Datenleck: Banken tauschen Zehntausende Kreditkarten aus

Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, doch sie beunruhigt viele Bankkunden: Weil Kriminelle versuchten, an Daten von Kreditkarten zu kommen, tauschen mehrere große Banken die Karten aus.

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Kreditkarte von Mastercard

(Bild: dpa, Oliver Berg/Archiv)

Lesezeit: 3 Min.
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Ein Datenleck bei einem Dienstleister zwingt mehrere Banken zum Austausch Zehntausender Kreditkarten. Die Postbank tausche derzeit die Karten von 55.000 Kunden aus, sagte eine Sprecherin dem Handelsblatt. Sie betonte, Kunden werde kein Schaden entstehen. Die Commerzbank hat nach eigenen Angaben 15.000 Kunden neue Karten geschickt, bei der Tochter Comdirect wurden nach Informationen der Zeitung 20.000 Plastikkarten ausgetauscht. Ob Kreditkarten bereits von Kriminellen missbraucht wurden, ist derzeit nicht bekannt.

"Andere Banken sind ebenfalls betroffen“, schrieb die Commerzbank am Mittwoch im Kurznachrichtendienst Twitter. Ob weitere Institute ebenfalls in größerem Umfang Kreditkarten austauschen, war zunächst unklar. Ein Commerzbank-Sprecher sagte am Mittwoch in Frankfurt: "Wir haben vorsorglich Kreditkarten ausgetauscht, weil wir von einem Dienstleister informiert wurden, dass es möglicherweise zu Missbrauchsfällen kommen könnte.“ Die Comdirect will die betroffenen Karten nach Angaben einer Sprecherin bis Ende Januar ersetzen.

"Von der Kreditkartenorganisation haben wir Hinweise erhalten, dass Dritte möglicherweise unberechtigt in den Besitz von Kreditkartendaten gelangt sein könnten“, heißt es in einem Schreiben der Commerzbank an betroffene Bankkunden, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. "Um der Gefahr einer missbräuchlichen Verwendung vorzubeugen, tauschen wir Ihre Karte vorsorglich aus."

Zwar machen die 15.000 Karten nur einen sehr kleinen Teil aller Karten aus, die die Commerzbank an ihre knapp zwölf Millionen Privatkunden ausgegeben hat. Dennoch ist ein Austausch in dieser Größenordnung nichts Alltägliches.

Dem Vernehmen nach warnten Visa und Mastercard die Institute vor dem möglichen Ausspionieren sensibler Kartendaten. Kreditkartenanbieter informieren Banken schon beim Verdacht auf mögliche Datenlecks. Manche Institute tauschen Karten dann sofort aus, das machen aber nicht alle Banken so. Kunden müssen sich normalerweise keine Sorgen machen: In der Regel übernimmt ihre Bank den Schaden, wenn Kriminelle geklaute Kartendaten missbräuchlich verwenden.

Visa Europe erklärte, das Unternehmen arbeite "eng mit den Betroffenen und den entsprechenden Finanzinstituten zusammen, um den kartenausgebenden Banken gefährdete Konten zu melden, damit sie alle nötigen Schritte zum Schutz der Kunden einleiten können". Mastercard verwies auf Anfrage an die Commerzbank.

[UPDATE, 21.01.2016 11:15]

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, tauschen aktuell auch die Landesbank Berlin und die Hypo-Vereinsbank Kreditkarten aus. Eine Sprecherin der Landesbank Berlin teilte mit, dass es aktuell nicht sicher ist, um es sich um denselben Fall wie bei der Commerzbank und Postbank handelt. Der Hypo-Verinsbank zufolge, analysiere man die Lage derzeit noch.

[UPDATE, 21.01.2016 12:00]

Kunden der Volksbank sind ebenfalls vom Kreditkarten-Austausch betroffen; das teilte uns ein Leser mit. Auch diese Bank formuliert die Begründung dafür vorsichtig. Wie viele Kunden betroffen sind, ist derzeit nicht bekannt.
(axk)