlagen mit einer Leistung von 700 Megawatt neu ans Netz gehen – was weniger als einem Drittel des Vorjahreswertes entspricht.

Der ungewöhnlich hohe Zubau mit neuen Anlagen in Nord- und Ostsee im Jahr 2015 sei eine Ausnahme und Folge eines Nachholeffekts, stellten mehrere Branchenverbände am Montag in Berlin klar. Von der Politik fordert die Offshore-Industrie größere Ausbauziele als im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geplant.

Der Ausbau der Offshore-Windenergie erforderte bisher hohe Subventionen, die über die EEG-Umlage von Stromkunden zu tragen sind. Die Zukunft der Offshore-Windenergie hängt auch von der nächsten EEG-Reform ab. Ab 2017 soll die Förderung über feste Vergütungen des Stroms abgelöst werden durch Ausschreibungen, bei denen der günstigste Anbieter den Zuschlag erhält.

2015 war aufgrund von "Nachholfeffekten" ein Rekordjahr, so die Verbände.

(Bild: Deutsche Windguard)

Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Offshore-Windenergie, des Bundesverbandes Windenergie, die Stiftung Offshore-Windenergie, des Maschinenbau-Verbandes VDMA und der Windenergie-Agentur WAB wurden 2015 auf See mehr als acht Terawattstunden Strom produziert. Dies entspreche dem Strombedarf von mehr als zwei Millionen Haushalten oder etwa 1,4 Prozent der Bruttostromversorgung in Deutschland.

Windparks an Land lieferten 2014 mehr als neun Prozent des Stroms. Im vergangenen Jahr speisten den Angaben zufolge 546 Windkraftanlagen auf See mit einer Leistung von gut 2282 Megawatt erstmals Strom ins Netz. Ende 2015 waren damit 792 Offshore-Anlagen mit einer Gesamtleistung von fast 3295 Megawatt am Netz – ein Plus von 225 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weitere 41 Anlagen mit 246 Megawatt Leistung seien 2015 zwar vollständig errichtet worden, aber noch nicht angeschlossen. Hinzu kämen 122 Fundamente für Neu-Anlagen.

(Bild: Deutsche Windguard)

Weil der Wind auf dem Meer stetiger und häufiger weht als an Land, liefern Windräder auf See mehr Strom und sind besser ausgelastet. Sie gelten wie Atom- und Kohlekraftwerke als "grundlastfähig", können also den Versorgungssockel absichern. Strom aus Offshore-Windkraft ist teurer als aus Braun- oder Steinkohle – aber Experten zufolge nicht mehr wesentlich teurer als Strom aus Windkraftanlagen an Land oder aus Gaskraftwerken.

Die Eckpunkte von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) für das EEG 2016 nennen den Angaben zufolge ein Ausbau-Ziel von 11.000 Megawatt im Jahr 2025. Dies würde einen jährlichen Zubau von knapp 700 Megawatt bedeuten, heißt es. "Jedoch erst ein kontinuierliches jährliches Ausbauvolumen von mindestens 900 Megawatt ab 2021 würde die Grundlage dafür bilden, die Kosten der Offshore-Windenergie zu senken", fordern die Branchenverbände.

Offshore-Windkraftanlagen in Nord- und Ostsee Anfang 2016.

(Bild: Deutsche Windguard)

Außerdem fordern die Verbände verlässliche Rahmenbedingungen und dass die Onshore-Windenergie nicht durch den Ausbau der Offshore-Windenergie gedeckelt wird. "Alle Technologien sind auf langfristige Planungsgrundlagen und verlässliche Zielvorgaben angewiesen," heißt es. Die Deckelungs-Formel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie würde die Branche "stark verunsichern". (mit Material der dpa) / (kbe)