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CeBIT 2016: Digitalisierung aus allen Rohren

Bald startet die CeBIT 2016. Bei einer Preview-Veranstaltung in Hannover stellte die Deutsche Messe AG als CeBIT-Ausrichterin jetzt die Leitthemen vor: Digitalisierung, Digitalisierung, Digitalisierung.

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CeBIT 2016: Preview-Veranstaltung

Oliver Frese, Vorstandsmitglied der Deutschen Messe AG, lässt beeindruckende Zahlen sprechen. 50 Trillion things - also 50 Billionen Gegenstände - wären dazu bereit, mit dem Internet verbunden zu werden.

(Bild: Peter-Michael Ziegler)

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  • Peter-Michael Ziegler
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Angesichts der Zahlen, die kurz vor dem Start der CeBIT 2016 (14. bis 18. März) im Umlauf sind, könnte einem fast schwindelig werden: 50 Billionen potenziell vernetzbare Gegenstände warten demnach nur darauf, in das sogenannte Internet of Things (IoT) integriert zu werden. Rund 100 Billionen US-Dollar sollen weltweit allein im Jahr 2016 in Cloud-Infrastrukturen und -Dienstleistungen investiert werden. Da nimmt sich der Haushalt der Bundesrepublik Deutschland mit 317 Milliarden Euro für 2016 ziemlich bescheiden aus.

Die Investitionen in Clouds werden sehr hoch eingeschätzt.

(Bild: Peter-Michael Ziegler)

Für den Veranstalter einer IT-Messe mit starker B2B-Ausrichtung, wie es die CeBIT heute ist, sind solche Zahlen natürlich Musik in den Ohren. "Kein Wirtschaftszweig bleibt vom rasanten Einzug der Digitalisierung unbetroffen", verdeutlichte Oliver Frese, Vorstandsmitglied der Deutschen Messe AG, bei einer CeBIT-Preview-Veranstaltung am Mittwoch in Hannover. Das gelte auch für Gesellschaft und öffentliche Verwaltung.

"Wir schreiben die Geschichte der CeBIT deshalb neu", sagte Frese. Die CeBIT verlasse den Status einer Computermesse und fokussiere sich künftig auf drei Säulen: Digitalisierung von Wirtschaft und Märkten, Digitalisierung von öffentlicher Hand und Verwaltung, Digitalisierung der Gesellschaft. Das sei kein kurzfristiger Trend, der schnell wieder verschwinde, unterstrich Frese.

Preview CeBIT 2016 (21 Bilder)

Vernetzung

CeBIT 2016: Alles wird vernetzt
(Bild: Peter-Michael Ziegler / heise online)

Vielmehr würden Big Data, Cloud- und Mobile-Anwendungen, Social Business sowie das Internet der Dinge schon jetzt "massiv" auf die Wertschöpfungsketten aller Wirtschaftszweige einwirken. Irgendwo dazwischen kommt dann auch der Mensch ins Spiel. Für die CeBIT-Macher sind das vor allem "Entscheider und Gestalter" einer digitalen Transformation, mit der sich natürlich auch Geschäfte machen lassen soll.

Auch der Leiter des Branchenverbands Bitkom, Bernhard Rohleder, weist auf einen veränderten Markt hin. Der technologische Umbruch werde innerhalb kürzer Zeit ganze Industrien erfassen und verändern. Die Einführung des 3D-Drucks in der industriellen Produktion beim Flugzeughersteller Airbus am gleichen Tag in Varel sei ein aktuelles Beispiel: "Das ist sensationell: was das bedeutet, das kann man sich noch gar nicht vorstellen." Drei Viertel der IT-Unternehmen (74 Prozent) erwarten nach einer Bitkom-Umfrage für das erste Halbjahr steigende Umsätze. Für das Gesamtjahr 2016 erwarten 81 Prozent aller IT- und Telekommunikationsunternehmen ein Umsatzplus.

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Durch die Digitalisierung, so Rohleder, würden ganze Branchen verschwinden, andere neu entstehen. "Wird es in zehn Jahren noch Zahntechniker geben?", fragte er und antwortete mit Hinweis auf die Möglichkeiten moderner Produktionsverfahren wie den 3D-Druck: "Ich sage: Nein". Angesichts der zögerlichen Haltung vieler Unternehmer meinte Rohleder, die Messe müsse zentrale Weiterbildungsveranstaltung für die deutsche Industrie werden: "Die CeBIT ist für uns Druckbetankung in Sachen digitaler Transformation."

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Volker Kefer, sagte die Digitalisierung ändere Geschäftsmodelle – auch bei der Bahn mit ihren fünf Millionen Reisenden bei 25.000 Zugfahrten pro Tag. "In bestimmten Bereichen haben wir durchaus Verbesserungsmöglichkeiten", räumte Kefer ein. Ob automatische Schranken oder der Handel in den 5.400 Bahnhöfen mit ihren täglich 300.000 Besuchern: "Unsere Welt wird sich in absehbarer Zeit verändern."

Als Beispiel nannte er die 70.000 Weichen der Bahn, die jährlich eine Milliarde Stellbewegungen benötigten. Ähnlich wie bei Flugzeugmotoren könne man deren Daten sammeln und auswerten, um schon vor auftretenden Problemen eingreifen zu können. Hacker würden im Gegensatz zu früher zudem nicht mehr unbedingt mit Verfahren bedroht, sondern engagiert. "Wir als DB wollen uns öffnen, weil wir die Notwendigkeit zur Veränderung sehen", sagte der Bahn-Manager.

Der Leiter des schwedischen Biohacker-Verbands, Hannes Sjoblad, warb auf der Veranstaltung für den Einsatz digitaler Implantate im Alltag. Mit Hinweis auf einen Schlüsselbund meinte er: "Diese Technologie hat sich seit den Römern nicht geändert." Er selbst habe einen implantierten Chip im Finger, der Türen öffne. Bio-Implantate seien weitaus klarer und eindeutiger als etwa biometrische Daten. "Es gibt dem menschlichen Körper neue Fähigkeiten", meinte Sjoblad. Zahnärzte würden lediglich Plomben statt intelligente Chips implantieren. "Das sind Top-Immobilien", meinte er mit Hinweis auf seine Zähne.

Partnerland der CeBIT 2016 ist die Schweiz. Der Schweizer Nationalrat Franz Grüter betonte, die Messe sei für sein Land immer wichtiger geworden. Das drücke sich in einer kontinuierlich steigenden Ausstellerzahl aus. Für die Eidgenossenschaft habe die IT-Branche eine herausragende Bedeutung – sie exportiere heute zwölfmal mehr IT-Produkte als etwa Käse und Schokolade zusammengenommen. "IT ist ein zentraler Bestandtteil unsererer DNA – schließlich steckt auch IT in Switzerland drin", meinte der Politiker augenzwinkernd. (mit Material der dpa) / (kbe)